Start me up – Der richtige Einstieg in die digitale Branche
Start me up – Der richtige Einstieg in die digitale Branche – Gastbeitrag von Ole Mensching, Geschäftsführer von CareerTeam. Die Online- bzw. Start-up Branche stellt für viele Studienabgänger und Young Professionals einen großen Anreiz dar. Aber was macht diese Branche so attraktiv und wie findet man seinen Traumjob in dieser Branche? Gastbeitrag über die Karrierewege der Branche: Welche Vor- und Nachteile gibt es?
Digitale Arbeitswelten – jung, dynamisch, sexy
Noch vor 5 Jahren hätte wohl niemand geglaubt, dass man Schuhe erfolgreich über das Internet verkaufen kann. Heute ist Zalando ein internationales Unternehmen mit Milliarden Umsatz. Und dies ist nur ein sehr extremes Beispiel dafür, wie die digitale Branche unsere Lebenswelt in den letzten Jahren verändert hat. Heute kann man fast alles online machen: Freunde treffen, Reisen buchen, Lebensmittel einkaufen etc. Diese Entwicklungen sind exemplarisch für den digitalen Wandel, den unsere Gesellschaft erlebt und lassen erahnen wie viel Potenzial digitale Unternehmen in Zukunft noch haben werden.
Der Anreiz, diese Entwicklung nicht nur mitzuerleben, sondern auch mitzugestalten, ist für Absolventen verständlicher Weise hoch. Keine andere Branche ist derzeit so dynamisch, abwechslungsreich und innovativ. Keine andere Branche bietet Absolventen die Kombination aus so stark eigenverantwortlichem Arbeiten, weitreichenden Handlungskompetenzen und großen Lernchancen am Puls der Zeit. Und nirgends ist die Dichte an jungen Unternehmen und start-ups mit einhergehender Partykultur so hoch wie im Online-Bereich.
Diese Faktoren verleihen der digitalen Branche heute eine ähnlich “hippness“ wie ihn die Werbe- und Medienbranche bis zum Ende der 90er Jahre innehatte. Und spätestens seit Oliver Samwer Vorträge an Business Schools wie der WHU hält, ziehen Internetfirmen die besten Talente in einer Quantität an, wie es nur die großen Beratungshäuser in den 80ern und die Investmentbanken in den 90ern geschafft haben.
Aber natürlich hat auch die digitale Branche ihre Kehrseiten. So bedingen große Chancen auch einen hohen Konkurrenzdruck und damit ein erhöhtes Risiko, dass ein Arbeitgeber nicht am Markt bestehen bleibt. Und hohe Dynamik bedeutet auch, dass wer sich nicht ständig weiterbildet, den Anschluss verliert. So ist die digitale Branche durch eine hohe Arbeitsbelastung bei gleichzeitiger Unsicherheit über die zukünftige Arbeitsperspektive geprägt.
Einen familiär ungebundenen und flexiblen Absolventen sollte das nicht abhalten. Allerdings sollte er sich genau überlegen wie er in diese Branche einsteigen möchte.
Experte oder Manager?
Die erste Entscheidung, die es zu treffen gilt, ist, ob er langfristig eine Experten- oder Managementkarriere verfolgen möchte. Eine gute Nachricht vorab: Der Sprung von einer Experten- auf eine Managementposition ist in der digitalen Branche erfahrungsgemäß einfacher als in anderen Branchen. Trotzdem sollte man seine Einstiegsposition unter Berücksichtigung seiner langfristigen Karriereplanung treffen. Natürlich spielt hier auch das vorangegangene Studium eine Rolle, so sind technische Studiengänge wie bspw. Informatik eher für Expertenkarrieren prädestiniert und universellere Studiengänge, wie zum Beispiel Betriebswirtschaftslehre oder andere Geisteswissenschaften, für Managementkarrieren. Das sollte aber niemanden davon abhalten, den Weg einzuschlagen, der ihm am besten gefällt und die Einstiegsposition hat eine wesentliche höhere Bedeutung für den weiteren Karriereweg als das vorangegangene Studium.
Typische Positionen für eine Expertenlaufbahn sind unter anderem: Junior Softwareentwickler, Webanalyst, Online Marketing Trainee oder Assistentenpositionen im Produktmanagement. Gute Einstiegspositionen für Managementkarrieren sind hingegen: Assistent der Geschäftsführung, Business Development, Entrepreneur in Residence und Assistenzpositionen im Projektmanagement.
Konzern oder Start-up?
Absolventen sollten sich auch dazu befragen, ob sie eher ein Konzern- oder Start-up Typ sind. Zwar sind Start-ups gegenwärtig besonders “hip“, erfahrungsgemäß fühlen sich die meisten Menschen aber eher in der Kultur eines größeren Unternehmens wohl.
