Von Elke Fleing
Montag, 10. März 2014

Panono-Camera: 1 Wurf, 36 Kameras, fertige 360°-Aufnahme

Was ist DAS denn für 'ne spacige Kugel? Nerdiges Hundespielzeug? High-Tec-Golfball? – Alles falsch. Das ist die vielleicht abgefahrenste Kamera, die es gibt. Tatsächlich besteht dieser Ball sogar aus 36 Kameras. Und alle lösen gleichzeitig aus. Ergebnis: Extrem lebendige 360 Grad-Aufnahmen.

Was macht man üblicherweise mit Bällen, wenn man sie nicht gerade mit dem Fuß malträtiert? Genau: Man wirft sie. Und das ist auch die Art des Umgangs mit ihrem Produkt, den die Entwickler der Panono Panorama-Ball-Kamera vor allem empfehlen: Einfach in die Luft werfen…

Den Rest macht sie dann allein: Vollautomatisch errechnet sie dem höchsten Punkt der Flugbahn und fotografiert von dort aus mit ihren 36 integrierten Kameras simultan ein komplettes Kugelpanorama. 360°horizontal und 360° vertikal. Ohne blinde Flecke. Ohne die Notwendigkeit, mühsam die einzelnen Bilder in der der Postproduction zu einem Bild zusammenzusetzen.

Durch das gleichzeitige Auslösen aller Kameras sind Aufnahmen bewegter Motive wie beispielsweise Menschen möglich, die mit herkömmlichen Panoramafotos aus mehreren zusammengesetzten Einzelbildern unmöglich sind.

Die Panono-Kamera kann auch ferngesteuert über die Smartphone-App oder durch einen Knopf am Gerät ausgelöst sowie auf einem Stativ montiert werden.

Hat der Nutzer ein Foto aufgenommen, wird es kabellos via Bluethooth oder WiFi an ein Smartphone und von dort in die Cloud übertragen, in der die Einzelaufnahmen zusammengerechnet werden.

Kurz darauf erhält der Nutzer das fertige 72 Megapixel-Panorama und kann es über die kostenlose Panono-App für iPhones, Android-Smartphones und Tablets oder im Browser ansehen und teilen.

Die ballförmige Kamera wird einen Durchmesser von etwa elf Zentimetern haben und um die 300 Gramm wiegen. Ein extrem belastbares, durchsichtiges Schutzgehäuse umgibt die 36 Kameras im Inneren des Geräts. Die Batterie wird über ein USB-Kabel aufgeladen.

Zu den anvisierten Zielgruppen schreibt Panono selbst: “Das Produkt richtet sich sowohl an Profi- als auch Amateurfotografen. Außerdem an Technik- und Gadget-Interessierte und jeden, der gern Erinnerungen in ihrer Gesamtheit festhalten möchte. Die Panono Camera bietet grenzenlose Einsatzmöglichkeiten: Großveranstaltungen, Familienfeiern und Outdoor-Aktivitäten. Darüber hinaus bietet sie auch im Bereich Marketing interessante Möglichkeiten, Unternehmen oder Produkte in Szene zu setzen und Stimmungen zu transportieren.”

Für Business-Zwecke drängen sich natürlich vor allem Business-Anwendungen auf, bei denen eine Location und deren Umgebung im Fokus stehen:

  • Immobilienmakler, -verkäufer und –vermieter können mit der Kamera sehr einfach eindrucksvolle Panorama-Ansichten von den Objekten selbst oder ihrer unmittelbaren Umgebung schaffen.
  • Gastronomie und Hotellerie locken ihre Gäste mit Rundumblicken.
  • Unternehmen fangen den Team-Spirit ein und nutzen die 360o-Aufnahmen fürs Recruiting.
  • Tourismusunternehmen bieten potenziellen Gästen einen Gesamtüberblick über Sehenswürdigkeiten.
  • Museen oder Galerien anmieren mit 360 o– Panoramen Besucher zum Besuch.

Die Idee für die Panono-Kamera entstand schon 2007

Jonas Pfeil wollte während eines Urlaubs auf der Südpazifikinsel Tonga 2007 die Landschaft auf Panoramaaufnahmen festhalten. Die damalige Standardtechnik, mehrere Aufnahmen einer Kamera am Computer zu einem Gesamtbild zusammenzurechnen, befand er für sehr aufwendig und langsam.

Damals hatte er die Vision von einer Kamera, die aus der Luft ein vollständiges Panorama der Umgebung einfangen würde. Im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Technischen Universität Berlin forschte er an dieser Idee und entwickelte den Prototypen der Panono Camera. 2011 stellte er ihn auf der renommierten Computergrafik Konferenz SIGGRAPH Asia vor.

Kurz davor veröffentlichte er ein YouTube-Video über seine Erfindung, welches in kürzester Zeit über drei Millionen mal angesehen wurde und eine Welle von Medienberichten auslöste.

Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Björn Bollensdorff und Qian Qin gründete er 2012 die Panono GmbH in Berlin, um den Prototypen weiter zu entwickeln und ihn für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Unterstützt und gefördert wird Panono durch den Gründungsservice der TU Berlin, private Investoren und die EXIST-Förderung. Die Panono Camera ist bereits für ein internationales Patent angemeldet und wird voraussichtlich im September 2014 erhältlich sein. Kostenpunkt: 549 Euro zuzüglich Kosten für Zubehör.