“Die ersten Monate haben wir nachts gearbeitet”
Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen, den es inzwischen auch in gedruckter Form und als eBook gibt – siehe “Hinter den Kulissen deutscher Start-ups“. Der kurze Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Marius Fritzsche von Springlane.
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Darum geht es gar nicht. In meinem vorherigen Job als Berater bei A.T. Kearney habe ich eigentlich nichts vermisst. Ich hatte viel Verantwortung, abwechslungsreiche Projekte und eine steile Lernkurve. Dennoch ließ mich die Springlane Idee nicht los und ich musste diesen Schritt tun, sonst hätte ich es wohl möglich bereut. Wir sind bei Springlane ein hoch engagiertes Team aus Top-Leuten. Meine drei Mitgründer und ich schaffen etwas, hinter dem wir zu 1000% stehen, wir können alles von Anfang an selber gestalten und entwickeln. Das ist eine Art von Luxus für die wir gern Verantwortung und Risiko auf uns nehmen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ich habe mich in meiner Zeit in der Unternehmensberatung viel mit dem deutschen Markt befasst – habe gesehen was funktioniert und was nicht, aber auch was noch fehlt. So kommt man auf viele Ideen. Lars ging es in seinem Job ganz ähnlich und so haben wir die Idee immer weiter gesponnen. Alex und Björn waren sofort dabei und so nahm die Idee irgendwann mal auf der Couch mit vier Laptops Gestalt an. Inzwischen ist daraus ein ernstzunehmender Online-Shop mit knapp 10.000 Produkten geworden, der sich das Thema Kochen wie kein anderer zu Herzen nimmt – mit einem eigenen Online-Magazin und einer integrierten Online-Kochschule. Alles selbst gemacht.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Die ersten Monate haben wir klassisch nachts und am Wochenende gearbeitet, mit unseren eigenen Laptops und ohne Kapital. Wir konnten dann sehr bald die Heliad Private Equity als Seed Investor gewinnen; in der ersten großen Finanzierungsrunde sind Tengelmann und Holtzbrinck Ventures eingestiegen.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wer ein Unternehmen aufbaut stellt sich täglich Herausforderungen, darf aber das große Ganze niemals aus den Augen verlieren. Eine der größten Herausforderungen für uns war es, in kurzer Zeit ein so gutes internationales Team aufzubauen – und das in einer Stadt, die deutlich weniger Start-Up-geprägt ist als beispielsweise Berlin.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase andersmachen?
Kleinigkeiten. Gerade in der Gründungsphase kommt es darauf an Vollgas zu geben und oft ergeben sich viele Dinge dann von selbst. Wir blicken nach vorne, denn wir haben noch einiges vor mit Springlane.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Besonders wichtig ist aus meiner Sicht nicht eine einzelne Spielart, sondern vielmehr das Zusammenspiel aller Marketingkanäle untereinander. Die Welt ist komplexer geworden, der Kunde aufgeklärter, die Anzahl und Messbarkeit verschiedener Kanäle gestiegen. Es ist essentiell Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zu verstehen und zu nutzen – so steigert man heute die Marketingeffizienz und erhöht den Customer Lifetime Value. Wenn der Kunde zufrieden ist, wird das Unternehmen von selbst bekannt.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Alex, Lars, Björn und ich haben uns immer gegenseitig unterstützt, wir kennen uns schon sehr lange und gut. Wir waren von Anfang an eingespielt und wussten wie jeder einzelne tickt.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Gebt Vollgas und macht es mit Passion, 100%.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Eine Beschleunigung der Antragsprozesse bei finanzieller Förderung. Förderung zu bekommen ist möglich – aber es entspricht nicht den Bedürfnissen der Gründerszene. Gründer sind auf Geschwindigkeit angewiesen. Die dafür benötige Zeit haben viele nicht.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Mit Sicherheit nebenbei an einer Idee tüfteln.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
In Deutschland gibt es viele spannende Start-ups, von denen wir viele über unser Netzwerk gut kennen. Wir tauschen uns oft aus, um uns gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Konkret auf Springlane bezogen würde ich gerne in den USA bei Williams-Sonoma reinschauen – deren Positionierung und Umgang mit dem Thema „Kochen“ liegen sehr nahe an der Springlane-Philosophie.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ins 22. Jahrhundert.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Zur Seite legen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Aktuell häufig im Büro, alternativ erst im Bett dann am Rhein.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Arnold Schwarzenegger.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Marius Fritzsche studierte zunächst BWL an der WHU, Rom und Singapur, ehe er als Unternehmensberater bei A.T. Kearney tätig wurde. Er gründete Springlane und steht dem Unternehmen als Geschäftsführer vor.