Gründer müssen Regeln brechen, um innovativ zu bleiben
Produktzyklen aller Art werden immer kürzer, dafür steigt die Angebotsvielfalt im Gegenzug rasant. Als Start-up, junges Unternehmen oder etablierte Firma ständig innovativ zu bleiben, ist eine echte Herausforderung. Wer mit den üblichen Denkmustern und BWL-Prinzipien hantiert, hat keine Chance. Laut Jan Kristof Arndt von trendinnovation hilft nur eines: die gängigen Regeln brechen! Aber wie?
“Innovationsentscheidungen pro-aktiv treffen”
Innovation Fehlanzeige? Kaum ein Unternehmen verfolge einen bestimmten Ansatz, um regelmäßig neue Ideen zu produzieren, prangerte Jan Kristof Arndt von trendinnovation auf dem ersten deutschen Solopreneur Day an: „Man verlässt sich einfach auf die Geistesblitze der besten Mitarbeiter!“ Heraus kommen zu viele ähnliche Unternehmen, die ähnliche Leistungen in ähnlicher Qualität zu ähnlichem Preis anbieten – und mit ähnlichen Vorstellungen, wie man morgen anders sein kann.
„Dabei entscheidet die Fähigkeit zur Veränderung über die eigene Zukunft. Innovation dient als Schutz der eigenen Position am Markt“, ist Arndt überzeugt. Es zähle aber nicht nur Innovation an sich, sondern auch die Schnelligkeit. „Innovationsentscheidungen müssen pro-aktiv getroffen werden. Viele werden erst dann aktiv, wenn es schon zu spät ist.“ Doch wie gelingt es Start-ups und Unternehmen, aus der Masse an ähnlichen Unternehmen herauszustechen? Auf dem Solopreneur Day stellte Arndt die Kreativtechnik „Breaking Rules“ vor, mit der Gründer gezielt und systematisch Gewohntes in Frage stellen und Regeln brechen können, um offen für neue Ideen zu werden – auch wenn es sich um einen Bereich handelt, in dem es schon viele Mitbewerber gibt.
Wichtig dabei: Auch für den Regelbruch gibt es Regeln. Die erste lautet: Jede Regel sollte hinterfragt werden. Die zweite: Jede Regel kann gebrochen werden. Wirklich Sinn macht das Ganze aber erst mit Regel Nummer drei: Nicht jede Regel darf gebrochen werden. Aufgabe ist es, genau dies zu unterscheiden: Welche der vorherrschenden Regeln zu einer bestimmten Geschäftsidee können gebrochen werden (gelb), welche sollen gar gebrochen werden (grün) und welche tastet man lieber nicht an (rot)?
In drei Schritten zum Regelbruch
1) Regeln aufstellen
Gründer sollten für ihre Geschäftsidee – auch wenn es sich um etwas Gängiges wie ein Restaurant handelt – zunächst zehn typische Regeln aufstellen, die für das Produkt bzw. das Geschäft üblicherweise gelten. Beispiel Restaurant: Der Gast geht in das Restaurant. Dem Gast wird ein Tisch zugewiesen. Küche und Gastbereich sind separiert. Gäste wählen ein Gericht auf der Karte aus. (…)
2) Regeln hinterfragen
Jetzt geht es darum, die bestimmenden Faktoren (Determinanten) zu unterstreichen und dabei zu überlegen, ob diese verändert werden können oder nicht. Beispiel: Der Gast geht in das Restaurant. Ein Restaurant ohne Gäste macht keinen Sinn. Aber die Gäste müssen ja nicht unbedingt in das Restaurant gehen, sondern können abgeholt werden.
3) Regeln brechen
Die Regeln werden nun bewusst nacheinander gebrochen und durch neue Regeln ersetzt: Der Gast wird zu Hause abgeholt. Das Essen wird per App von zu Hause bestellt. Gekocht wird direkt am Tisch. Es wird jeden Tag nur ein Gericht angeboten. (…)
Am Anfang, so Arndt, sei diese Form zu denken noch schwierig: „Wider der eigenen Erfahrung und Routine zu denken, schmerzt zunächst im Kopf und ist herausfordernd. Aber mit der Zeit werden die Ideen radikaler.“ So radikal, dass am Ende im besten Fall aus einem bestehenden, viel beackerten Geschäftsfeld etwas Neues entspringt, das sich abhebt – so wie der Cirque de Soleil, der sich vom „üblichen“ Zirkusgeschäft verabschiedete und mit seiner Mischung aus Artistik, Musical und wechselnder Storyline auf die Bedürfnisse vieler Menschen eingeht, die zuvor mit Zirkus wenig anfangen konnten, und damit ein Milliardengeschäft erzielt.
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