Von Yvonne Ortmann
Mittwoch, 8. Januar 2014

“Als Gründer darf man kein Perfektionist sein”

Bei Greenbop, einem Online-Shop für stylische Gartenprodukte aller Art, hat Gründerin Christina Hochhausen bisher aus Überzeugung auf Fremdkapital verzichtet und dafür gesorgt, schnell Umsätze zu erzielen. Ob es ihr gelingt, Greenbop zum „Jamie Oliver der Gartenbranche“ zu machen?

Bekennender Outdoor-Fan war Christina Hochhausen schon immer, mit dem Thema Garten hatte sie allerdings wenig am Hut. Bis ihr die Gründung von Greenbop dazwischen kam. „Das Thema hat mich irgendwie gefunden“, erklärt die 37-Jährige. „Während meiner Zeit in London erkannte ich Gärten als Zukunftsthema und wollte es in Deutschland jünger interpretieren und endlich sexy machen, da es hierzulande noch ziemlich altbacken ist.“ Nichts weniger als der „Jamie Oliver der Gartenbranche“ soll Greenbop werden.

Fremdkapital? Wichtiger ist eine nachhaltige Unternehmenskultur

Als Unternehmensberaterin in London verdiente Hochhausen gut, erklomm die nächsten Karrierestufen und machte das, was ihr liegt: Strategien entwickeln. Mit 30 war dann plötzlich das Gefühl da: Jetzt muss der Absprung her, sonst ist er verpasst. Wieder zurück in Deutschland gründete sie Ende 2011 in Hamburg Greenbop. Der Wechsel fiel ihr nicht leicht: Aus einem Luxusunternehmen zu kommen und wieder ganz klein anzufangen, für jede Kleinigkeit bis hin zu Überweisungen selbst zuständig zu sein, war herausfordernd.

Hochhausen hätte auch Fremdkapital in die Hand nehmen und ein Team um sich scharen können, „Angebote waren vorhanden“. Sie hat sich bewusst gegen Investoren entschieden. „Ich will unbedingt eine nachhaltige Unternehmenskultur aufbauen“, erklärt die ehemalige Münchnerin ihre Entscheidung. Allerhöchstens würde sie Gespräche mit strategischen Investoren führen, denen es nicht um eine möglichst schnelle Skalierung geht.

Ein Muss: Bezahlmethoden. Die mobile Webseite kann warten.

Diese Grundsatzentscheidung wirkt sich auf die gesamte Unternehmensführung aus. Die klare Priorisierung aller Aktivitäten und Maßnahmen ist ein Muss, wenn nur Eigenkapital zur Verfügung steht, Geld verbrennen ist nicht drin. So hat Hochhausen zum Beispiel entschieden, dass eine mobile Website aktuell nicht zu den Top-Prioritäten zählt. „Die Realität sieht so aus, dass sich viele Menschen Produkte auf mobilen Geräten anschauen, sie dann aber zu Hause am PC kaufen. Wir haben trotz fehlender mobiler Webseiten eine sehr hohe Konversionsrate.“

Unverzichtbar sei hingegen das Thema Bezahlmethoden. Kauf auf Rechnung wird bei Greenbop bisher nicht angeboten, da es Kapital bindet, vor einiger Zeit hat das Team aber das Lastschriftverfahren hinzugenommen, um der älteren Kundschaft entgegen zu kommen. Außerdem hat das Dreier-Team im vergangenen Jahr seine gesamte Energie in die Vermarktung gesteckt, vor allem in die Bereiche SEO und Suchmaschinen-Marketing: „Wir haben einen großen Vorsprung im Gartenmarkt, da stationäre Mitbewerber meist nur regional agieren, so werden wir in den Suchmaschinen bisher sehr gut gefunden.“

“Jede Maßnahme muss direkt verkaufsfördernd sein”

Da jede Aktivität Investitionen erfordert, gibt es für die Hamburgerin einen klaren Grundsatz: Jede Maßnahme muss direkt verkaufsfördernd sein und sich innerhalb von drei bis sechs Monaten refinanzieren. „Natürlich kann man Bilder und Texte bis zum Umfallen optimieren, da braucht man als Gründer einen sehr pragmatischen Ansatz und darf kein Perfektionist sein, sondern muss mit Unperfektem leben können“, gibt sie Einblick.

Die Strategie scheint bisher zu funktionieren, das Unternehmen wächst. Im ersten Jahr habe Greenbop einen fünfstelligen Umsatz erzielt, in zweiten Jahr bereits doppelt so viel, so dass 2013 mit einem kleinen sechsstelligen Umsatz abgeschlossen wurde, erklärt Hochhausen. Und macht nicht ohne Stolz darauf aufmerksam, dass sich Greenbop weit über dem durchschnittlichen Wachstum von E-Commerce-Unternehmen, das 2013 bei 25-30% lag, befindet. Ein wichtiger Faktor sei das Crosselling, der durchschnittliche Warenkorb liege bei zwei bis drei Produkten.

Das klingt, als sei der Breakeven längst erreicht. „Wir hatten ab dem zweiten Monat mehr Umsatz als Kosten, die anfänglichen Investitionskosten hatten wir dann nach eineinhalb Jahren wieder drin“, berichtet Hochhausen.

Doch was ist nun eigentlich das Besondere an Greenbop? Die Bezeichnung „Gartenshop“ klingt relativ dröge und nicht nach einem Alleinstellungsmerkmal. Im Gegensatz zu den üblichen Gartencentern konzentriere sich Greenbop auf den Premiummarkt, statt günstiger Keramik- und Kunststoffartikel gibt es Designartikel, die meist zwischen 50 und 70 Euro kosten, erklärt Hochhausen. Ein echter Verkaufsschlager ist zum Beispiel der „Sky Planter“, ein Blumentopf, der mitsamt Blume von der Decke nach unten hängt. Auch der durchsichtige „boskke cube“ sei ein Renner, neben dem interessanten Design ist das Produkt äußerst praktisch: Die Feuchtigskeitsversorgung reicht bis zu vier Wochen, die Pflanze übersteht so jeden Sommerurlaub.

2014 kommt das Hummel-Hotel

Ähnliche Produkte findet man in Deutschland auch bei Plantu, das sich dem Trendthema „Urban Gardening“ verschrieben hat. Greenbop will aber eine größere Zielgruppe ansprechen und wendet sich auch an ältere Menschen mit Liebe zu Garten und Design: So sei zum Beispiel der silberne Übertopf aus Indien vor allem bei älteren Damen sehr begehrt, seit diesem Jahr gehören außerdem Gartenmöbel zum Sortiment.

Die meisten Neuheiten stöbert die Gründerin auf Messen auf. Wenn interessante Artikel noch nicht in vielen Shops angeboten werden, landen sie bei Greenbop. In Zukunft will Hochhausen noch stärker auf Eigenmarktprodukte setzen, die dann exklusiv angeboten werden. Auch auf Inhalte will die Gründerin stärker setzen und Nutzer mit Videos und Reportagen begeistern, stärker saisonal arbeiten. Auf ein Produkt sollen sich Kunden ganz besonders freuen: 2014 wird es bei Greenbop ein Bienen- und Hummelhotel geben. „Das Insektenhotel war 2013 ein Bestseller bei Amazon, es war aber ohne Pfiff hergestellt. Das können wir besser!“