“Als Grillmeister gehe ich gerne mit unserem Team grillen”
Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen, den es inzwischen auch in gedruckter Form und als eBook gibt – siehe “Hinter den Kulissen deutscher Start-ups“. Der kurze Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Arash Houshmand von 10stamps.
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Zusammen mit meinen 3 weiteren Mitgründern macht es uns viel Spaß, eigene Strategien, Ideen und Problemlösungen zu erarbeiten – und dabei nicht die Träume anderer zu verwirklichen, sondern unser eigenes Produkt voranzubringen. Als Team gehen wir dabei neue Wege, welche für uns woanders wahrscheinlich nicht möglich gewesen wären.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Als der Couponing-Hype vor einigen Jahren ihren Anfang nahm, haben wir uns gefragt, was lokale Unternehmen wirklich für ein gezieltes, wirksames Marketing benötigen. Während Online-Unternehmen ihr Marketing datengetrieben und mit den unterschiedlichsten Tools und Methoden optimieren, haben lokale Unternehmen oft nur Zugriff auf das altbewährte Papier. Also begannen wir, ein einfaches, aber zielführendes Tool für lokale Unternehmen zu entwickeln. Dabei haben wir herausgefunden, dass jedes dritte Unternehmen Treuestempelkarten aus Papier anbieten und entwickelten daraus unsere Idee der digitalen Stempelkarte. Heute hat es sich zu einer mobilen Loyalty-Plattform entwickelt wo lokale Unternehmen sich einfach mit Ihren Gästen verbinden und interagieren können.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Zu Beginn erhielten wir das Startkapital hauptsächlich durch das EXIST-Gründerstipendium vom Bundeswirtschaftsministerium – etwa 100.000 Euro für die Entwicklung eines ersten Produkts. Damit haben wir dann schnell Business-Angels überzeugt, die uns geholfen haben 10stamps in die Form zu bringen, damit es Kunden auch kaufen.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Unsere ersten Ideen waren wahrscheinlich zu innovativ und komplex. Natürlich ist Innovation wichtig, wir hätten jedoch gerade zu Beginn (vor allem als Techies) die Zielgruppe genauer anschauen und unser Produkt noch besser auf diese abstimmen sollen. So hatten wir vor 10stamps noch einiges an Erfahrungen sammeln müssen bis wir auf diese Lösung gekommen sind.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase andersmachen?
10stamps ist ein anspruchsvolles Produkt in Sachen Zielgruppe, weil wir sowohl B2B-Partner als auch Endkunden gleichermaßen ansprechen. Dieses Doppelverhältnis ist vor allem am Anfang nicht einfach zu balancieren und mussten deshalb einige Extrarunden drehen. Wenn wir heute noch einmal anfangen würden, dann würden wir vermutlich noch mehr auf Nutzer-Feedback (sowohl B2B als auch Endkunden) hören.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Ein gut durchdachtes und spannendes Produkt wird von den Kunden nicht nur besser angenommen, das Marketing läuft dann auch mehr oder weniger „von selbst“. Wir versuchen 10stamps stets mit Blick auf diese Merkmale weiterzuentwickeln und das zahlt sich aus: Unsere Partner und Endkunden tragen gerne zur Verbreitung bei, weil sie vom Nutzen überzeugt sind und das an ihre Kunden und Freunde weitergeben.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Insbesondere unser Gründerberater für das Exist-Gründerstipendium Christoph Zinser von der LMU München hat maßgeblich in dieser Gründungsphase unterstützt. Hinzu kamen unsere Business Angels, die seit der ersten Stunde an 10stamps geglaubt haben und uns bis heute unterstützen.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Durchhalten ist nicht einfach aber es führt zum Ziel. Der Weg einer Gründung geht immer auf und ab. Die Idee, das Produkt, das Geschäftsmodell, usw. kann sich ändern, aber solange das Team motiviert ist und ein Ziel verfolgt mach es Sinn weiterzumachen.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Damit in Deutschland nachhaltig Innovationen entstehen können, welche in der ganzen Welt erfolgreich sind, muss ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich Gründer und Teams wohlfühlen. Insbesondere ambitionierte Gründer im digitalen Bereich können ihre Ideen von überall in der Welt verwirklichen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Gründer/Mitarbeiter aus der ganzen Welt Deutschland als besten Standort ansehen. Der erste Schritt ist es Talenten den Weg zu uns einfacher zu machen.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Vermutlich würde ich für 11stamps arbeiten ;)
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Gerne würde ich mal bei Number Four Mäuschenspielen, denn die Vision ist ähnlich. Ich bin wahnsinnig gespannt womit sie starten werden.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die Zukunft. Technologie entwickelt sich exponentiell weiter, deshalb wäre es interessant einen Blick auf den Stand der Dinge im Jahr 2113 zu werfen.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ein Start-Up gründen und eine Organisation unterstützen, mit der ich mich identifizieren kann.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Als Grillmeister der Contigua gehe ich vor allem gerne mit unserem Team grillen. Aktuell arbeiten wir noch an eine Lösung für den Winter und haben auch schon einen Ansatz gefunden: http://uuni.net/
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Es gibt einige Leute mit denen ich mich gerne auf ein Bier verabreden würde aber aktuell würde ich mich für Elon Musk entscheiden. Er ist ein unglaublicher Pionier und Gründer (PayPal, Tesla Motors, SpaceX, Solar City), gleichzeitig bringt er seine Ideen die noch so futuristisch sind einfach und inspirierend rüber (z.B. Hyperloop). Aus meiner Sicht hat er das Potential der Leonardo da Vinci des 21. Jahrhunderts zu werden.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Arash Houshmand gründete zusammen mit Felix Baaken, Markus Eichinger und Harald Siebenweiber den Mobile-Loyalty Spezialist Contigua (Betreiber von 10stamps, www.10stamps.de) im Juli 2011. Bei 10stamps kümmert er sich um den Vertrieb und das Business Development. Während seines Studiums des Chemieingenieurwesen an der Technischen Universität München, stellte er fest, dass ihm Medien und Internet eher liegen und gründete zusammen mit Harald Siebenweiber den Unikat Medien e.V., der Herausgeber eines bayrischen Studentenmagazins.