“Design wollen doch alle” – Maria Molland, Europachefin von Fab.com
Berlin, noch einer dieser Schlecht-Wetter-Tage, von denen es schon zu viele gab. Draußen gefühlt keine 15 Grad. Maria Molland, Europachefin von fab.com (www.fab.com), erscheint dennoch in einer kurzen Shorts und einem ärmellosen Top. Als gebürtige Amerikanerin aus dem sonnenverwöhnten Kalifornien müsse sie sich an diese Wetterbedingungen erst noch gewöhnen, sagt sie. Aber Berlin sei toll, fügt sie lachend hinzu.
Nach einigen Jahren in London ist Maria Molland seit Herbst 2012 in Deutschland. Ihre Aufgabe: Aufbau des Headquarter-Teams und die Etablierung der Marke fab.com als führender Design-Shopping-Club in Europa. Gegründet wurde das Start-up im Februar 2011 von Jason Goldberg und Bradford Shellhammer in New York. Design-Kenner horchen auf: Shellhammer ist einer der führenden Köpfe der New Yorker Szene – ein Vorteil für das Unternehmen, wie sie schnell herausstellte. Die Idee zur Gründung eines Design-Stores geisterte ihm wohl schon eine ganze Weile im Kopf herum, und so klapperte er die Keller befreundeter Designer ab und bat ihnen die Möglichkeit an, ihre nicht verkauften Werke über die Seite anzubieten.
Umsatzwachstum von Null auf sehr viel in nur einem Jahr
Eine Idee, die schnell Zuspruch fand. Innerhalb kurzer Zeit nutzten eigenen Angaben nach über 12 Million User in insgesamt 28 Ländern die Webseite und die mobile App des Unternehmens. Mit dem Verkauf der Designstücke setzte das Unternehmen innerhalb des ersten Jahres alleine in Europa bereits 25 Million US-Dollar um. Für 2013 werden sich die Zahlen noch besser lesen lassen: Der Umsatz wird sich verfünf-fachen, heißt es aus dem Unternehmen. 2014 will fab.com profitabel sein. Hinzu kamen einige interessante Investments durch Atomico und Andreessen.
Was ist das Geheimnis des schnellen Erfolges? „Wahre Leidenschaft für das Produkt“, sagt Maria Molland, die Goldberg vor vier Jahren kennenlernte. Fab.com verkauft auf seiner Seite, die unlängst einem massiven Re-Launch unterzogen wurde, alles rund um das Thema Design zu erschwinglichen Preisen. Die Palette reicht hierbei von Taschen, Schuhen, Accessoires für Heim und Herd bis hin zu Möbeln.
Für das richtige Design jetten Mitarbeiter um die Welt
Um ambitionierte Designer mit Produkte mit dem gewissen „fab-Dreh“ zu finden, legen mittlerweile über 80 Mitarbeiter hüben wie drüben jedes Jahr viele, viele Kilometer zurück, um Messen und Ausstellungen zu besuchen. „Aber es gibt auch immer mehr Designer, die sich direkt mit uns in Verbindung setzen. Wir sind ein guter Vertriebskanal für ihre Produkte“, sagt Molland. Mit einigen von ihnen arbeite man mittlerweile sogar exklusiv zusammen.
Dennoch: Nicht jeder Designer darf über fab verkaufen. „Nicht zuletzt müssen sie überhaupt erst einmal in der Lage sein, das Auftragsvolumen erfüllen zu können“, weiß die Europachefin. Denn: Je weniger ein ausgewähltes Produkt kostet, desto höher werden die Bestellzahlen. „Da stoßen junge Designer auch mal schnell an ihre Grenzen“. Außerdem sind die Vorgaben groß: Den gewissen Twist sollen die Produkte schon haben.
Wohnungen sind Statements
Auf dem US-amerikanischen Markt funktioniert das Konzept, somit also automatisch auch hierzulande? „Design doch wollen alle“, ist sich Molland sicher. Wohnungen seien Statements, sagt sie, dazu gehörte ihrer Meinung insbesondere die Auswahl des Designs. Bedenken, dass es durch fab nicht doch zur Massenware a la IKEA degradiert werden könne, hat Molland nicht und verweist dabei auf die Vielzahl der angebotenen Artikel. Hinzu kommt, dass jedes Produkt nur für einige wenige Tage zu einem reduzierten Preis zu haben ist.
Manches ist dann zwar immer noch teuer, aber bezahlbarer geworden, so Molland. Unlängst wurde die Seite komplett überarbeitet, der Re-Launch wenige Tage alt. Aus fab wurde eine Social-Commerce-Seite, auf welcher die User ihren Freunden zeigen können, welche Produkte ihnen besonders gut gefallen. Ein Konzept, das auch deutsche Commerce-Seiten immer mehr einbinden, um die Begehrlichkeiten der User zu erhöhen.
Wachstum durch Zukauf
„Ein so schnelles Wachstum wie jetzt hätten wir aber ohne den Zukauf von Casacanda hierzulande nicht geschafft“, sagt Molland. Im vergangenen Frühjahr hatte das US-Unternehmen das deutsche Start-up mit vergleichbarem Konzept aufgekauft. Die Userbase und die Expertise der deutschen Junggründer hätten es für fab einfacher gemacht, in Deutschland Fuß zu fassen. Mitbewerbern sei es daher fast unmöglich geworden, eine ähnliche Idee zu etablieren, sagt Molland und denkt dabei an die Versuche eines großen Investors. Weiter Ernst mit seiner Expansion durch Übernahmen machte fab auch mit der Übernahme des englischen Start-ups Llustre, ebenfalls ein Club-Pendant, um den Markt in UK zu erobern. Die Mitarbeiter der zugekauften Unternehmen sind unter das Berliner Dach des fab-Headquarter in Berlin geschlüpft. Mittlerweile zählt alleine die deutsche Niederlassung rund 250 Mitarbeiter.
Jetzt sind die Möbel dran
In den nächsten Monaten will fab vor allem an den Möbelmarkt ran. „Der Markt für online-Möbel ist riesen groß“, sagt die Europachefin. Bislang würden erst vier Prozent des Umsatzes online getätigt, rechnet sie vor. Mit dem Zukauf des Hamburger Start-ups für Luxus-Möbel Massivkonzept will fab das ändern. Nicht neu, aber Erfolg versprechend: Ab sofort können die User ihre Möbel selbst gestalten und designen. Weil aber der Online-Möbel-Markt weiterhin schwer zu knacken sein wird, bleibt der Showroom des Hamburger Start-ups bestehen, weitere werden folgen. Denn auch, wenn es für den User bequem und einfach werden sollte, mit der Computer-Maus eigene Möbel zu entwerfen, so bleibt der haptische Eindruck doch unersetzlich.
Hausbesuch bei Fab.com
Kaum ein anderes US-Start-up ist derzeit so heiß darauf, in Europa Fuß zu fassen wie der Design-Club Fab. Doch statt das Kerngeschäft erst einmal auf dem Heimatmarkt zu etablieren, nutzt Fab den US-Rückenwind und geht auch hier in die Vollen – auch dank der Übernahme von Casacanda und Massivkonzept. deutsche-startups.de sammelte in den neuen Fab-Büros einige Eindrücke, die es in unserer Fotogalerie gibt.
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