9flats schließt Berliner Büro
Als Reaktion auf das kürzlich verhängte Verbot von Ferienwohnungen in Berlin, zieht sich der bekannte Zimmervermittler 9flats.com frustriert und trotzig komplett aus der deutschen Hauptstadt zurück und agiert damit nach dem Motto: “Wenn ihr uns nicht wollt, gehen wir halt”. Ende des Jahres wird die Berliner Niederlassung dicht gemacht. “Betroffen sind ca. 25 Mitarbeiter”, teilt das Unternehmen in seinem Blog mit.
Zum Hintergrund: Das Berliner Abgeordnetenhaus beschloss kürzlich einen Gesetzentwurf der großen Koalition zur Zweckentfremdung von Wohnungen. Ab 2014 wird es dann möglich sein, Ferienwohnungen in Berlin zu verbieten. Das umstrittene Vorhaben, dass einige Anbieter und Parteien für blinden Aktionismus halten, soll für mehr bezahlbaren und verfügbarem Wohnraum in der Berliner Innenstadt sorgen. Was nicht alle so sehen! “Wir dürfen nicht für die jahrelang versäumte Wohnungspolitik bestraft werden”, sagte beispielsweise Immanuel Lutz von der Apartment-Allianz, in Zusammenschluss von 25 Ferienwohnungsbetreibern, laut Tagesspiegel.
“In Berlin werden bislang einige Marketingfunktionen und ein Callcenter für die Vermittlung von Wohnraum betrieben. Hier werden neue Wohnungsanbieter betreut und Fragen der Kunden geklärt”, heißt es in genanntem Blogbeitrag von 9flats. Roman Bach, der Sprecher des Unternehmens, ergänzt: “Das Verbot in Berlin trifft uns hart. Für uns als deutsches Unternehmen ist Berlin der größte Markt. Wir haben viel Energie in die Unterstützung der Vermieter gesteckt. Dabei verdienen wir erst in Zukunft Geld. Wir können uns nicht leisten, einen Markt langfristig zu entwickeln, der vom Gesetzgeber so eingeschränkt wird. In anderen Städten wurde bei einer Regulierung gleichzeitig geklärt, was erlaubt ist. Meist ist die Vermietung der eigenen Wohnung erlaubt, oder bestimmte Bezirke sind von Verboten ausgenommen. In Berlin wurde pauschal alles verboten und somit die maximale Unsicherheit bei Vermietern erzeugt.” Das Verbot trifft 9flats auch deshalb so hart, weil Berlin der wichtigste Standort für das Unternehmen war. Neben 9flats gehören und Wimdu und airbnb zu den Schwergewichten im Zimmervermittlersegment.
“Das vorgeschlagene Gesetz enthält einige unklare Regulierungen über das Teilen von Wohnraum. Es ist nicht eindeutig, ob und in welchem Ausmaß airbnb-Gastgeber von diesen Bestimmungen betroffen sind. Das Gesetz ermöglicht bestehenden Gastgebern beispielsweise für zwei weitere Jahre ihren Wohnraum zu teilen, allerdings nur, wenn sie sich bei der Verwaltung registrieren und eine Genehmigung erhalten. Wie und wann eine Erlaubnis erteilt wird, ist unklar”, heißt es zum Zweckentfremdungsgesetz von airbnb. Matthias Brauner, der wohnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, erklärte allerdings: “Über den grundsätzlichen Regelungsbedarf hinaus hat sich die Regierungskoalition dafür eingesetzt, dass unberührt der restriktiven Regelungen des Gesetzes der Bereich der ‘Sharing Economy’ ein wichtiger Bestandteil des Berliner Wohnungsmarktes bleibt. Berlin als Metropole und Gründerstadt profitiert stark von der Sharing Economy und der Internetbranche. Das heißt, dass eine gelegentliche Bereitstellung von Wohnraum an Dritte, welche die Räume überwiegend zu Wohnzwecken nutzen, aber in der Wohnung auch arbeiten, nicht als gewerbliche Vermietung gewertet wird und damit nicht den gesetzlichen Verbot der Zweckentfremdung unterliegt.”
Bei 9flats sieht man dies anders und zieht man folgenden Schluss aus dem Vorhaben: “Der heute schon intensive Wettbewerb um Kunden wird nach Auffassung des Unternehmens in Zukunft nun auch um ein künstlich verknapptes Angebot geführt”. Zukünftig wird sich das 9flats-Team von Hamburg Fokus nicht mehr schwerpunktmäßig um die “Gewinnung neuer Vermieter” kümmern, “sondern auf die Erzielung von Gewinnen mit dem existierenden Bestand”. Was auch eine Begründung bzw. eine zusätzliche Begründung für den Abschied aus Berlin sein könnte. Der leidtragende dieses ganzen Vorhabens sind am Ende auf jeden Fall die Berliner. Die 25 9flats-Mitarbeiter werden nun entlassen, zumindest die Callcenter-Leute bekommen aber ein Angebot nach Hamburg zu wechseln.
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