Start-up-Szene Hamburg
Hamburg Startups legt sich für das Ecosystem Hamburger Start-ups ins Zeug
Wenn man die Berichte in den Medien verfolgt, fragt man sich manchmal, ob es in Deutschland eigentlich auch außerhalb Berlins Start-ups und eine Gründerszene gibt. Jedem, der daran zweifelt, sei ein Geheimnis gesteckt: Ja, gibt es. Und zwar an vielen Orten Deutschlands und mit teilweise regen Aktivitäten.
In Hamburg zum Beispiel tobt das schiere Start-up-Leben. Wer sich in der Digitalwirtschafts- und Start-up-Szene Hamburgs tummelt, kann gar nicht daran vorbeigucken: Es brodelt und knistert an alles Ecken und Enden, fast täglich poppen neue Start-ups, Acceleratoren, Inkubatoren, Initiativen, Fördermaßnahmen und Events rund um Start-ups auf.
Allerdings bekommt die Öffentlichkeit, die nicht so tief in die Szene eintaucht, davon kaum etwas mit. Und: Vielen der Gründer und Start-up-Interessierten fehlte bisher eine zentrale Anlaufstelle zur Vernetzung – viele kochen ihr eigenes Start-up- oder Initiativen-Süppchen.
Das ist jetzt anders. Denn jetzt gibt es Hamburg Startups – seit dem 26.03.2014 firmiert das Projekt von Sina Gritzuhn, Tim Jaudszims und Sanja Stankovic unter der HHS Net UG (haftungsbeschränkt).
Drei Ziele treiben die Macher von Hamburg Startups vor allem an:
- Die Hamburger Gründer und ihre Start-up-Ideen sollen im realen Leben und im Netz deutlicher wahrgenommen werden. Das dient der Reputation und Sichtbarkeit der einzelnen Start-ups, aber auch der Hamburgs als Stadt innovativer Gründer im Bereich der Digitalwirtschaft.
- Das große Start-up-Ökosystem der Hansestadt soll deutlich besser vernetzt werden, um voneinander zu profitieren und sich gegenseitig zu stärken
- Es soll repräsentative und belastbare Zahlen über die Anzahl der Start-ups und über die Gründer Hamburgs geben. Es kann nicht sein, dass Berlin mit dem Report der IBB aus 2013 über repräsentativere Zahlen zur Hamburger Start-up-Landschaft verfügt als die Hansestadt selbst.
Schon in ihrer ‘offenen Beta-Version’ ;-) – also vor dem Notar-Termin – hat Hamburg Startups ordentlich vorgelegt:
Seit Sommer letzten Jahres arbeitet das Team bereits aktiv daran, die Hamburger Gründerszene zu unterstützen: Mit dem erfolgreichen Pitch Startups@Reeperbahn im Rahmen des Reeperbahn Festivals 2013, der SXSW-Edition des Startups@Reeperbahn-Pitches in Austin, Texas, dem Startup Day auf der Social Media Week 2014 oder dem Hamburg Startups Who’s Who wurden bereits erste Projekte umgesetzt.
Insgesamt konzentriert man sich bei Hamburg Startups auf vier Tätigkeitsfelder:
- Events für Hamburger Start-ups und Investoren,
- die Entwicklung eines Startup Monitors,
- Redaktion zu Themen rund um die lokale Gründergemeinschaft und
- Vernetzung der Hamburger Start-up-Szene untereinander.
Events: Auch in diesem Jahr wird am 18.09.2014 wieder der Startups@Reeperbahn Pitch im Rahmen des Reeperbahn Festivals stattfinden. Außerdem sind eigene regelmäßige Networking- Events und Event-Kooperationen für Gründer, Gründungswillige, Gründungsinteressierte, potentielle Partner und Freunde geplant.
Definition des Begriffs ‘Start-up’ und Hamburg Startups Monitor: Wie viele Startups gibt es in Hamburg? Wann wurden sie gegründet und von wem? Wie entwickeln sie sich und welchen wirtschaftlichen Impact haben sie? Welchen Herausforderungen müssen sich die Gründer in der Hansestadt stellen? Und was ist überhaupt ein Start-up? All diese Fragen sind bisher ungeklärt.
