“Die größten Stolpersteine sind gesetzliche Rahmenbedingungen”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Sein eigener Chef zu sein ist etwas sehr interessantes. Kein Tag ist wie der Andere und ständig lernt man etwas Neues. Gleichzeitig muss man sich jedoch auch ständig mit neuen Problemen auseinandersetzen und diese lösen. Es ist jedoch sehr empfehlenswert, man kann seine eigenen Ideen umsetzen und sich dadurch auch ein Stück selbst verwirklichen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee kam Mike Zieseler und mir aus einer persönlichen Problematik heraus. Wir unternehmen beide sehr gerne Reisen abseits des Massentourismus. Bei mir sind es eher Kulturreisen z.B. nach Russland oder Litauen. Es gibt ein paar Reisen in diesem Bereich, jedoch keine wirkliche Auswahl. Mike hatte ein ähnliches Problem, er macht gerne lange Radtouren bzw. Radreisen jedoch teilt niemand aus seinem Freundes- und Familienkreis diese Leidenschaft. Diese Reisen findet man im normalen Reisebüro nur selten. Im Internet sind die Angebote hingegen in einer großen Zahl vertreten, jedoch sehr unübersichtlich. Dies wollten wir ändern – und so entstand die Idee von migrador. Einer zentralen Anlaufstelle für besondere Reiseerlebnisse.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Bis jetzt haben wir migrador aus eigenen Mitteln finanziert. Wir haben also kein fremdes Kapital aufgenommen. Um unsere Geschäft auszubauen, haben wir jetzt jedoch eine Crowdfunding Kampagne gestartet. Diese wird vom Unternehmerforum für den Mittelstand e.V. unterstützt und jeder kann ab 25 EUR ein Teil von migrador werden (www.crowdfunding.migrador.de)
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die größten Stolpersteine sind meiner Erfahrung nach gesetzliche Rahmenbedingungen. Der Gründungsprozess selbst hat länger gedauert als wir angenommen hatten. Zudem muss man gerade als junges Unternehmen herausfinden wie man seine Zielkundschaft am besten erreicht. Die Stolpersteine sind jedoch auch lehrreich und können gerade in der Gründungsphase helfen bestimmte Fehler schnell zu korrigieren.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir würden unser Unternehmen sicherlich nicht noch einmal kurz vor Weihnachten gründen. Die Bearbeitungszeiten haben sich dadurch leider erhöht. Ansonsten sind wir recht zufrieden mit der Gründungsphase. Natürlich gibt es immer etwas das besser laufen könnte, aber es geht auch schlechter.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Momentan sind wir in verschiedenen sozialen Netzwerken aktiv. Das hilft uns die Kundschaft direkt anzusprechen und mit ihr zu interagieren. Für ein Internetunternehmen ist zudem das Suchmaschinenmarketing und –optimierung immer wichtig. Das Suchmaschinenmarketing werden wir in Zukunft stärker ausbauen. Zudem stärken wir unsere Marke durch die momentane Crowfunding Kampagne. Die Crowd hilft uns dabei.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wir wurden von verschiedenen Seiten unterstützt. Dabei ist Frau Prof. Jacobsen zu nennen, welche uns bei Fragen zur Seite stand, aber auch universitäre Einrichtungen, wie das CfE oder die KOWA von der Europa-Universität Viadrina haben uns bei der Gründung unterstützt.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Meiner Meinung nach ist es wichtig hinter der Geschäftsidee zu stehen, dies erleichtert die Arbeit sehr. Zudem sollte man schon vor Gründung genau schauen, ob es für das Produkt überhaupt einen Markt gibt.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass Unternehmensgründungen stärker unterstützt werden. Jedes Unternehmen zahlt bevor es überhaupt etwas verdient hat eine Vielzahl von Abgaben, dazu zählen z.B. IHK und Rundfunkbeitrag, es wäre gut, wenn diese in den ersten Jahren nicht anfallen würden.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Wenn ich das Unternehmen nicht gegründet hätte würde ich wahrscheinlich noch einmal studieren bzw. weiter studieren oder einem internationalen Konzern arbeiten.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschenspielen?
Abgesehen von Wettbewerbern wäre es sicher interessant zu erfahren wie GetYourGuide, Snapchat oder auch 6Wunderkinder an ihre Investoren gelangt sind und diese angesprochen haben.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Das ist ja eine interessante Frage. Ich würde in die Zukunft reisen wollen. Ich könnte dann schon jetzt die Bedürfnisse der Menschen sehen und könnte darauf zuarbeiten. Außerdem würde ich natürlich sehen wie sich migrador entwickelt hat.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Wenn ich dieses Geld persönlich hätte, würde ich es dennoch in das Unternehmen stecken. Es hat meiner Meinung nach großes Potential und mit einer Million Euro könnte das Unternehmen gut finanziert und ausgebaut werden.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ich unternehme an einem Sonntag gerne etwas mit Freunden und fahre auch ganz gerne in andere Städte und schaue mir dort vieles an. So sieht nicht jeder Sonntag aus, jedoch der Ideale.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich würde mich gerne einmal mit Dirk Graber zum Kaffee treffen. Den Erfolg den er mit MisterSpex hatte ist sehr spannend. Er hat mit einigen Stolpersteinen zu tun gehabt und ähnlich wie wir hat er in einem Bereich angefangen, welcher hauptsächlich offline bedient wurde. Das könnte ein lehrreiches Gespräch werden.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Sven Krawehl studierte an der Universität Viadrina sowie Groningen Internationale Betriebswirtschaftslehre und sammelte währenddessen bereits erste Berufserfahrungen. Migrador gründete er mit seinem Geschäftspartner Mike Zieseler im November 2012.