Florian Swoboda von Barzahlen
“Wir erweitern das Zahlungsportfolio des Online-Shops”
Es gibt mittlerweile Tage, an denen man schon gar kein Bargeld mehr in der Hand hat. Ist ja mittlerweile alles digital und auf Kredit. Barzahlen (www.barzahlen.de) will das ändern und bringt Bargeld zurück in den E-Commerce. Kunden können ihre Online-Einkäufe, für die sie einen Zahlschein mit Barcode bekommen, in den diversen Läden der beiden Ketten direkt an der Kasse bezahlen. Die Offline-Partner übermitteln die Zahlungsbestätigung umgehend an den jeweiligen Shop. Im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups.de sprach Gründer Florian Swoboda über Stromrechnungen und Datenschutz.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Die Idee von Barzahlen ist es, jedem Deutschen die Möglichkeit zu geben, online einzukaufen. Noch immer tun dies über 20% der Internetnutzer nicht. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der Kunde möchte seine Finanzdaten nicht online preisgeben und bricht den Bestellprozess kurzerhand ab, wenn die aufgeführten Zahlungsarten zu unsicher wirken. Oder er besitzt schlichtweg keine Kreditkarte (70 Prozent der Deutschen, Deutsche Bundesbank). Zudem verzichten 30 Prozent der Menschen bewusst auf Online-Banking (Bitkom). Diesen Konsumenten wollen wir den Weg in den E-Commerce mit Barzahlen erleichtern.
Mit Barzahlen kauft der Kunde wie gewohnt online ein und wählt Barzahlen als Zahlungsmethode aus. Daraufhin erhält er einen Zahlschein, den er sich ausdruckt, oder einen Zahlcode auf sein Handy und kann damit bei Einzelhändlern wie den dm Drogerie Märkten, real,- oder mobilcom-debitel seinen Online-Einkauf bar bezahlen. Die Kasse des Einzelhändlers überträgt die Zahlungsbestätigung in Echtzeit an den Online-Shop, der die Ware sofort versenden kann.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Wir sind unserer ursprünglichen Idee, Barzahlungen für Online-Einkäufe im stationären Handel abzuwickeln, seit der Gründung treu geblieben. Dabei haben wir aber viele spannende Bereiche entdeckt, in denen heute noch sehr viel mit Bargeld bezahlt wird. Darunter befindet sich zum Beispiel der Reisemarkt, Telekommunikation, Kommunalzahlungen und Energieversorgung. Gerade der Markt der Energieversorger ist ein extrem spannender.
Allein in Berlin werden ca. 300.000 Stromrechnungen jedes Jahr in bar bezahlt. In Düsseldorf sind es immer noch 50.000. Bisher müssen diese Kunden in ein einziges Kundencenter fahren und dann vor Ort Ihre Stromrechnung bezahlen. Dies ist nicht nur äußerst umständlich für den Konsumenten, sondern auch sehr kostenintensiv für den Energieversorger. Mit Barzahlen kann der Energieversorger diese Kunden einfach zum dm schicken, spart somit Kosten, entlastet das Servicecenter und erhöht die Kundenzufriedenheit. Seit Anfang September setzen die Stadtwerke Düsseldorf daher auf Barzahlen und haben ihre Kassenautomaten in den Servicecentern abgeschafft.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Unsere Dienstleistung ist in Deutschland derzeit einmalig. Selbstverständlich gibt es andere Online-Bezahlmethoden, von denen wir uns aber essentiell unterscheiden: Barzahlen ermöglicht jedem Konsumenten den Einkauf auch ohne Kreditkarte, Online-Banking oder Bonitätsauskunft. Kunden profitieren von 100 Prozent Datenschutz und einem sicheren Einkauf. Online-Shops gewinnen mit Barzahlen tatsächliche Neukunden ohne Kannibalisierung und sind aufgrund unserer Zahlungsgarantie immer auf der sicheren Seite. Ich würde sagen, wir erweitern einfach das Zahlungsportfolio des Online-Shops um noch mehr Kunden, indem wir eine für sie angenehme Zahlmethode zur Verfügung stellen.
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Für Barzahlen ist entscheidend, dass die Vorteile von Barzahlen bei Konsumenten bekannt sind und möglichst viele E-Commerce-Händler Barzahlen anbieten. Hierfür setzen wir auf einen Direkt-Vertrieb, langfristige Partnerschaften, aktive Pressearbeit und Auftritte auf Messen und Veranstaltungen. Zudem gehen wir Marketingkooperationen mit Online-Shops, Einzelhandelspartnern, Verbänden und Multiplikatoren ein.
Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Die Monetarisierung von Barzahlen erfolgt analog zu anderen Online-Payment-Anbietern. Online-Shops zahlen für das Angebot von Barzahlen eine festgelegte Gebühr pro Transaktion, die sich aus einem prozentualen Anteil am Transaktionswert und einer fixen Gebühr im Cent-Bereich zusammensetzt. Obwohl unser Angebot sehr gut angenommen wird, werden wir in diesem Jahr natürlich noch keine schwarzen Zahlen schreiben.
Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Parallel zum deutschen Markt analysieren wir bereits jetzt mögliche bargeldbasierte Länder vor allem in Ost- und Südeuropa. Es ist uns dennoch wichtig, erst einmal in Deutschland Fuß zu fassen, so dass Barzahlen langfristig jedem Deutschen ein Begriff ist.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
In den nächsten 12 Monaten möchten wir als Online-Bezahlmethode auf dem deutschen Markt etabliert und fest in den Köpfen der Deutschen verankert sein. Zudem bauen wir unser Partnernetzwerk weiter aus. Wir zielen darauf ab, in einigen der größten deutschen Online-Shops integriert zu sein und noch mehr Einzelhandelspartner, wie Tankstellen und Supermärkte zu gewinnen. Weiterhin ist das Erschließen neuer Geschäftsfelder in Deutschland geplant.
Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews
Zur Person:
Florian Swoboda gründete 2011 mit seinen Kommilitonen Sebastian Seifert und Achim Bönsch die Zerebro Internet GmbH mit dem Produkt Barzahlen. Nach Stationen bei Rocket Internet und Barclay’s Capital ist Florian Swoboda nun als Geschäftsführer Online-Sales und Marketing für Barzahlen tätig.