Diesen Mangel an repräsentativen Daten soll der Hamburg Startups Monitor nachhaltig ändern. Dazu arbeitet Hamburg Startups zunächst einmal an einer Definition des Begriffs ‘Start-up’, die für die verschiedenen Stakeholder der Gründerszene in Hamburg aber auch national anwendbar und passend ist.
Man erarbeitet gerade ein Definitions-Benchmarking und Stakeholder-Interviews, um den Grundstein für eine repräsentative Begriffs-Definition zu legen. Dabei wird Hamburg Startups von der Hochschule Fresenius und dem Startup Dock der TUHH als wissenschaftliche Partner unterstützt.
Bisher arbeitet man mit einer vorläufigen Bezeichnung, die grob umreißt, was ein Hamburger Start-up ist: Das Unternehmen…
- ist jünger als 5 Jahre
- widmet sich einem innovativen und vornehmlich technisch getriebenem Produkt oder Service
- hat ein wachstumsgeprägtes skalierbares Businessmodell
- ist ins Handelsregister eingetragen und gegründet im Großraum Hamburg.
Unternehmen mit mehr als 50 % Honoraranteil, mit traditionellem, gewerblichen oder handwerklichen Kerngeschäft und dem Geschäftszweck, sich an anderen Unternehmen zu beteiligen, werden nicht als Start-ups im Sinne der Definition bezeichnet.
Parallel dazu entwickelt das Hamburg Startups-Team derzeit den Startup Monitor, eine Datenbank, die sämtliche Hamburger Start-ups enthält und jede Gründung mit eigenem Website-Profil präsentiert. Die Gründer werden zudem regelmäßig zu relevanten Wachstumskennziffern im Rahmen eines Monitors befragt. Geplant ist bis zum Ende des Jahres die erste umfassende Erhebung durchzuführen, um 2015 einen ersten Report über das Hamburger Ecosystem veröffentlichen zu können.
Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, dass im Herbst gelauncht werden kann. Ein Softlaunch mit den ersten Start-up-Profilen ist für den Frühsommer angedacht.
Redaktionelle Unterstützung für das Hamburger Start-up-Ecosystem: Dreh- und Angelpunkt der Aktivitäten von Hamburg Startups sind die Website und das eigene Blog, in dem über Neuigkeiten aus der Hamburger Gründerszene berichtet wird.
Die Blogposts werden dann natürlich über die Social Media Kanäle bei Facebook, Twitter und Google+ verteilt, ebenso wie Meldungen anderer nationaler und internationaler Medien rund um das Hamburger Start-up-Ecosystem.
Vernetzung der Hamburger Start-up-Szene: Auch Events und redaktionelle Arbeit stehen unter anderem unter diesem Motto. Darüber hinaus arbeitet man an der immer stärkeren Vernetzung der verschiedenen Initiativen und Institutionen – mit dem Ziel, sich gegenseitig zu stärken statt zu kannibalisieren:
Auf der eigenen Website wächst aus diesem Grund der Hamburg Startups Who’s Who, der es allerdings noch sehr an Übersichtlichkeit fehlen lässt. Sich durch die als normale Blogposts chronologisch abgelegten Profile zu klicken, ist doch sehr mühsam. Hier ist in Sachen Nutzerfreundlichkeit noch deutlich Luft nach oben.
Ansonsten versteht sich Hamburg Startups als Mittler und Förderer für alle, die in die Hamburger Start-up Szene involviert sind. Zielgruppenrelevante Terminüberschneidungen der verschiedenen Initiativen sollen vermieden werden, man soll gegenseitig voneinander profitieren, die Energien des gesamten Ecosystems sollen gebündelt werden.
Sehr schlanke Kostenstruktur, viel Herzblut
Das Team von Hamburg Startups besteht aus (v.l.n.r) Sanja Stankovic, Sina Gritzuhn (GF) und Tim Jaudszims.
