Wie treffen Investoren ihre Entscheidungen für oder gegen ein Investment?
In der Themenreihe “Was Gründer bewegt” informieren erfahrene Investmentmanager des High-Tech Gründerfonds (HTGF). Diesmal beschäftigt sich HTGF-Senior Investment Manager Andreas Olmes damit, wie Investoren denken. In seinem Gastbeitrag listet er dabei auf, wie Entscheidungen für oder gegen ein Investment getroffen werden.
Grundsätzlich gibt es bei jedem Investor zunächst einige wenige Punkte, die unbedingt erfüllt sein müssen. Dies liegt daran, dass jeder Investmentfonds eine eigene spezielle Ausrichtung hat. Diese wurde von den sogenannten Limited Partners, d.h. den Investoren des Fonds, bei der Auflage des Fonds festgelegt. Beim High-Tech Gründerfonds sind dies z.B. die folgenden:
- Das Unternehmen muss jünger als ein Jahr sein, gerechnet ab dem Beginn des operativen Geschäftes.
- Das Unternehmen muss Technologie beinhalten.
- Der Sitz und Standort des Unternehmens oder einer Betriebsstätte muss in Deutschland sein.
Wenn diese Anforderungen erfüllt sind, dann darf der Fonds überhaupt erst investieren.
Daran anschließend erfolgen – je nach Fonds mehr oder weniger ausführlich – die sogenannten Muss-Kriterien. Diese basieren auf einer Auslegung der Ziele der Fondsinvestoren und können sich auch ändern. Meistens werden diese Kriterien nochmals unterteilt. Für den High-Tech Gründerfonds gibt es derzeit unter anderem diese Muss-Kriterien:
- Formale Rahmenbedingungen
- Unternehmen muss ein KMU sein
- Unternehmen ist nicht in Schwierigkeiten, Finanzierung ist für die nächsten 12-18 Monate gesichert
- Kartellamt muss der Finanzierungsrunde zustimmen
- Inhaltliche Rahmenbedingungen
- Know-how ist im Unternehmen gebunden
- Deutliche Wettbewerbsvorteile müssen vorliegen
- Team
- Management verfügt über das technische Know-how
- Eigenanteil ist erbracht worden
- Finanzierung
- Standard-Konditionen werden eingehalten.
Letztlich folgen dann die Soll-Kriterien. Hier ist es ideal, wenn diese meist weichen Kriterien auch erfüllt werden. Für den High-Tech Gründerfonds werden beispielsweise unter anderem diese Punkte abgefragt:
- Details zur Management-Besetzung
- Engagement des Managements
- Anteilverteilung des Managements
- Stand des Produktes
- Auszahlungsmodalitäten.
Verstößt man nicht gegen diese Hauptvoraussetzungen, so ist man immer dann auf einem sehr guten Weg zu einer Finanzierung, wenn das Unternehmen allgemein gesagt fokussiert ausgerichtet ist und das Management alles im Griff hat. Dies ergibt sich fast automatisch, wenn folgende Punkte adressiert sind:
- Das Management kennt seine Kunden maximal gut.
- Die Kunden haben ein bislang nicht gelöstes Problem.
- Das Unternehmen kann dieses Problem lösen.
- Das Unternehmen löst dieses Problem idealerweise als erstes Unternehmen weltweit.
- Die Lösung ist per Know-how und IP geschützt.
- Mit der Lösung lässt sich Geld verdienen.
- Das Management kann Entwicklung, Produktion und Vertrieb kompetent umsetzen.
- Ziel des Unternehmens ist es, Cash zu generieren.
Sind alle diese Punkte erfüllt, stehen die Chancen für ein Investment sehr gut.
Für die Umsetzung der Entscheidung gibt es dabei dann meist einen standardisierten Prozess. Dieser sieht beim HTGF wie folgt aus:
- Einreichen eines Businessplanes
- HTGF Investment Manager und Projektleiter entscheiden, ins Detail zu gehen.
- Management präsentiert das Konzept persönlich.
- HTGF Investment Manager und Projektleiter entscheiden, ein Term-Sheet auszugeben.
- Management unterschreibt das Term-Sheet.
- Management präsentiert vor einem Gutachter.
- Gutachten ist positiv.
- Management präsentiert erneut vor größerer Runde bei HTGF.
- HTGF entscheidet die Vorstellung vor dem HTGF Komitee.
- Management präsentiert vor dem HTGF Komitee.
- HTGF Komitee entscheidet direkt anschließend an die Präsentation, womit die Entscheidung final gefallen ist.
- Die Finanzierung wird per Beurkundung der Standard-Verträge abgeschlossen
- Die Investments werden meilensteinabhängig ausgezahlt.
Je nach Stand des Konzeptes und der Kooperation des Managements rechnet man dabei erfahrungsgemäß für eine solche Entscheidung mit einem Zeitraum von sechs Wochen bis hin zu mehreren Monaten. Letzteres insbesondere dann, wenn noch deutlicher Strukturierungsaufwand notwendig ist.
Was Gründer bewegt (Bisherige Teile dieser Reihe):
- 10 Stolpersteine beim Fundraising
- So wird der Exit erfolgreich
- 7 Tipps, wie man eine Anschlussfinanzierung erfolgreich auf die Beine stellt
- Krise im Start-up? Es gibt nur Ergebnisse!
- Was können Gründer tun um Ihr Unternehmen auf Wachstum vorzubereiten?
- Mit dem richtigen Team zum Erfolg
- Value Add – Was macht einen guten Investor wirklich aus?
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