5 Gründe für Start-ups, keine PR zu machen
5 Gründe, keine PR zu machen – Gastbeitrag von Miriam Rupp, Gründerin von Mashup Communications: Bei jedem Start-up steht die Frage im Raum, ob man in PR investieren sollte. Als Berater stehe ich normalerweise mit guten Gründen parat, warum jedes Start-up PR machen sollte. Deshalb habe ich mich einmal kritisch hinterfragt, was denn dagegen spricht? Und es gibt tatsächlich Gründe, warum man auf PR verzichten sollte.
Die Informationskultur ist nicht PR-kompatibel
Tendenziell findet man in Start-ups eher offene Informationskulturen vor, denn das fördert das selbstbestimmte Arbeiten der Mitarbeiter, ermöglicht frühzeitiges Nutzerfeedback (z. B. in Form einer Beta-Phase) und es erlaubt uns PRlern, Journalisten ins Boot zu holen. Journalisten sind Meinungsführer und deshalb wichtig für jedes Start-up. Sie entscheiden, ob über das Unternehmen oder Produkt berichtet wird und wie das Urteil ausfällt. Geht ein Start-up nicht offen mit seinen Informationen um, können Journalisten sich keine fundierte Meinung bilden und werden nicht darüber berichten. Ein gutes Beispiel sind Finanzierungssummen. Für große Tagesmedien sind Investitionsnews erst ab einer gewissen Höhe interessant. Wenn man die Summe partout nicht nennen möchte, verschenkt man Potential für öffentliche Aufmerksamkeit. Zieht sich diese geschlossene Informationskultur durch andere Unternehmensbereiche, wie zum Beispiel Nutzerzahlen, Reichweiten, Mitarbeiteranzahl etc., sollte man sich das Geld für PR sparen, da sie ohne interessante Zahlen und Fakten kein Erfolg haben wird.
Schlechte Verfügbarkeit des CEOs
Die meisten Start-ups können sich zum Start keinen erfahrenen PR-Mitarbeiter leisten, der Presseanfragen, Meldungen, Interviews etc. selbstständig ohne Freigabe des CEOs abwickeln kann. Und spätestens, wenn Telefoninterviews oder persönliche Interviews anstehen, muss der CEO als Gesicht des Unternehmens verfügbar sein. Ist das nicht der Fall, entgehen dem Start-up wertvolle Presseanfragen, die meistens nur ein kurzes Zeitfenster haben. Auch verschenkt man so die Möglichkeit, auf tagesaktuelle Ereignisse reagieren zu können. Egal ob man eine Agentur beauftragt oder sich für Inhouse-PR entscheidet, muss das Management für Abstimmungen und Interviews unkompliziert und zeitnah erreichbar sein.
Angst vor schlechter Presse
Angst ist bekanntlich ein schlechter Berater. Das gilt auch für Pressearbeit. Gründer, die darauf bestehen ganze Artikel gegenzulesen, bevor sie veröffentlicht werden, machen sich bei Journalisten unbeliebt und werden im schlimmsten Fall kein zweites Mal zu Unternehmens-relevanten Themen befragt. Auch das Verweigern von Journalistenbesuchen im Büro oder in der Fertigung erweckt nicht viel Vertrauen in das Produkt. Gründer, die selbst nicht von der Qualität ihres Produktes und Unternehmens überzeugt sind, sollten deshalb besser auf PR verzichten.
PR als Marketing-Kanal
Immer wieder hören wir PR-Berater, dass wir einen Artikel in einer Publikation „platzieren“ sollen. Wer dieses Verständnis von PR hat, kann von seiner Agentur oder dem PR-Mitarbeiter nur enttäuscht werden. Presse ist frei und kein Redakteur kann gezwungen werden über etwas zu berichten. PR-Arbeit zielt darauf ab, interessante Fakten und spannende Geschichten rund um das Unternehmen zu spinnen und Journalisten mit diesen Inhalten bei ihrer Arbeit zu unterstützen. PR-Profis schaffen es so ohne teure Anzeigenschaltung in die Medien und sparen Startups Marketingbudget. Wer aber auf das Platzieren von plakativen Werbebotschaften Wert legt, ist mit einem Marketingprofi besser, aber auch teurer beraten.
Bilder sagen mehr als tausend Worte
Bildmaterial wird im Zuge der Digitalisierung immer wichtiger für die PR-Arbeit, denn Online-Content wird wesentlich bildhafter aufgebaut als Artikel in guten alten Printmagazinen und -Zeitungen. Doch auch für Printmagazine sind gute Bilder ein Auswahlkriterium dafür, ob ein Produkt eingebunden wird oder nicht. In der Lifestyle-Presse sind aktuelle, themenspezifische Bilder sogar unerlässlich, weil hier die Bildsprache maßgebend ist. Startups, die keine professionellen Bilder von Management und vielfältige Produktbilder anbieten können, werden es schwer haben in die Presse zu gelangen. Wer hier also an der falschen Stelle spart, sollte auch die Kosten für PR-Arbeit aus dem Businessplan streichen.
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