“Von meinem Taschengeld habe ich nichts ausgegeben”
Kevin Walke war sieben Jahre alt, als seine Eltern den ersten Computer anschleppten. Die Anfangsfaszination blieb: Als Zehnjähriger erstellte er erste Webseiten, die nötigen Befehle suchte er sich über Suchmaschinen zusammen. Als jemand, der selbst ständig Foren abgraste, programmierte er ein Hostingscript für die Forensoftware Woltlab Burningboard und stellte die Lizenz bei Ebay ein: „Spätestens da merkte ich, dass in diesem Bereich Geld zu verdienen ist“, erzählt der Jungunternehmer.
Die erste Forensoftware verkaufte er über Ebay
Ab diesem Zeitpunkt liefen die Geschäfte. Immer wieder bot der Schüler über Ebay die Lizenz für seine Software an, „spätestens nach 20 Minuten war sie verkauft“. Als er seinen Eltern von der Idee erzählte, unternehmerisch tätig zu werden, konnten sie damit zunächst nichts anfangen. Dann legte er ihnen die Ebay-Verkäufe vor und freute sich über die erstaunten Gesichter. Kurze Zeit später, da war er 14, gründete Walke mit Hilfe seiner Eltern das Unternehmen WalkeNewMedia (www.walkenewmedia.de).
“Mein Taschengeld habe ich als Kapitalanlage betrachtet”
Heute sagt Walke, ohne die großartige Unterstützung seiner Eltern wäre dieser Werdegang nicht möglich gewesen. Seine Mutter kümmerte sich um die nötigen Unterlagen, stellte den Antrag beim Vormundgericht, half bei der Gewerbeanmeldung. „Meine Eltern haben mich das meiste alleine machen lassen und nie eingegriffen, weil sie mir vertrauten. Aber wenn ich ihre Hilfe benötigte, waren sie da“, drückt der Jungunternehmer seine Dankbarkeit aus.
Statt Zeitungen auszutragen oder Ferienjobs anzunehmen saß Walke im Keller und programmierte. Im Vergleich zu dem, was andere 14-Jährige nebenbei verdienten, konnte er nicht klagen. „Ich habe trotzdem fast nichts ausgegeben“, lacht er. „Das meiste habe ich gespart und als Kapitalanlage betrachtet, weil mir immer klar war, dass ich später selbstständig sein und kein stupides Arbeitsleben führen will.“ Auch mit Webdesign versuchte er sein Glück, ließ es aber bald wieder sein. Statt dessen arbeitete er sich in den Bereich Webhosting ein, schrieb ein Verwaltungsscript für Webhostingprodukte und verkaufte es erneut über Ebay.
Gefragt: Reklamations-Software easyRMA
Der Durchbruch kam mit der Reklamations-Software easyRMA. Während seiner Ausbildung zum Mediengestalter programmierte und betreute Walke für eine Firma den Online-Shop. Als immer wieder Kunden wegen Reklamationen anriefen, entwickelte er 2010 die Software easyRMA. Damit können Kunden Beschwerdemanagement, Rücksendungen von Produkten und Garantieabwicklungen unkompliziert verwalten. Die Software ist bis heute das Vorzeigeprodukt von WalkeNewMedia. Mittlerweile gibt es neben dem Gründer acht Freiberufler, die 240 Kunden dauerhaft betreuen – darunter Hersteller von Navi-Systemen, Receivern, Hotel-Software und Waschanlagen.
Nun ist Walke 23 und feiert sein zehnjähriges Firmenjubiläum – auf seine Weise. Partygänger ist er auch heute noch nicht. „Ein Nerd bin ich aber auch nicht, meine Eltern haben immer auf Ausgewogenheit geachtet“, sagt er augenzwinkernd.
Wäre es nicht besser gewesen, in Silicon-Valley-Manier gleich die Schule abzubrechen und als Vollzeit-Gründer durchzustarten? „Manchmal frage ich mich schon, was gewesen wäre, wenn ich von Anfang an meine ganze Energie in mein Unternehmen gesteckt und mich nicht noch jahrelang auf die Schule konzentriert hätte“, gibt er zu. „Aber ich glaube, die Frühbildung hat mir auch nicht geschadet.“
Plan für 2014: “30 Prozent mehr Kunden als im Vorjahr”
Neben seinen Eltern war es ausgerechnet das Auktionshaus Ebay, das ihm anfangs zum Erfolg verhalf – zu einem Zeitpunkt, als die Plattform noch nicht von Power-Sellern überschwemmt wurde. „Ich werde nie vergessen, wie ich mit klopfendem Herzen die Auktionen verfolgte und jedes Mal kurz vor dem Herzinfarkt stand“, berichtet Walke, der mit seiner Firma in Gifhorn sitzt.
Das Ziel für 2014 sieht so aus: „Wir wollen 30 Prozent mehr Kunden gewinnen als im Vorjahr.“ Und sich weiterhin klar abheben von den Firmen, die SAP-Lösungen für Großunternehmen anbieten. „Unsere Zielgruppe ist der Mittelstand, produzierende Unternehmen sowie Online-Shops“, erklärt Walke. Daran, dass ihm zahlreiche Start-ups mit Cloud-basierten Lösungen den Rang ablaufen könnten, glaubt er nicht: „Viele Kunden wollen irgendwann dann doch eine interne Lösung auf dem eigenen Server – und dann kommen sie zu uns.“