40 Tech-Freaks entwickeln Apps auf Afrika-Bustour
Von Harare in Zimbabwe bis nach Kapstadt in Südafrika: Fünf Tage brauchte der StartupBus Africa für die 2.500km lange Strecke durch den Süden Afrikas – dank ständiger Kontrollen und Schmiergeld-Stopps waren mehr als 500km pro Tag einfach nicht drin.
Im Bus-Inneren schraubten zwischenzeitlich 40 bunt zusammengewürfelte Programmierer, Designer und andere Tech-Experten an mobilen Apps. Die Fenster zugeklebt mit bunten Post-Its, war von der afrikanischen Landschaft nicht immer etwas zu sehen. Dafür entstand umso mehr Produktives.
Bei jedem Zwischen-Stopp gab es für die Teams, die sich während der Fahrt gebildet hatten, Coachings durch Investoren, Seriengründer und Besuche in Innovation Hubs. Am Ende des „Hackathon on wheels“ mussten die Prototypen stehen, es wurde gepitcht und präsentiert. Das Ziel der Reise erklärt der Berliner Initiator Fabian-Carlos Guhl so: „Wir wollten dabei helfen, Netzwerke aufzubauen, den Wissenstransfair fördern und in Afrika ein Ökosystem für Start-ups aufbauen.“
Mobile Hackathons gibt es schon seit 2010, damals startete der erste StartupBus durch die USA, auch in Europa gibt es das Projekt bereits. Und nun das erste Mal in Afrika. Der Vernetzungsgedanke funktioniert: 50% der Teilnehmer kamen aus Afrika, die andere Hälfte aus Deutschland und anderen Nationen.
“Keine zehnte Dating-App”
Von den 250 Bewerbungen haben 40 Teilnehmer das Rennen gemacht. Damit die Start-ups am Ende speziell auf den afrikanischen Markt passen, gab es eine Vorgabe: Alle Projekte mussten aus den Bereichen Gesundheit, Energie oder Mobile kommen. „Das Spannende war, dass sich alle Geschäftsmodelle mit echten Bedürfnissen auseinandersetzen – es wurde eben nicht die zehnte Dating-App oder wieder ein Deals-Modell entwickelt so wie hierzulande“, berichtet Guhl.
Die Gewinner: workforce, Bribed und funeral.ly
Am Ziel, in Kapstadt, wurden die Gewinner ermittelt: Platz eins machte das Start-up workforce (www.getworkforceapp.com). Mit der App können sich ungelernte Arbeiter mit Arbeitgebern verbinden, an den Straßenrand stellen und direkt von Mitarbeitern abgeholt werden.
Auch Bribed (www.bribed.co) überzeugte die Jury: Die App macht Bestechungsgelder in Afrika transparent, verschiedene Nichtregierungsorganisationen haben für ihren Kampf gegen Korruption schon Interesse an den Daten angemeldet. Mit Funeral.ly (www.funerallyapp.co/za) ist auch ein „Eventbride für Beerdigungen“ unter den Gewinnern. Mit der Plattform können Menschen die Bestattungen von Familienmitgliedern besser planen.
Herausforderungen bot die Tour natürlich auch: Schon einen Reisebus zu finden, der Tische, Strom und W-Lan bietet und samt Busfahrer eine Lizenz zur Überquerung der Landesgrenzen hat, sei schwierig gewesen. Manche afrikanischen Interessenten mussten abspringen, weil sie keine billigen Flüge zum Ausgangsort bekamen sondern über Europa hätten fliegen müssen, einmal gab es Visaprobleme. Ständig mussten Schmiergelder bereitgehalten werden: „Witzigerweise wurden wir genau in dem Moment angehalten, indem die Macher von Bribed im Bus ihr Anti-Schmiergeld-Projekt präsentierten“, lacht Guhl. Auch mit Strom und Internet habe es nicht immer perfekt geklappt.
Trotz mancher Strapazen ist Guhl vom Ergebnis überwältigt und hofft darauf, das Projekt im nächsten Jahr zu skalieren. Dafür müssen weitere Sponsoren gefunden und über die Plattform indiegogo Gelder eingesammelt werden, denn StartupBus ist eine ehrenamtliche Initiative. Die nächste StartupBus-Tour führt dann wieder durch Nordamerika (2.-6.März), ab Dezember laufen die Bewerbungen.