Während Sina Gritzuhn sich um die Redaktion (Blog und Social Media-Kanäle) und federführend um den Hamburg Startups Monitor kümmert, übernimmt Sanja Stankovic die Organisation und Umsetzung der Events, die Öffentlichkeitsarbeit und die Kooperationen. Tim Jaudszims ist für die Finanzen zuständig und kümmert sich zudem um strategische Partnerschaften und die weitere Vernetzung.
Zwar ist Hamburg Startups jetzt eine UG, aber dennoch hat das Ganze deutlich mehr von einem ehrenamtlichen Projekt als von einer auf Gewinn ausgerichteten Firma.
Man bemüht sich, die Kosten so gering wie irgend möglich zu halten, um möglichst viel der akquirierten Gelder den Zielgruppen zugutekommen lassen zu können.
So verzichtet man auf ein gemeinsames Büro und zwei der drei Gründer stemmen Hamburg Startups bisher komplett ehrenamtlich. Sanja Stankovic dazu: “Weil wir kein gemeinsames Büro haben, arbeiten wir dezentral zusammen. Viele Abstimmungsrunden über Mails, Calls und eine gemeinsame Dropbox sind eine große Herausforderung. Sina ist als Geschäftsführerin die einzige Vollzeitkraft – Tim und ich leben von unseren eigenen Projekten und Geschäften. Wir müssen uns gut abstimmen und aufeinander verlassen können, um die vielen Events, die Redaktion und den Monitor umgesetzt zu bekommen. Zum Glück ergänzen wir ziemlich gut, vertrauen uns gegenseitig und der Expertise der Einzelnen sehr.”
Dennoch gibt es eine unternehmerische Vision: “Kurz- und mittelfristig investieren wir alle viel Zeit und Liebe in den Aufbau von Hamburg Startups und erwarten nur eine Deckung der Fremdkosten für Events und sonstige Angebote über Förderung und Sponsoren.
Zum Glück gibt es schon jetzt einige Partner, die an uns glauben und uns finanziell, mit Sachleistungen oder anderen Beiträgen fördern. Dazu gehören bislang die Senatskanzlei Hamburg (Amt für Medien), das Startup Dock der TUHH, KPMG, die Hochschule Fresenius , Spiegel Online, die Kreativgesellschaft, IBM Global Entrepreneur, das Reeperbahn Festival bzw. die Inferno Events GmbH, die HASPA und EY.
Sobald die Daten des Monitors zunehmend repräsentativer und wertvoller werden und auch die Events für mehr Sponsoren attraktiv sind, wünschen wir uns durchaus, auch unternehmerisch erfolgreich zu agieren.
Tatsächlich ist es aber durch das viele positive Feedback auch sehr dankbar, etwas für den Standort Hamburg tun zu können. Und so profitieren wir alle auch von vielen tollen Kontakten und Erfahrungen, so dass der reine kommerzielle Erfolg gar nicht so sehr im Vordergrund steht.”
Die Roadmap
Auf die Frage, was Hamburg Startups für die nahe Zukunft auf der Agenda hat, antwortet Sanja Stankovic: “Im Frühjahr 2015 wollen wir den ersten Report über Hamburgs Startup-Szene veröffentlichen, um dann in regelmäßigen Abständen die Entwicklungen der Startup-Szene in Hamburg zu erheben. Damit bietet der Monitor dann eine national, sogar europaweit einmalige und weitergehend repräsentative Darstellung der Hamburger Startup-Szene und Einblicke in die Lebenszyklen von Startups.
Wir wollen Antworten die Fragen finden, welchen Herausforderungen sich Gründer in welchen Stadien der Gründung stellen müssen.
Haben wir den Proof-of-Concept für die Hansestadt, ist eine Ausweitung auf andere Start-up-Metropolen, wie z.B. München und Köln für uns denkbar.
Der Startups@Reeperbahn Pitch entwickelt sich toll und der Testballon in Austin war erfolgreich. Wir prüfen jetzt weitere internationale Partnerschaften und Kooperationsmöglichkeiten, die wir hoffentlich bald bekanntgeben können.”