Chancen und Risiken der Website- und Blogvermarktung
Auch die enthusiastischsten Gründer können nicht von Begeisterung und Engagement für ihr neues Baby allein leben. Irgendwie will auch der Kühlschrank befüllt, die Miete bezahlt sein. Wenn das eigene Start-up noch nicht genügend Geld abwirft, ist es sinnvoll, sich nach zusätzlichen Einnahmequellen umzuschauen.
Was also liegt näher, als die eigene Website, das eigene Blog zu vermarkten und von dem daraus resultierenden ‘passiven Einkommen’ zu profitieren? Über Chancen und Risiken der Vermarktung von Websites und Blogs steht Michael Firnkes, der Referent unseres gleichnamigen Seminars, Rede und Antwort.
In der zweiten Mai-Hälfte findet in Frankfurt, Köln, Hamburg, Berlin und München das deutsche-startups Seminar Vermarktung von Websites und Blogs statt. Von der Terminübersicht aus kann man sich auch direkt anmelden.
1. Warum wird eigentlich bei Instrumenten der Website- und Blogvermarktung so oft von ‘passivem Einkommen’ gesprochen? Inwiefern ist das passiv? Muss man nichts dafür tun?
Oh doch, dahinter steckt vor allem zu Beginn einiges an Arbeit. Zumindest so lange, bis eine entsprechende Webseite ‘läuft’. Die Idee ist jedoch, bereits vorhandenes Know How und bestehende Inhalte zu vermarkten. Etwa über ein Content Portal oder einen einfach zu erstellenden Fach- und Nischenblog.
Das bedeutet: Die Ressourcen – Zeit und/oder Geld, – die in solche Inhalte gesteckt werden müssen, sind geringer, als wenn man von Null an beginnt.
Hinzu kommt, dass der so entstehende Content unter Umständen sehr langfristig wirkt. Das hängt von der Branche und dem jeweiligen Thema ab. Langfristige Wirksamkeit bedeutet: Es gibt immer wieder Blogbeiträge, die über Jahre hinweg konstant eine gewisse Leserschaft generieren. Tag für Tag.
Monetarisiert man nun diese Beiträge über eingebundene Werbung, Affiliate Marketing oder unternehmensinterne Möglichkeiten, so muss man dann tatsächlich nichts mehr oder kaum mehr etwas tun. Dann wird ein echtes passives Einkommen generiert. Insofern ist die Website- und Blogvermarktung eher eine Investition in die Zukunft. In manchem Umfeld refinanziert sich ein solches Portal aber bereits nach wenigen Monaten.
2. Eignet sich jedes Vermarktungsinstrument für jedes Unternehmen? Also für jede Website, jedes Blog?
Nicht wirklich, hier sollte man ganz genau abklären, welche Ziele man erreichen möchte. Oder ob man ein Zweit-, Drittportal etc. gegebenenfalls völlig unabhängig von der Hauptmarke laufen lässt.
Denn gerade die Einbindung von Werbeflächen kann stark mit den eigenen Unternehmensinteressen konkurrieren. Möchte sich ein Startup oder Gründer als Experte etablieren – etwa im B2B-Umfeld oder generell im Dienstleistungsbereich – dann wirken externe Anzeigenformate oft nur wenig professionell.
Im schlimmsten Fall leitet man den Webseitenbesucher gar zur Konkurrenz. Denn nur jene Firmen werden ein Interesse an einer Werbebuchung haben bzw. von Google & Co. automatisiert zugesteuert, die im gleichen Umfeld tätig sind wie das Start-up selbst.
Dezente Vermarktungsinstrumente wie einige Affiliate-Programme, Content-Partnerschaften, Advertorials, Adressgenerierung, Blog- bzw. Webseiten-Sponsoring und ähnliches mehr eignen sich dann deutlich eher.
3. Und gibt es DAS Patentrezept der Vermarktung, indem jeder alle Instrumente in einer bestimmten Reihenfolge oder Art anwendet?
Leider – oder besser zum Glück – nein. Ich selbst habe schon Portale aus ein und derselben Branche gesehen, bei denen eine bestimmte Vermarktungsart in einem Fall funktionierte, im anderen Fall überhaupt nicht. Zielgruppen, Produktportfolios, Käuferschichten, Fanprofile in den sozialen Netzwerken, regionale Unterschiede… all das kann eine Rolle spielen. Und manchmal lässt sich überhaupt nicht ergründen, warum ein bestimmter Werbeträger toppt oder eben floppt.
Ganz ehrlich: Die erfolgreiche Vermarktung von Webseiten und Blogs – gerade im Nischenumfeld – hat viel mit schlichtem Ausprobieren zu tun. Auch deswegen ist solch ein Einkommen in den seltensten Fällen rein passiv zu haben.
Die fortlaufende Analyse mit anschließender Umsetzung der Ergebnisse nimmt viel Zeit in Anspruch. Denn das ist eine weitere Erfahrung, die die meisten Portalbetreiber in diesem Umfeld machen müssen: Was gestern prima funktionierte, das ist morgen schon wieder überholt. Ich will dabei keineswegs schwarzmalen.
