Auf Lamandia soll “jeder einfach kreativ sein”
Die Designerin Sylvie Rasch aus Berlin ist begeisterter Handarbeitsfan, hat bereits ein Buch über Mützen und Schals zum Selberstricken geschrieben und veröffentlicht an verschiedenen Stellen ihre eigenen Anleitungen. Da liegt anscheinend die Idee nahe, ein eigenes Portal ins Leben zu rufen, das Handarbeitsanleitungen und soziales Miteinander verbindet. Das Besondere am Kreativkontinent Lamandia ist die Integration von Nutzershops und das Angebot von Wolle und Zubehör direkt auf derselben Plattform. Die Firma hinter dem Dienst wurde durch zwei Geschäftspartner gegründet – Jörg Drischmann und Klaus Schneider –, Rasch fungiert als General Manager. Lamandia befindet sich derzeit in der offenen Betaphase.
Auf dem Fantasie-Kontinent entstehen nach und nach mehrere Länder, die verschiedene Bereiche des Do-it-yourself abdecken sollen. Den Beginn macht das “WollLand” zu den Themen Stricken und Häkeln, später sollen noch “NeuNähland”, “Bastelanien” und das “Schmuckreich” hinzukommen. Das Portal ist konsequent in deutscher Sprache gehalten, Anglizismen sollen dabei vermieden werden. Das Team selbst bezeichnet Lamandia als Social Media-Marktplatz mit dem Vorbild eines mittelalterlichen Marktes.
Anleitungen sowie Shops für Produkte und Zubehör an einem Ort
Kern der Plattform sind die Handarbeitsanleitungen im PDF-Format, die nach Bezahlung sofort heruntergeladen werden können. Neben Anleitungen erlaubt es Lamandia seinen Nutzern überdies, Selbstgemachtes in einem eigenen Shop feil zu bieten, unter anderem Socken, Schals und eigens hergestellte Wolle. Damit die Nutzer möglichst auf der Plattform bleiben und nicht zu anderen Shops wechseln müssen, gibt es auch gleich Zubehör wie Stricknadeln oder Wolle zu kaufen. Zehn Prozent jeder Transaktion im Marktplatz gehen dabei an Lamandia.
Der Social Media-Faktor wird bei Lamandia durch Nutzerprofile mit Statusangabe, Nutzergruppen, private Nachrichten und Freundeslisten abgedeckt. Die Gruppen führen mit Themen wie “Tücher”, “Socken, Socken, Socken” oder “Maleknitting” Gleichgesinnte zusammen, die sich untereinander austauschen und helfen. Der Anteil an männlichen Nutzern liegt, laut Rasch, übrigens bei 10 bis 15 Prozent, wenngleich in der genannten “Männergruppe” bislang nur ein Nutzer die Stellung hält.
Finanzen und Kommunikationsprobleme während der Entwicklung
Sylvie Rasch und ihr Team begannen Lamandia mit einem kleinen Budget und streben deshalb einen schnellen Cashflow an. Rasch erläutert: “Wir haben uns zu Beginn bewusst dazu entschieden, keine Seedfinanzierung zu nehmen, sondern den Start aus Eigenmitteln zu bewältigen, um freier in der Entscheidung und Entwicklung zu sein. Wir wollten eine solide Basis schaffen, die zeigt, dass unser Konzept funktioniert und uns damit eine bessere Verhandlungsposition zu Wachstumskapitalgebern verschafft.” Mit letzteren spricht das Lamandia-Team gerade.
Die Kommunikation mit den IT-Dienstleistern erwies sich doch als schwerer als erwartet. Obwohl es eine ausführliche Dokumentation gab, mussten die verschiedenen Begrifflichkeiten und Konzepte wiederholt aufeinander abgestimmt werden. Rasch erinnert sich: “Programmierer und Webentwickler sprechen einfach eine andere Sprache [als Designer], da hilft auch manchmal ein 90-seitiges Briefing nicht.”
Mitbewerber
Ravelry aus den USA ist mit Lamandia durchaus vergleichbar, was die Funktionen angeht, bietet Nutzern eine eigene Projektverwaltung für Muster und Materialien sowie Gruppenfunktionen. Ravelry finanziert sich über Werbung und Affiliate Marketing. Dawanda und Etsy sind als Marktplätze für Selbstgemachtes die Platzhirschen, vor allem durch eine breite Palette an Produkten, und bieten gleichermaßen Anleitungen oder auch DIY-Kits an. Mit makerist, die komplette Boxen mit Handarbeits-Projekten anbieten, ist Lamandia inzwischen eine Kooperation eingegangen.
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