“Das Produkt muss rund – und die Vision muss da sein”
Angetreten im heiß umkämpften Segmet des mobilen Bezahlens ist vor einigen Monaten auch paij aus Wiesbaden. Mit einer Kooperation mit Taxi Deutschland ist den Hessen unlängst ein Achtungserfolg gelungen. Ab Jahresende können die Fahrgäste mit den Paij-Apps für iPhone und Android bargeld- und kartenlos für ihre Fahrten bezahlen. Paij ist eine Ausgründung des Internetdienstleisters Redpeppix. Mit Gründerin Sylvia Klein sprach deutsche-startups.de im Gründer-Kurzinterview über Nutzer als Käufer, Usability und Visionen.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Unsere Expertise als Inkubator bzw. ehemalige Internetagentur liegt im Social Business, Marketing und e-Commerce. Torben, mein langjähriger Kollege und IT-Chef unser Firma, kam im Urlaub die Idee, dass es doch genial wäre, wenn man überall mit seinem Smartphone bezahlen könnte. Das hat man doch sowieso immer dabei. Gemeinsam haben wir dann gesagt: Okay, lass es uns angehen! Und haben innerhalb weniger Wochen aus einem Prototypen die Beta-Version der ersten universellen, user-zentrierten Mobile Payment-App paij entwickelt. Neben dem reinen Bezahlprozess haben wir selbstverständlich auch unser ganzes Business-Know how mit einfließen lassen. Das macht paij heute noch so besonders und einzigartig.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Die Grundidee ist dieselbe geblieben: ich möchte als Nutzer bargeldlos mit meinem Smartphone bezahlen und dabei meine gängigen Zahlmethoden, die ich im e-Commerce und im stationären Handel nutze, überall einsetzen können. So selbstverständlich wie ich mich virtuell in Facebook oder Amazon bewege, so einfach möchte ich auch „physisch“ das Shoppen und Bezahlen tagtäglich erleben, ohne auf die Vorzüge der Online-Welt zu verzichten. Diese beiden Bedürfnisse, die uns selbst bewegen, waren für uns leitend in der Entwicklung von paij.
Um das auch für andere Nutzer so spielerisch und intuitiv wie möglich zu machen, haben wir die App vor der Haustür im Rhein-Main-Gebiet und weiteren deutschen Städten getestet und die Ergebnisse wieder einfließen lassen. Nachdenken, entwickeln, zuhören, nachdenken usw. So kommt man zu einer guten App für den User. Nutzer sind bei uns sowohl der Käufer, als auch der Verkäufer, denn beide Rollen sind in einer App integriert. Der starke Fokus auf Usability hat sich gelohnt: Die Einfachheit unserer Lösung hat auch Taxi Deutschland überzeugt.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Unsere Mitbewerber sind ganz unterschiedlicher Natur. Zum Beispiel das klassische Bargeld zählt zur Konkurrenz. Aber auch die Kreditkarte und die EC-Karte in ihrer ursprünglichen Nutzungsform. Mittlerweile sind auch andere Mobile Payment-Apps auf den Markt gekommen, die man beispielsweise in bestimmten Supermärkten einsetzen kann. Solche mit einem Aufsatz für das Smartphone, durch den man dann die Kreditkarte ziehen kann, zählen selbstverständlich auch zur Konkurrenz, sind aber keine Mobile Payment Lösung im eigentlichen Sinne. Aus unserer Sicht ist jedoch keine dieser Lösungen wirklich User-freundlich, weil es entweder Insellösungen sind oder man seine Kreditkarten weiter mit sich herumtragen muss. Der rein softwarebasierte Ansatz von paij ist dagegen universell einsetzbar – überall und mit jedem Device.
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Das Produkt muss rund sein und die Vision muss da sein, dass wir eines Tages ganz selbstverständlich mit paij unsere Einkäufe und Taxifahrten bezahlen. Dafür gibt unser Team jeden Tag Vollgas. Jetzt gilt es, noch mehr Händler und Interessenten von paij zu überzeugen, um bundesweit bekannt zu werden. Durch unsere Kooperation mit Taxi Deutschland haben wir einen großen Schritt in diese Richtung gemacht.
Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Unser Businessplan sieht vor, dass wir in absehbarer Zeit auf eigenen Beinen stehen. Durch Revenue-Shares partizipieren wir heute schon an den Transaktionsgebühren. Grundsätzlich geht es aber darum, Händler und Kunden in Beziehung zu bringen und Mehrwerte zu schaffen. Der spannende Teil unseres Erlöskonzepts liegt in den Marketingmöglichkeiten verborgen, die wir den Händlern über unser System anbieten werden. ?
Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Mittelfristig planen wir den Rollout in Deutschland und den angrenzenden Staaten. Langfristig ist das Ziel, paij weltweit als das Mobile Payment-Konzept zu etablieren. Der währungsunabhängige und universelle Ansatz von paij macht dies möglich. Dieses Konzept steht und fällt natürlich mit überzeugten und finanzstarken Partnern.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Mit strategischen Kooperationen wollen wir die Weichen stellen, um mit paij im nächsten Jahr eine zentrale Rolle im Mobile Payment zunächst in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dann aber auch in Europa zu erreichen. Prüfen werden wir ebenso die Integration weiterer Zahlungsarten. Damit zielen wir auch auf das e-Commerce-Business. IT-seitig planen wir außerdem eine Standardisierung der API, so dass sie ganz einfach in verschiedene Systeme oder Apps integriert werden kann. In allen diesen Bereichen können wir sozusagen „schlagartig“ Reichweite erzielen, die andere hardwareabhängige Lösungen niemals in dieser Zeit schaffen können.
Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews
Zur Person:
Sylvia Klein ist Gründerin und Geschäftsführerin von paij (www.paij.com). Als geschäftsführende Gesellschafterin der redpeppix-Gruppe, zu der paij gehört, ist sie für die strategische Entwicklung aller Projekte sowie die Finanzen verantwortlich. Vor Gründung der Firmengruppe war Sylvia Klein Inhaberin der Internetagentur redrauscher und bei McKinsey tätig.