Mit Tame wird Twitter übersichtlicher – und in Echtzeit durchsuchbar

Obwohl nach wie vor in der offenen Beta-Version, hat Twitter-Info-Bändiger Tame (www.tame.it) gerade einen größeren Relaunch hingelegt. Tame – das heißt wörtlich so viel wie ‘zähmen’, ‘bändigen’. Der Begriff wird aber auch im Sinne von ‘ordnen’ und ‘in den Griff bekommen’ benutzt, und bezieht sich damit genau auf das, was Tame kann: Die Informationsflut in Gestalt hunderter Tweets einzudämmen. So sieht man schneller, was wichtig ist.

Tame versteht sich als die erste Kontext-Suchmaschine für Twitter. Sie sortiert Tweets mit bis zu 24 Stunden Rücklauf in drei Relevanz-Rankings: Themen (Hashtags), Nutzer (Namen) und Inhalte (Content-Links).

Einmal mit dem eigenen Twitter-Account angemeldet, werden innerhalb von Sekunden die Tweets der vergangenen 24 Stunden übersichtlich in drei Kategorien sortiert: Unter ‘Themen’ finden sich die meist-genutzten Hashtags, unter ‘Nutzer’ werden die am häufigsten erwähnten Usernamen aufgelistet, und unter ‘Inhalte’ stehen die meist-getwitterten Links.

Diese kostenlose Funktion ist vor allem für Twitter-Nutzer interessant, die vielen anderen Usern folgen und trotzdem schnell und ohne langes Suchen einen Überblick über die wichtigsten Themen des Tages haben möchten. Das Prinzip kennen wir ja schon von Rivva.

Die seit dem Relaunch neue kostenpflichtige Basic-Version – sie kostet 5 Euro pro Monat – bietet darüber hinaus noch weitere Features an. Zurzeit kann man diese Variante 30 Tage lang gratis testen.

In der Basic-Version ist zum Beispiel die Anzeige- und Such-Beschränkung auf die eigene Timeline aufgehoben: Nutzer können weltweit nach beliebigen Stichworten und Hashtags in über 20 verschiedenen Sprachen suchen und auch die Suche auf eine bestimmte Sprache eingrenzen. Damit kann man zum Beispiel anhand konkreter Zahlen sehen, wie relevant bestimmte Themen in der öffentlichen Debatte sind.

Das ist zum Beispiel für Journalisten sehr nützlich, um Themen zu finden und deren Nachrichtenwert einschätzen zu können. Die Rücklauf-Zeit der Suche kann man in dieser Version beliebig zwischen einer und 24 Stunden variieren.

Außerdem können die Nutzer eigene und abonnierte Listen mit Tame analysieren und daran sehen, was gerade die aktuellen Top-Themen bestimmter Nutzer- und Zielgruppen sind – das ist zum Beispiel für PR-Experten interessant.

Wer die Reichweite der eigenen Tweets erhöhen möchte, kann mit dem ‘Tweet-Wizard’ Feature die optimalen Hashtags zum Thema finden.

Ein besonderer Nutzen von Tame fürs Firmen-Marketing oder Redaktions-Feedback besteht außerdem im Echtzeit-Monitoring: Man kann zu jeder beliebigen Zeit sehen, wie oft und von wem der Link zu meinem Text-, Audio- oder Videobeitrag in den vergangenen ein- bis 24 Stunden getwittert wurde.

Des Weiteren wird mit dem Weekly Digest allen Nutzern eine wöchentliche Übersicht der relevantesten Themen, Nutzer und Inhalte ihrer Timeline angeboten.

Mit all diesen Funktionen bietet Tame ein Konglomerat aus den Funktionen diverser anderer Twitter-Tools in einem Dienst versammelt.

Mit dem selbst entwickelten Algorithmus, der misst, wie viele verschiedene Leute bestimmte Inhalte auf Twitter geteilt haben, zeigt Tame die relevantesten Inhalte aus der eigenen Twitter Timeline oder zu jedem Suchbegriff auf einen Blick.

So gibt Tame seinen Nutzern die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit einen schnellen Überblick zu verschaffen – ohne sie mit sekündlich nachladenden Informationen zu überfluten. Die Ergebnisse sind also für den Moment gelistet und erfasst, anstatt sich in ständigem Streaming zu verändern. Mit Tame braucht daher niemand mehr Angst zu haben, etwas Wichtiges zu verpassen – selbst wer nicht ständig online ist, kann sich jederzeit kurz und bündig einen Überblick verschaffen.

Die Grundvision herunterzubrechen auf ein erstes Produkt war die inhaltlich größte Herausforderung

Die drei Gründer: Frederik Fischer(CEO), Arno Dirlam (CTO) und Torsten Müller (CMO) sind alle extra zur Gründung ihres Start-ups aus Hamburg, London und Copenhagen nach Berlin gezogen. Ihr momentanes Büro ist ein altes Forschungslabor für Biochemie, das Jahrzehntelang nicht in Benutzung war. Sie haben selbst Hand angelegt und renoviert, dabei aber einige charakteristische ‘Features’ wie eine Abzugshaube oder einige Säurebottiche drin gelassen, von denen sie jetzt hoffen, dass deren Ausdünstungen nicht allzu gesundheitsschädlich sind.

Tame ist ein Spin-off der Humboldt Universität zu Berlin und wird von Humboldt Innovation betreut. Bis April 2013 war es EXIST-gefördert (96.000 Euro). Einziger Business Angel ist Julius Endert, Journalist & Geschäftsführer von Netzlloyd.de, der sich mit einem fünfstelligen Betrag engagiert hat.

Und im März 2013 hat man eine Crowdinvestingrunde bei Companisto.de erfolgreich abgeschlossen und darüber 250.000 Euro in 24 Tagen von 808 Mikroinvestoren eingesammelt.

Zusätzlich ist Tame durch die Pro FIT-Frühphasenfinanzierung der IBB mit einem sechsstelligen Betrag finanziert.

Und ab Oktober 2013 gehen die Gründer im Rahmen des German Silicon Valley Accelerators nach San Francisco, um dort mindestens drei Monate vor Ort zu arbeiten und den Markteintritt anzugehen.

All das lässt darauf schließen, dass nicht nur die Gründer selbst vom Erfolg ihres Start-ups überzeugt sind.

Bemerkenswert ist noch ein weiteres Detail der Entstehungsgeschichte von Tame, das so ähnlich sicher einige Start-ups kennen dürften. Torsten Müller erzählt: “Ursprünglich hatten wir eine viel weitreichendere Vision. Wir wollten eine Lösung zur automatisierten Kuratierung und Verifikation jeglicher nutzergenerierter Inhalte auf allen sozialen Plattformen schaffen.

Diese Vision auf ein erstes Produkt zum Kuratieren relevanter Informationen im Echzeitnetz bzw. auf Twitter herunterzubrechen, ohne dabei das große Ganze aus dem Auge zu verlieren, war die inhaltlich bisher größte Herausforderung für uns.”