Massive Kehrtwende
Epic Companies wird zum Inkubator auf Sparflamme
Großer Umbau bei Epic Companies, dem Inkubator aus dem Hause ProSiebenSat.1. Das vor rund einem Jahr gestartete Unternehmen gibt sein ursprüngliches Konzept schon wieder auf. Zuletzt beschäftigte der Inkubator (mit seinen Portfolio-Unternehmen) rund 250 Mitarbeiter. Ein zentrales Team in Berlin steuerte dabei viele Angelegenheiten für seine Start-ups – etwa in Sachen Finanzen, Human Resources oder Marketing. Damit ist nun Schluss! Epic Companies verlagert einen Großteil seiner Mitarbeiter auf seine Start-ups. Die Holding werde aber nicht abgeschafft, ein zentrales Team soll das Unternehmen weiter führen, sagt Finn Hänsel, Chief Marketing Officer, zum radikalen Umbau gegenüber deutsche-startups.de.
Dass dieser massive Umbau, den Epic Companies nach außen als “kleine Änderung” verkauft, nicht ohne Entlassungen auskommt, dürfte jedem klar sein. Offiziell hält sich der Inkubator dazu sehr bedeckt – auch künftig soll Epic Companies (mit seinen Portfolio-Unternehmen) weiter so viele Mitarbeiter beschäftigen wie vorher – also 250. Diese Zahl verbreitete der Brutkasten zu seinem ersten Geburtstag. Zitat: “Der Berliner Company Builder beschäftigt über 250 Mitarbeiter aus 35 verschiedenen Nationen”. Rund ein Drittel davon war wohl beim Inkubator selbst beschäftigt. Aus dem Umkreis des Brutkastens sind dagegen andere Stimmen zu hören – von “Massenentlassungen” ist dabei die Rede. Dutzende Mitarbeiter sollen demnach bei Epic entlassen worden sein. Auch die Führungsebene wird wohl massiv ausgedünnt: Ein Mini-Inkubator braucht kaum noch einen Chief Marketing Officer oder einen Chief Financial Officer. Von einer PR-Abteilung gar nicht zu reden. Es werden somit nicht mehr viele übrig bleiben bei Epic Companies. Fast schon zynisch erscheint dieses Zitat von Mato Perics, Epic Companies-Chef, gegenüber der Berliner Morgenpost: “Wir wollen nicht in die Falle laufen, Unternehmen gründen zu müssen, um einen großen Overhead zu rechtfertigen. Das ist langfristig gefährlich.” Damit konnte vorher auch niemand rechnen.
Offiziell will Epic Companies mit diesem Umbau nicht weniger als seine Start-ups von der “Nabelschnur des Inkubators” ablösen und sich zudem auf seine “existierenden Ventures konzentrieren”. Den eigenen eigenen Ventures verspricht Peric dabei gegenüber Gründerszene “mehr Sicherheit, da sie künftig auf festangestellte Mitarbeiter zurückgreifen können”. Eine schöne Formulierung, wenn man dadurch als Holding sein Konzept aufgibt und gleichzeitig seine Kosten auf seine Start-ups abwälzt. Zudem erscheint eine solche Umstrukturierung mehr als merkwürdig, immerhin wollte Epic-Macher Peric pro Jahr mindestens fünf Start-ups aufzubauen – so zumindest seine Ankündigung im Februar des vergangenen Jahres. Zudem verkündete Peric noch vor wenigen Wochen eine große Internationalisierung an: “Konkrete Diskussionen mit namhaften Investoren und lokalen Partnern laufen bereits”. Externe Investoren suchte Epic Companies bereits längere Zeit – offenbar aber ohne Erfolg.
Epic Companies stand seit dem Start im Februar 2013 regelrecht unter Feuer: Im Portfolio von Epic befinden sich momentan sieben Start-ups. Dies wären: Amorelie (nur eine Beteiligung), Discavo, Department47, Gymondo, Petobel, TodayTickets und Valmano. Wobei Department47, ein Shop für exklusive Mode, erst kürzlich online ging. Beim Start des Projektes hieß es, man wollte 2014 noch zwei weitere Projekte umsetzen. Hänsel kündigt aktuell zumindest noch den Start eines Start-ups in diesem Jahr an. Nach unseren Informationen läuft diesen unter dem Arbeitstitel Curvy – was wohl auf einen Shop für Übergrößen deutet. Zudem beteuert Hänsel, dass man 2014 mehr in seine Start-ups investieren werde, als im 2013. Hoffentlich sind dies mehr als Durchhalteparolen eines gestrauchelten Firmenausbrüters. Epic Companies ist somit irgendwie gescheitert. Vom Anspruch, mit Epic Companies in der Champions League der deutschen Gründerszene, mitspielen zu wollen, kann sich ProSiebenSat.1 auf jeden Fall verabschieden. Schade! Auch für den Standort Berlin.
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