Lass-andere-schreiben.de vermittelt zwischen Ghostwritern und Auftraggebern
Das Prinzip von Lass-andere-schreiben.de (www.lass-andere-schreiben.de) dürfte vielen bekannt vorkommen. Ist es doch dem der Designer-Marktplätze sehr ähnlich. Nur geht es hier nicht darum, den richtigen Designer zu finden, sondern es dreht sich alles rund um Text. Und zwar laut Lass-andere-schreiben.de nicht um Massentext wie bei Textbroker und Co., sondern um Qualitätstexte.
Lass-andere-schreiben.de dazu: “Im Gegensatz zu reinen Content-Anbietern, welche sich auf Textmassen zu Niedrigstpreisen konzentrieren (pro Wort ab < 0,01 Euro), arbeiten wir mit hochpreisigen Texten auf entsprechendem Niveau. Auch hier haben sich viele frei arbeitende Dienstleister und Text-Agenturen angesiedelt, ohne dass vor uns eine gemeinsame Anlaufstelle im Internet existierte.”
Das Funktionsprinzip von Lass-andere-schreiben.de zeigt das folgende Erklärvideo:
Hier sind übrigens 22 gute Adressen, um Erklärvideos produzieren zu lassen
In den Grobkategorien Schule, Uni und Business können Aufträge eingestellt und um sie gepitcht werden. Also jedenfalls theoretisch könnten sie das. Denn vor allem der Bereich Business ist noch ziemlich blank.
Kein Wunder, landet man sowohl als potentieller Auftraggeber als auch Auftragnehmer per default-Einstellungen doch immer wieder bei ‘Uni’. Und um sich als Experte registrieren zu lassen, kann man überhaupt nur Schwerpunkte aus dem Uni-Bereich angeben. Business-Texter scheinen zumindest noch nicht auf der Plattform gewünscht zu sein.
Überhaupt ist es sehr kompliziert und hakelig, ein Profil auszufüllen – als Auftraggeber geht’s noch, aber um sich als Text-Experte registrieren zu lassen, bin ich jedenfalls gescheitert. Trotz mehrfacher und gründlicher Versuche. – Und ich glaub schon, dass ich relativ fit darin bin, mich auf solchen Plattformen zurechtzufinden.
Dass auf dieser Plattform ganz offen Ghostwritings für Schul- oder Universitäts-Texte angeboten werden, ist sowieso, wenn nicht rechtlich, dann doch auf jeden Fall moralisch fragwürdig. Jeder Student wird sich erinnern, dass das letzte Blatt jeder Hausarbeit eine Erklärung mit Originaluntereschrift des Studierenden enthielt, in der er versicherte, die Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe erstellt zu haben.
Zwar sprechen die Macher von Lass-andere-Schreiben von “Lektorieren und Korrigieren von Hausarbeiten” – aber überall auf der Plattform wird der Terminus Ghostwriting verwendet, der ganz klar ‘schreiben lassen’ bedeutet und weit über Recherchehilfe, Lektorieren oder Korrigieren hinausgeht.
Gegründet wurde das in Berlin ansässige Lass-andere-schreiben.de mit Launch im Mai 2011 von Ismet Hodzic und Rami Jabr, die übrigens gerade auf Investorensuche sind.
Monetarisiert werden soll über die Vermittlungsprovisionen der Auftragnehmer: Im Fall einer erfolgreichen Auftragsvermittlung zahlt der Auftragnehmer 20 Prozent Vermittlungsprovision an Lass-andere-schreiben.de
Ansonsten können alle Funktionen der Plattform sowohl von Auftraggebern als auch Auftragnehmern kostenfrei genutzt werden.
Fazit:
Vor allem in Sachen Usability muss man unbedingt und schnell noch mal ganz gründlich ran.
Außerdem sind Tonalität und Funktionen der Plattform dermaßen auf den Bereich ‘Uni’ und vielleicht noch ‘Schule’ abgestellt, dass sich Auftraggeber für Business-Texte kaum angesprochen fühlen dürften. Und professionelle Business-Texter haben gleich gar keine Chance, ihre Expertise im Profil anzuführen, dessen Gesamthandling außerdem noch ordentlich holpert.
Zu empfehlen wäre eine strikte Trennung – am besten auf 2 verschiedenen Portalen – von Lehr- und Business-Bereich, denn die Zielgruppen sind sehr unterschiedlich und verlangen auch nach grundsätzlich unterschiedlicher Ansprache.
Abgesehen davon, dass ich mich als professionelle Business-Texterin auch nicht im selben Umfeld mit Ghostwritern von akademischen Arbeiten wiederfinden möchte. Und sobald ich herausgefunden hab, wie ich mein Profil, das ich für diesen Artikel bei Lass-andere-schreiben.de testweise angelegt habe, wieder löschen kann – auch das ist nämlich nicht gerade einfach -, werde ich das tun.
Wenn Lass-andere-schreiben.de sich auf die rechtlich und moralisch unbedenklichen Bereiche Business- und literarische Texte beschränken und die Usability erheblich aufwerten würde, könnte dieses Portal durchaus interessant sein.
Wobei natürlich auch dann wieder – wie bei all solchen Vermittlungsportalen – verhindert werden sollte, dass die Plattform ausschließlich von Billigheimer-Auftraggebern und -nehmern genutzt wird, die über Dumping-Preise arbeiten.
Aber das wäre der dritte Schritt nach Aufmöbeln der Plattform und Schaffen der berühmten kritischen Nutzer-Masse, die einen solchen Marktplatz überhaupt erst für alle Beteiligten interessant werden lässt.