Via manetch können sich Business-Leader gezielt global vernetzen
Über diese Anfang 2012 gegründete Online Plattform liest man wenig im Netz. Denn die weltweit verteilten Manager, die die Kernzielgruppe dieser Matching-Plattform bilden, werden von manetch (www.manetch.com) in der Regel direkt kontaktet. Breitenwirksame PR betreibt man kaum. Dabei sind die Plattform und die bei Bedarf daran gekoppelten Dienstleistungen durchaus auch für Selbstständige oder Mitarbeiter kleinerer Unternehmen interessant.
Also noch ein Business-Netzwerk à la Xing oder LinkedIn? Nein, denn manetch funktioniert anders: Sein Prinzip könnte man ‘Dating-Plattform meets Business-Network’ nennen.
Eigentlich wird alles Wichtige schon durch den Namen manetch repräsentiert: manetch besteht aus ‘net’ für netzwerken und ‘match’ für zueinander passen. Die phonetische Ähnlichkeit zu ‘manage’ ist durchaus gewollt, weil die Zielgruppe eben aus Mangern besteht.
Für die kostenlose Registrierung sollte man sich Zeit nehmen. Denn wie bei einer Partnerschaftsvermittlung hat man erst mal einen ziemlich langen Fragenbogen auszufüllen. Zu etwa 15 Rubriken mit je 5 bis 20 Fragen – hier natürlich zu Business-Themen – vergibt man je 1 bis 5 Skalen-Punkte zu je drei Bereichen: Eigene Kompetenz (Skills) zum jeweiligen Punkt, persönliches Interesse am Thema und momentane Relevanz des Thema fürs eigene Business.
Man muss übrigens nicht jede Frage beantworten, sondern kann sich nur die gerade besonders wichtigen herauspicken. Das allerdings wird leider nirgends im Registrierungsprozess kommuniziert und ich hab’s nach etwa eineinhalbstündiger Ausfüll-Arie auch erst im Telefonat mit Sara Maria Spiller, einer der Gründerinnen von manetch, erfahren.
Ziel dieser – übrigens wie die gesamte Plattform komplett in englischer Sprache verfassten – Fragen ist es, Personen miteinander in Kontakt zu bringen, deren momentane geschäftliche Wissens- und Diskussions-Interessen besonders gut zueinander passen. Womit wir wieder bei der Vergleichbarkeit mit einer Dating-Plattform wären.
Die Mühe des Ausfüllens wird dann aber auch belohnt: Auf dem eigenen Dashboard findet der erschöpfte Nutzer eine Liste mit Personen, mit denen ein Austausch besonders opportun wäre, weil man eben viele zueinander passende Fähigkeiten und Interessen hat.
So lassen sich durch das Matching-Verfahren sehr gut geeignete Sparrings- oder Diskussionspartner zu bestimmten Themen finden, ohne dass man sich ausschließlich auf das sonst beim Kennenlernen übliche Versuchs- und Irrtums-Prinzip verlassen muss.
Die Prozentzahl der Interessens-Übereinstimmungen wird schon in der Listenübersicht mit angezeigt, so dass man sich gezielt mit den Usern in Verbindung setzen kann, deren Skills und Interessen besonders gut zu den eigenen passen.
Traumwerte von 100-prozentiger Übereinstimmung sind übrigens utopisch, der Algorithmus ist derartig komplex, so Sara Maria Spiller, dass man schon bei einem Matching-Wert in den Vierzigern von stark passenden Interessen ausgehen kann.
Seine Matching-Liste kann man nach verschiedenen Kriterien sortieren und filtern, so dass man sich gezielt auf einen bestimmten Kreis möglicherweise interessanter Netzwerkpartner fokussieren kann.
Der regionale Filter holpert noch ein wenig, weil die lokalen Daten aus den LinkedIn-Profilen der Nutzer übernommen werden und dadurch eine Filterung zum Beispiel nach ‘Europa’ gar nicht möglich ist, ‘Hamburg’ aber in drei Varianten auftaucht.
Und dann wird’s eigentlich erst richtig spannend: Will man mit jemandem in Kontakt treten, sich on- oder offline mit ihm verabreden, stehen einem gleich Gesprächsthemen zur Verfügung: manetch schlägt einem gemäß der jeweils passenden Skills und Interessen direkt Themen vor, über die man mit demjenigen reden könnte. Alternativ kann man natürlich auch einfach freien Text eingeben oder eine Verlinkung via LinkedIn vorschlagen.
Die Themenvorschläge sparen beiden Beteiligten wiederum Zeit und erspart beiden das oft etwas hilflose Suchen gemeinsamer Themen wie zum Beispiel bei Xing-Kontaktanfragen. Jeder weiß, was für dümmliche Begründungen dort oft für die Kontaktanfragen geboten werden.
Mit diesen aus dem Matching generierten Themenvorschlägen wird zweierlei erreicht: Man findet leicht Personen, die einem als Sparringspartner für spezielle Businessthemen zur Verfügung stehen könnten, die einem gerade unter den Nägeln brennen und man hat konkrete thematische Anknüpfungspunkte, um mit denjenigen ins Gespräch zu kommen. Vom sicher nützlichen Input, der bei den Gesprächen herauskommt, mal ganz abgesehen.
