“Die Hälfte unserer Zielgruppe ist nicht unbedingt Internet-affin” – 15 Fragen an Jörn Reinhold von Kisseria
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Das Arbeiten im Konzern hat mir gezeigt, dass es schön ist jeden Monat sicher sein fixes Gehalt auf dem Konto zu haben, mehr aber auch nicht. Hierarchieebenen, festgefahrene Strukturen, wenig Dynamik und fehlende Entfaltungs-/Entscheidungsfreiheit, sind für jemanden der sich gerne einbringt, Dinge anschiebt und wirken möchte, denkbar unpassende Strukturen.
Mein eigener Chef zu sein … bedeutet hingegen, dass ich die Freiheit habe, die mir zum Beispiel die Unternehmenskultur eines Konzerns nicht ermöglichen kann. Mich jeden Tag mit neuen Herausforderungen auseinandersetzen zu dürfen/müssen, sei es intern oder extern, ist nicht immer angenehm aber stets lehrreich und meistens auch mit Spaß verbunden. Die Entwicklung eines Unternehmens von Anfang an zu begleiten und maßgeblich zu verantworten ist außerdem eine Erfahrung, die mich persönlich unheimlich bereichert hat und für die ich sehr dankbar bin.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Gemeinsam mit Unternehmern aus der Branche, Inhabern einer Möbelmanufaktur, die zeitgleich auch die ersten Investoren waren, ist die Idee gewachsen. Die hauseigene Näherei der Möbelmanufaktur war nicht ausgelastet und bot den perfekten „Nährboden“. Die Zugänge zu einigen unserer geführten Marken, gab es gleich mit dazu. Das denkbar schönste Produkt, das online zu diesem Zeitpunkt wie das gesamte Segment Heimtextil wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, war einstimmig das Dekokissen. Inzwischen ist das Segment Heimtextil sehr umworben.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wie bereits oben geschrieben. Außerdem haben wir in den Rotonda Business Angels sowie NetStart Ventures erfolgreich Investoren für uns gewinnen können.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Ganz klar die Technik, die immer wieder für „wunderbare“ Überraschungen sorgt. Außerdem die Vielfalt der Produkte (Stoffe), die online so sauber und klar dargestellt werden muss, wie es nur geht. Farben, Struktur und letztlich Beschreibungen von jedem Stoff, damit der Kunde weiß was er bekommt. Die Lieferanten haben dieses Material leider nicht. Bedeutet verdammt viel Fleißarbeit, die vor Start zu leisten war.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Offen gesagt … würde ich mir für fast alles mehr Zeit nehmen, versuchen von Anfang an Prozesse zu automatisieren und meinen Tag anders gestalten. Man ist gerade am Anfang stets versucht alles auf Makro- und Mikroebene selbst in die Hand zu nehmen. Das ist nicht nur uneffektiv, sondern sorgt am Ende dafür, dass der Tag sehr lang wird.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir sind in einer Nische unterwegs und gefühlt ist die Hälfte unserer Zielgruppe nicht unbedingt Internet-affin. Für uns bedeutet dies neben guten SEO Rankings, mit Nachdruck in Magazinen und Zeitschriften aus dem Home & Living Bereich um Veröffentlichungen zu kämpfen. Susann Berthold hat in diesem Segment sehr viele Türen geöffnet. Spannend ist, dass online in diesem Segment Pinterest ein sehr gutes Tool ist. Repurchaser und Cross-Selling sind ebenfalls Mittel, die wir durch Newsletter Marketing gezielt fördern.
Sehr intensiver und ausgezeichneter Service sorgt für virales Marketing. Unsere Multi-Channel Strategie hat sich ebenfalls bewährt.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Eine Person hervorzuheben, wäre hier sicher nicht angebracht. Ich denke jeder Gründer hat sowohl ein privates als auch berufliches Umfeld, dass Ihn unterstützt. Ohne ein solches Umfeld, ist es in jedem Fall deutlich schwieriger. An der Stelle einfach ein großes „Danke“ an mein gesamtes Umfeld.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Just do it!, bestenfalls zu zweit (partnerschaftlich im Team), holt Euch Input von vertrauten Personen, die Ahnung haben aber auch jenen, die keine Ahnung haben. Nehmt Euer Umfeld in die Pflicht und versucht so viel wie möglich aus eigener Kraft.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
So lange jeder nur in Amtsperioden denkt, ist es müßig sich darüber Gedanken zu machen. Aber Frau Merkel und Herr Rösler haben ja nun bessere Förderung für Gründer versprochen. Ich bin gespannt.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Irgendwas mit Medien…
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschenspielen?
Das angenehme ist doch der rege Austausch zwischen Gründern. Wenn man Input, Hilfe oder Ähnliches möchte, darf man doch fast immer den direkten Weg gehen. Mäuschen spielen macht sicher bei vielen anderen Dingen deutlich mehr Spaß.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Puh … die Zukunft ist schon deutlich interessanter als die Vergangenheit. Ich würde mir mal anschauen, wie es meinen Enkeln in der Zukunft ergehen wird. Sicher lässt sich das ein oder andere einfach verbessern. Ich glaube das wäre für jeden Entrepreneur eine wunderbare Erfahrung.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Im Studium sah ein gemeinsamer Wunsch wie folgt aus: Der erste der eine Million verdient/gewonnen hat, mietet ein großes Loft. Ein Pokertisch sowie ein Kühlschrank der stets mit Bier, Havana und Cola gefüllt ist, dürfen nicht fehlen. Ein Team von 10 Individuen würde auf die payroll kommen. In diesem Loft wird dann kreativ gearbeitet und es werden Ideen produziert und umgesetzt. Bei diesem Konzept stellt sich nur die Frage, wie man eine gesunde und ergiebige Balance aus Work & Life hinbekommt ;-)
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ausgeschlafen und fit etwas mit meiner Freundin, meiner Familie oder aber Freunden unternehmen. Ganz wichtig „das Mobiltelefon ausstellen“.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich bin zwar kein Bayern-Fan aber es wäre sicher interessant mit Uli Hoeneß über den FCB, seine Würstchen und vieles mehr zu schnacken.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Jörn Reinold absolvierte nach dem Schulabschluss zunächst eine Ausbildung zum Medienassistenten, ehe er sein Studium in Bereich Media Management & Entrepreneurship in Köln aufnahm. Als selbstständiger Medienberater war er unter anderem im Vertrieb für RTL tätig, eher er 2010 kisseria (www.kisseria.de) gründete.
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