“Wir wollen sowohl finanziell als auch gesellschaftlich sinnvoll investieren” – Christopher Koeppler von Tivola Ventures
Mit Tivola Ventures betritt ein neuer Investor die Bühne. Gerade erst verkündete das Team sein erstes Investment in Avocado Store – und überraschte mit diesem Schritt. Denn erstmals wagt sich ein Investor damit an Start-ups, die sich sozialen und nachhaltigen Themen verschrieben haben. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Geschäftsführer Christopher Koeppler, über Wachstumschancen, Nischenplayer und Ideologien.
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Tivola Ventures erstmals ein Investment getätigt hat. Unterstützung erhält Avocado Store, ein sozial ausgerichtetes Unternehmen. War dieses Investment quasi ein Indikator dafür, wie sich Tivola in Zukunft aufstellen wird?
Unser Engagement bei Avocadostore.de ist quasi eine Blaupause dafür, wie wir uns unsere Investments mit Tivola Ventures zukünftig vorstellen. Ein junges Unternehmen, das sich mit gesellschaftlich oder sozial sinnvollen Themen beschäftigt und durch Wachstum und operativen Break Even auch geschäftliche Nachhaltigkeit gezeigt hat. Geführt von einem professionellen, enthusiastischen Team, in diesem Fall sogar mit einem hervorragendem Track Record. Dazu bringen wir unsere kaufmännische Expertise ein in dem wir die administrativen Abläufe über unsere IT-Systeme professionalisieren und integrieren. Als Sahnehäubchen können wir sogar Synergien zu Konzernunternehmen der ddvg herstellen, z.B. in dem Avocadostore zukünftig Testberichte bei Ökotest einkauft und damit sein Angebot qualitativ aufwertet und quantitativ verbreitert.
Investoren sind bekanntlich auf Gewinnmaximierung aus. Sozial oder ökologisch ausgerichtete Start-ups scheinen auf den ersten Blick nicht den großen Exit zu versprechen – Sie scheinen vom Gegenteil überzeugt zu sein. Warum?
Uns unterscheidet elementar, daß wir nicht auf eine Exitperspektive hin investieren. Substanz, Kontinuität und gesundes, organisches Wachstum sind uns viel wichtiger. Selbstverständlich lassen wir die Exit-Möglichkeit offen, auch weil wir wissen, daß dies für unsere Unternehmerpartner oft entscheidend ist. Aber unser Anlagehorizont ist langfristig.
Gelten bei Investments in sozial ausgerichtete Unternehmen dennoch die alten Investoren-Regeln wie Wachstum, Profit, Produktivitätssteigerungen?
Natürlich. Unternehmen müssen Gewinne erwirtschaften, sonst sterben sie. Wettbewerb erfordert Wachstum und Innovationen. Das Geld hierfür kann am Ende nur aus Rendite erwirtschaftet werden.
Wie gestaltet sich ein Investment von Tivola Ventures?
Wir schauen uns alles an, was uns angeboten wird. Manches kürzer, manches intensiver. Frühphaseninvestment ist nicht unser Schwerpunkt, wir suchen eher Unternehmen, die sich schon zwei oder drei Jahre behauptet haben und der Break Even in Sichtweite ist. Die grundsätzliche Mechanik des Geschäfts sollte funktionieren und an realen Zahlen erkennbar sein. Wenn wir uns dann einig werden stellen wir Kapital zur Verfügung um organisches Wachstum zu beschleunigen. Wichtig ist uns, dass das Management Team im Driver Seat sitzt und maßgeblich beteiligt bleibt.
Wachsen in der Nische: Ist dies Vorgehen notwendig, um innerhalb der großen Konkurrenz an nationalen und internationalen Investoren überhaupt noch Platz zu finden?
Ich bin überzeugt, daß Nischenplayer, die von einem authentischen Team mit Liebe und Enthusiasmus geführt werden, erhebliche Chancen bieten, zumal für einen mittelständisch orientierten Investor. Gerade Deutschland mit seiner mittelständisch geprägten Old-Economy ist ein gutes Beispiel. Warum sollte das nicht auch mit digitalen Geschäftsmodellen funktionieren?
Sie versprechen nachhaltige Investments – wie würden Sie solche beschreiben bzw. was genau meinen Sie damit?
Wir sind keine Ideologen. Wir wollen sowohl finanziell als auch gesellschaftlich sinnvoll investieren. Das bedeutet gemeinsam mit dem Unternehmer Werte und Arbeitsplätze schaffen, eine vernünftige Rendite erzielen und mit dem Geschäftsmodell einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Diese können auch nachhaltiger Art im engeren Sinne sein, müssen es aber nicht.
Wo finden Sie die relevanten Start-ups, die für Sie interessant sein könnten?
Derzeit bekommen wir sehr viele gute Ideen angeboten. Es scheint dass viele auf einen VC mit etwas anderem Selbstverständnis gewartet haben. Unsere Aufgabe wird jetzt sein, ein klares Markenbild von Tivola Ventures zu prägen und in der Szene zu verankern um zum ersten Ansprechpartner für unsere Zielgruppe zu werden. Und natürlich gehört viel Networking dazu.
Welche Voraussetzungen müssen diese Unternehmen mitbringen?
Ein gutes, authentisches Team, das an sich und sein Produkt glaubt, mit Durchhaltewillen und mit einer Portion klassischem Unternehmergeist.
Wie ist Ihre persönliche Einschätzung: Für welche z.T. teureren Produkte bzw. Dienstleistungen ist die Netzgemeinde mittlerweile bereit, mehr Geld auszugeben bzw. in welchem Segment sehen Sie die größten Wachstumschancen?
Ich kann das nicht so pauschal beantworten. Man kann zweimal inhaltlich das gleiche tun, aber in unterschiedlicher Ausprägung. Das eine hat Erfolg, das andere nicht. Generell habe ich das Gefühl, dass z.B. im Breitensport, im Gesundheitswesen oder bei Energieeffizienzthemen noch große Chancen liegen. Aber auch in weiten Teilen des Fachverlagswesens sehe ich noch gewaltige Potentiale auf dem Weg zur Digitalisierung, womit wir bei der Bildung wären.
Was genau ist für Sie persönlich das Interessante, in soziale wie ökologisch ausgerichtete Start-ups zu investieren?
Ich persönlich finde es oft sehr spannend die Dinge anders zu machen als viele andere. Manchmal findet man ungeahnte Möglichkeiten. Außerdem glaube ich daran, dass sich das Gute und Substantielle am Ende durchsetzt.
Zur Person
Der gebürtige Kanadier Christopher Koeppler ist studierterter BWLer und Jurist und war zunächst bei Kirch Media tätig, ehe er 2004 zunächst Tivola Publishing gründete und 2013 Tivola Venture.
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