Ungewöhnliches Start-up, originelle Monetarisierungs-Methoden
Ist schon das Konzept der Plattform originell, Matching-Aspekte von Dating-Plattformen auf ein Business-Netzwerk für Manager zu übertragen, so stehen die Methoden zur Monetarisierung dem in Sachen Originalität in nichts nach.
Gut, Bootstrapping und Crowd-Funding – ab Januar 2013 sollten über Innovestment 40.000 Euro zusammenkommen – sind nicht besonders ungewöhnliche Wege, an Geld zu kommen.
Aber dieser Weg schon: Sara Maria Spiller und eine Kollegin wurden für das Start-Up Chile-Programm ausgewählt, was bedeutet: Die beiden sind seit Anfang Juli 2013 bis Januar 2014 in Chile und unterstützen die dortige Start-Up-Szene sowohl mit Mentoring als auch mit einer Matchmaking-Veranstaltung, die sie für die chilenischen Gründer organisieren, um diese besser mit anderen Gründern/Mentoren weltweit zu vernetzen.
Dafür bekommen sie die Unterstützung der chilenischen Regierung, die ihnen schon jetzt einige Türen geöffnet hat, kostenlosen Büroarbeitsraum und eine nicht rückzahlbare Förderung in Höhe von 20 Millionen Pesos (etwa 40.000 US$).
Und auch die Premium-Angebote von manetch selbst folgen außergewöhnlichen Konzepten:
Da gibt es zum einen Das ‘Sales-Upgrade’: Hierbei geht es um ein Entscheider-Lösungsanbieter-Matching, die dem Lösungsanbieter und Berater für den Zugriff auf Profile potenzieller Kunden ein Sales-Abonnement abschließen müssen. Die Aborate hierfür kostet momentan je nach Vertragsdauer zwischen 56,25 Euro und 74,95 Euro pro Monat.
Zum zweiten gibt es den ‘Concierge-Service’, bei dem sich sehr beschäftige User von manetch einen Terminplan für ihre Meetings mit anderen manetch-Nutzern zusammenstellen lassen können. Die Meetings werden nach Bedarf geplant und deren Tagesordnungen zusammengestellt. Dieser Service kostet monatlich zwischen 89,95 Euro und 113,95 Euro.
Außerdem werden Events für Teilnehmer und Veranstalter optimiert
Das Gründerteam von manetch, das seinen Sitz in Berlin hat, bringt reichlich Erfahrung im Konferenz-Geschäft und in der Beratung mit:
Sara Maria Spiller war acht Jahre lang Konferenzproduzentin und Geschäftsführerin bei Veranstaltern von B2B-Konferenzen in Berlin und New York. Sie ist Diplom-Volkswirtin und hat einen Master in International Management. Und
Alexandra Hamann, sie hat einen Master’s in Environmental Management, war mehr als zehn Jahre Konferenz- und Messeproduzentin.
Der dritte im Bunde, Vladimir Stein, ist Diplom-Kaufmann und Elektroingenieur und war sechs Jahre lang Big Four-Consultant.
Aus dieser geballten Erfahrung heraus entstand auch die Idee zu manetch: Weil die Gründer bei der Organisation von Wirtschaftskonferenzen die Erfahrung gemacht hatten, dass die Gespräche unter Kollegen in den Pausen oft noch wertvoller als die Präsentationen der Referenten waren, wurde manetch gegründet.
Und so geht es eben nicht nur um gezieltes Networking für Manager weltweit, sondern ein Fokus liegt ganz klar auf der Nutzen-Optimierung von Veranstaltungen:
Die manetch-Plattform unterstützt das Matchmaking auf Events. Die Organisatoren der Konferenz können ihre Networking-Sessions optimieren und profitieren von der höheren Zufriedenheit ihrer Teilnehmer.
Bisher wurden zum Beispiel World Class Social-Enabled Enterprise 2013 und die World Class Mobile Collaboration 2013 durch manetch unterstützt. Als nächstes steht dann die 2. Jungunternehmertagung: Wie Startups zu reifen Unternehmen werden auf dem Plan.
Und last not least will manetch zu von der Community als besonders wichtig eingeschätzten Themen selbst Konferenzen veranstalten. Dort soll jeder Teilnehmer einen auf sein persönliches Profil abgestimmten Ablaufplan mit Vorträgen, Workshops und Meetings bekommen.
Absolut spannendes Konzept, das sehr vielversprechend klingt. Offen bleibt die Frage, ob ein so ungewöhnliches Konzept die kritische Masse erreichen wird, die für effizientes globales Netzwerken gebraucht wird.
Und ebenso die Frage, die Frage, die die Netzpiloten auch stellen: Ob nämlich Matchmaking wirklich mehr als andere Networking-Prinzipien über die Anfangsattraktivität hinaus zu langfristig stabilen und für beide Seiten fruchtbringenden Business-Beziehungen führt.