Viele Unternehmer leben zu großen Teilen oder gar komplett von einem passiven Onlineeinkommen. Aber das ist nicht leicht zu bekommen. Es erfordert fundiertes Wissen über die Mechanismen der Onlinevermarktung, aber auch Geduld. Projekte können scheitern, selbst wenn man noch so viel Energie hineingesteckt hat.
Das muss man wissen, wenn man sich mit dem Thema befasst. Alle anderen Versprechungen vom schnellen einfachen Geld sind Scharlatanerie. Hätte jemand tatsächlich DIE Formel gefunden, um eine Online-Gelddruckmaschine zu etablieren, dann würde er sein Wissen sicherlich nicht weitergeben. Ich erwähne das deswegen, da immer noch genügend Gründer in spe auf die unzähligen Newsletter und ähnliches mehr hereinfallen, die genau das propagieren.
4. Gibt es bestimmte (Mindest-) Voraussetzungen, die eine Website oder ein Blog erfüllen müssen, damit man sie vermarkten kann?
Die Fokussierung auf ein bestimmtes Thema ist sehr förderlich. Dieses kann dabei ruhig exotischer Natur sein, heutzutage gibt es kaum mehr einen Bereich, der sich nicht vermarkten ließe. Bauchladen-Blogs und –Webseiten mit unterschiedlichsten Inhalten haben es eher schwer, es sei denn sie generieren massenhaft Besucher.
Natürlich sollte man zudem über eine gewisse Reichweite verfügen. Doch bei einigen Themen lassen sich bereits ab rund 5.000 Besucher/10.000 Visits monatlich spannende Umsätze erzielen. Manchmal reicht sogar weniger Traffic. Und nicht wenige Start-ups nehmen diese Hürde recht schnell.
Ein offenes, schnell und einfach mit unterschiedlichsten Inhalten zu bestückendes Content Management System ist ebenfalls hilfreich.
5. Beschreib doch bitte kurz die 6 wichtigsten Vermarktungsinstrumente für Websites und Blogs
Am häufigsten kommen vor:
Google AdSense, Amazon & Co. – der Klassiker. Man meldet sich beim Anbieter an, erhält einen Codeschnipsel, und schon werden mehr oder weniger passende Banner- oder Textanzeigen in das eigene Portal eingebunden. Aus meiner Erfahrung heraus gehen die Umsätze in diesem Bereich jedoch stark zurück. Und nicht immer sind die zugesteuerten Werbemittel wirklich das, was man auf seinem eigenen Portal sehen möchte.
Eigenvermarktung von Werbeflächen: Man akquiriert selbst potenzielle Werbekunden. Der Nachteil: Diese Akquise ist aufwendig und nicht jedermanns Sache. Der Vorteil: Man kann sich die Partner selbst aussuchen, und nicht selten entstehen langfristige Kooperationen mit permanenten Einnahmen.
Affiliate Marketing: Der Webseitenbetreiber bindet ein spezielles Werbemittel ein, das zu einem Shop, einem Dienstleister etc. führt. Werden hierdurch auf dem Zielportal Umsätze generiert, erhält man eine Provision. Vor allem im Finanz- und B2B-Umfeld können diese Provisionen sehr lukrativ sein. Textlinks funktionieren hier aus meiner Erfahrung deutlich besser als Banner, die kaum mehr geklickt werden. Wer sauber arbeitet, kennzeichnet die Links eindeutig als Anzeige/Werbung.
Content Vermarktung: Buchungen von Advertorials, gekennzeichnete Blogbeiträge oder das komplette Sponsoring – ‘präsentiert von’ – eines Fachportals/Blogs gehören in diesen Bereich. Vor allem letzteres ist im deutschsprachigen Raum noch stark unterentwickelt.
Von Google geächtete Varianten wie Linkkauf und –Miete zählen ebenso zur Content Vermarktung. Von den letzten Varianten sollte man besser die Finger lassen, oder zumindest die hohen Risiken kennen.
Vermarktung von eigenen Produkten/Dienstleistungen: Vom kostenpflichtigen e-Book über Bezahlt-Artikel bis hin zum Anteasern des eigenen e-Shops oder der Vermarktung eigener Dienstleistungen reicht hierbei die Palette.
Outsourcing an Agenturen: Gerade Blogs werden immer professioneller, und von den Agenturen entdeckt. Ein Online-Portal muss nicht mehr Millionen von Besuchern generieren, steigender Konkurrenzdruck macht auch kleine Webseiten interessant für diese. In einem solchen Fall lässt man die Webseite vermarkten, und muss sich selbst um wenig kümmern. Teils ist eine entsprechende Partnerschaft gar exklusiv, was man als Portalinhaber aber vermeiden sollte.
