Travian Games entlässt rund 25 % der Mitarbeiter – Spielefirma spricht von Neuausrichtung
Die Browserspieleschmiede Travian Games (www.traviangames.de) zählt zu den großen deutschen Erfolgsgeschichten im Internet. Jetzt bekommt aber auch das Münchner Unternehmen die Veränderungen im Markt zu spüren, die im vergangenen Jahr schon Branchenriesen wie Bigpoint traf. Bis zu 60 Mitarbeiter müssen Travian Games verlassen, berichtet unter anderem gamesindustry.
Laut Firmenwebsite beschäftigte Travian Games, das sich aus dem Hobbyprojekt Travian (www.travian.de) zu einem stattlichen Unternehmen entwickelte, zuletzt mehr als 230 Mitarbeiter. Wenn nun rund 60 Mitarbeiter gehen müssen, wären dies knapp 25 % der Angestellten. Zu Erinnerung: Bei Bigpoint mussten im vergangenen Jahr rund 120 Mitarbeiter und somit rund 15 % gehen. Travian Games spricht offiziell von einer “Neuausrichtung” des Unternehmen: “Der Fokus der letzten Monate lag in der Veröffentlichung der für 2012 und 2013 fertig gestellten Produkte und der Vorbereitung neuer Spieleproduktionen. Die sechs kürzlich veröffentlichten Online-Games sind teilweise sehr gut gestartet, allerdings gab es auch einige unerwartete Enttäuschungen”. Der erwartete Umsatz wurde deswegen nach unten angepasst. Zudem wurden einzelne Spiele eingestellt – unter anderem Battlemons, das Ende April abgeschaltet wird. Das Spiel ging erst Angang dieses Jahres an den Start.
Bereits im Sommer des vergangenen Jahres warf Geschäftsführer Florian Bohn bei Travian Games das Handtuch – wegen “unterschiedlicher Auffassung über die zukünftige geschäftspolitische Ausrichtung” der Spieleschmiede wie Gamesmarkt damals berichtete. Gründer Siegfried Müller übernahm daraufhin das Ruder bei Travian. Im vergangenen Jahr verkaufte die Browserspieleschmiede zudem ihre Beteiligung am Browsergames-Entwickler TG Nord aus Hannover und somit am Hotelmanager Wewaii. Seitdem gehört das Unternehmen zu remote control productions. “Von der Partnerschaft versprechen wir uns, Hand in Hand mit den Business Development Profis neue Partner in internationalen Märkten zu akquirieren und in Deutschland weitere Möglichkeiten für zukünftige Projekte zu erarbeiten. Enorm wichtig sind für uns auch kreative Anregungen, die sich durch den Dialog innerhalb des rcp-Netzwerks ergeben”, sagte TG Nord-Macher Björn Lilleike damals. Bereits seit Ende 2007 arbeitete Travian mit TG Nord zusammen – zuletzt hielt Travian 70 % der Firmenanteile. Zu guter Letzt kamen 2012 noch Gerüchte auf, dass Travian zum Verkauf stünde. Travian steckt somit mitten im Wandel. Kernprodukte des Unternehmens sind weiter Travian, goalunited und Miramagia – vor allem aber das Uraltspiel Travian.
Ein Blick auf die Unternehmenszahlen liefert Hintergründe zur aktuellen Entwicklung bei Travian Games: Bereits 2011 ging der Umsatz bei Travian um 4 % runter – auf aber noch immer stattliche 50,4 Millionen Euro. “Wie bereits in den Vorjahren war auch im Geschäftsjahr 2011 das Online-Spiel ‘Travian’ der Hauptumsatzbringer”, heißt es im Konzernabschluss 2011. Unter dem Strich sieht die Lage noch deutlicher aus: Das Ergebnis vor Steuern lag 2011 bei 14,5 Millionen Euro (2010: 25,9 Millionen Euro). Im Konzernabschluss heißt es weiter: “Nach Abzug der Steuern vom Einkommen und Ertrag in Höhe von 4,8 Millionen Euro (2010: 8,3 Millionen Euro) wird ein Konzernjahresüberschuss von 9,7 Millionen Euro (2010: 17,7 Millionen Euro) ausgewiesen. Diese Zahlen würden sich andere Start-up zwar wünschen, aber für die Travianer bedeuten sie schlechte Zeiten. 2009 lag der Umsatz bei rund 57,1 Millionen Euro (2008: 44 Millionen Euro), das Ergebnis vor Steuern bei 31,2 Millionen Euro (2008: 30,1 Millionen Euro) und der Jahresüberschuss bei 21,5 Millionen Euro (2008: 20,4 Millionen Euro). Somit ist klar: Travian Games musste sich neu aufstellen, um auf Dauer im Markt bestehen zu können. Die einstige Goldgräberzeit ist eindeutig vorbei. Die spielenden Menschen im Lande daddeln einfach immer Zeit am Smartphone – da bleibt nur wenig Zeit für andere Spiele.
Artikel zum Thema
* Gamesszene im Umbruch: Etablierte Firmen forcieren ihre mobile Zukunft – Bigpoint entlässt 15 % der Mitarbeiter