Im direkten Vergleich haben Start-ups tendenziell den Vorteil, dass man hier schnell mehr Verantwortung übernehmen kann. Meistens ist auch das Arbeitsspektrum breiter, das Arbeitsumfeld dynamischer und die Hierarchien flacher. Größere Unternehmen und Konzerne haben hingegen den Vorteil, dass Absolventen viel mehr Orientierung und Hilfe geboten wird. Während Absolventen sich in Start-ups oftmals ihr Wissen autodidaktisch aneignen müssen, gibt es in großen Unternehmen festgelegte Traineeprogramme. Auch die Arbeitsbelastung ist in großen Unternehmen meist geringer und das bei besserer Bezahlung und wesentlich höherer Jobsicherheit als in einem Start-up.
Allerdings handelt es sich hierbei – wie oben schon beschrieben- nur um Tendenzen, jedes Unternehmen ob klein oder groß ist anders. Gerade die großen Unternehmen haben im digitalen Bereich von den Start-ups gelernt. Viele haben mittlerweile verstanden, dass Sie mit ihren langsamen Prozessen in der hoch dynamischen Online-Branche nicht konkurrieren können und haben ihre digitalen Einheiten zu hochflexiblen und teilweise autark operierenden Abteilungen umgebaut. Genauso gibt es Start-ups die mit hochprofessionellen Traineeprogrammen für Berufseinsteiger aufwarten können.
Die aktive Stellensuche
Hat ein Absolvent diese beiden Grundsatzfragen für sich beantwortet, ist er bereit für die aktive Stellensuche und auch hier gilt es einige Ratschläge zu beherzigen.
Absolventen neigen oft dazu, sich bei der Entscheidung für Ihren ersten Arbeitgeber von spontanen Sympathien leiten zu lassen. Natürlich ist es wichtig, dass bei einem Job auch das Bauchgefühl stimmt, allerdings sollten sich gerade Absolventen überlegen, ob eine wegweisende Einstiegsposition auch zu den langfristigen Karriereplänen passt.
Deswegen sollte sich ein Absolvent zu jedem potentiellen Arbeitgeber fundierte Informationen beschaffen – das gilt insbesondere für Start-ups. Fragen die er dabei im Kopf haben sollte sind beispielsweise: Wo liegen die Stärken und Schwächen des Geschäftsmodells? Wie hoch ist das Potenzial des Geschäftsmodells in der Zukunft? Wie ist das Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz aufgestellt? Was tut das Unternehmen um in Zukunft bestehen zu können? Werden Trends wie dem mobilen Wandel Beachtung geschenkt? Diese Fragen sollte man auch im Bewerbungsgespräch stellen; ein guter Arbeitgeber wird nicht nur schlaue Antworten parat haben, sondern die kritischen Fragen auch wertschätzen.
Kritisch nachfragen sollten Absolventen auch in Bezug auf die genauen Tätigkeiten, die die ausgeschriebene Position beinhaltet. Gerade junge Unternehmen haben ihre Recruitingprozesse oftmals nicht professionalisiert und so weichen ausgeschriebene Tätigkeitsprofile von den realen Arbeitsinhalten einer Position nicht selten dramatisch voneinander ab. Neben den direkten Interviewpartnern, empfiehlt es sich daher auch ein Gespräch mit einem normalen Mitarbeiter des Unternehmens zu führen bei dem man sich bewirbt. Idealerweise sollte dieser Mitarbeiter in der selben oder einer ähnlichen Position wie der ausgeschriebenen arbeiten.
Das ausgeschriebene Tätigkeitsprofile und reale Arbeitsinhalte oft voneinander abweichen, bedeutet auch, dass es durchaus sinnvoll ist sich auf Stellen zu bewerben, die auf den ersten Blick nicht perfekt passen – nicht selten findet man gerade unter diesen Angeboten seinen Traumjob.
Beherzigt man diese Ratschläge, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.
In eigener Sache: Mit unserer Rubrik Startup-Jobs wollen Start-ups helfen, die richtigen Leute auf Ihre Firma aufmerksam zu machen. Und andererseits Menschen, die in einem Start-up arbeiten möchten, die Suche nach der richtigen Firma erleichtern.
Zur Person
Dr. Ole Mensching ist Geschäftsführer von CareerTeam, einer Headhunting Agentur, die sich auf digitale Unternehmen spezialisiert hat und neben C-Levelbesetzungen Konzernen dabei hilft, digitale Geschäftseinheiten aufzubauen. Vor der Gründung von CareerTeam arbeitete Ole Mensching als Head of New Markets bei einem Companybuilder und promovierte in Behavioral Economics an der Universität zu Köln sowie der University of Califonia, Berkeley. Im Oktober spricht Mensching auf dem Online-Karrieretag.
Über den Online-Karrieretag