Für ihre Arbeit behält die Agentur zwar eine Provision ein. Diese wird jedoch in den meisten Fällen über höhere Preise ausgeglichen, die die Agentur beim eigentlichen Kunden durchsetzen kann. Über ein derartiges Outsourcing gelangt man oft an Werbekunden, die ansonsten wohl nie auf das eigene Nischenportal aufmerksam geworden wären.
6. Immer wieder hört man, ich zuletzt von SEO-Papst Profi Andre Alpar bei den Online-Marketing Rockstars, dass Affiliate im Aussterben begriffen ist. Wie denkst Du darüber und warum ist diese Vermarktungsform auf dem absteigenden Ast?
Wenn ich meine eigenen Affiliate-Portale betrachte, dann war das letzte Quartal 2012 das bislang erfolgreichste überhaupt. Und das trotz geringerer Reichweite. Aber es stimmt schon: Affiliate Marketing ist deutlich komplexer geworden. Es gehört immer auch ein wenig Glück dazu, dass ein thematisch passender Advertiser ein Programm aufsetzt, welches die Zielgruppe interessiert, einem gerade gefragten Thema zuzurechnen ist, gute Konvertierungsraten und geringe Stornoquoten einfährt, eine hohe Vergütung bietet, und zu den eigenen Keywords passt. Und dass man bei Google nicht gerade in Ungnade gefallen ist.
Es sind viel zu viele gute aber vor allem auch weniger gute Webseiten auf den Erfolgszug Affiliate-Marketing aufgesprungen. Diese Masse trübt das Geschäft. Und dennoch wird das Instrument meist genau von jenen vernachlässigt oder unterschätzt, die es erfolgreich und zielgerichtet einsetzen könnten. Wenn man ausschließlich auf Affiliate-Programme setzt – was eh kaum Sinn macht, da man immer möglichst diversifiziert vorgehen sollte – dann muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Einnahmen von heute auf morgen wegbrechen können.
7. Kann man bei der Vermarktung etwas falsch machen, das zur Folge hat, dass man seinem Kerngeschäft schadet?
Wie bereits angedeutet kann man bei der Vermarktung einiges falsch machen. Direkt – in dem man die Besucher vergrault – aber auch indirekt: Etwa wenn man zwecks guter Werbeeinnahmen auf Keywords oder Landingpages hin optimiert, die bei näherer Betrachtung dem Kerngeschäft entgegenstehen.
Es gibt dann eben die Möglichkeit, auf verschiedene eigenständige Portale auszuweichen. Arbeitet man dort mit hochwertigen Inhalten, dann hat man aber auch leider nicht den SEO-Effekt für die Hauptdomain. Hier sollte ein gründliches Brainstorming an erster Stelle stehen, bevor man sich für eine Variante entscheidet. Dabei hilft es, sich folgende Fragen zu stellen:
- Welches konkrete Ziel verspreche ich mir von einem weiteren Portal: Monetäre Ziele, mehr Reichweite, SEO, Aufbau Expertenstatus, Branding, Reputation etc.?
- Welche Zielgruppe möchte ich zukünftig über welchen Kanal erreichen?
- Muss ich hierfür mein Geschäftsmodell anpassen/erweitern?
- Wo überschneiden sich diese Zielgruppen, gibt es konkurrierende Inhalte bzw.Besucherströme aber auch Synergieeffekte?
- Welche konkreten Inhalte sind für die jeweiligen Leser interessant, kann ich diese selbst liefern oder muss ich gegebenenfalls Content hinzukaufen/weitere Ressourcen bereitstellen – wichtig für die Kosten-/Nutzenanalyse
- Was kostet mich der Spaß, wann ist der ROI erreicht, womit und wie bemesse ich den Erfolg
Das sind nur einige Beispiele davon, welche Überlegungen eine Rolle spielen können.
8. Was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten Gründe, warum Gründer ein Seminar über Website- | Blogvermarktung besuchen sollten?
Intensiv über das Thema nachdenken sollte jeder Existenzgründer der…
- nach Alternativen zur Finanzierung oder zur finanziellen Überbrückung der ersten schwierigen Monate und Jahre sucht, dies idealerweise auch bereits schon rechtzeitig VOR der Gründung
- sein bestehendes Geschäftsmodell diversifizieren will
- einer (noch) nicht so gut laufenden Geschäftsidee neuen Schwung verpassen möchte
Dabei gilt es, Vor- und Nachteile der einzelnen Vermarktungsmöglichkeiten auf die jeweilige Branche bezogen einander gegenüberzustellen.
Ist ein passives Einkommen etwas für mich und mein Unternehmen? Mit welchen Inhalten und Methoden könnte ich dieses erreichen?
Genau diese Fragen wird das Seminar beantworten. Ich selbst habe ja vor einigen Jahren gegründet. Ohne ein Online-Passiveinkommen hätte ich die erste Phase wohl kaum überstanden. Aber auch heute noch stellt dieses eine wichtige, konstante Säule für mein Unternehmen dar. Welcher Aufwand damit verbunden war und ist, auch darum wird es im Seminar gehen.
Über den Referenten: