Zurück ins Webzeitalter: JustBook beendet seine reine App-Epoche und geht ins Web

Seit dem Start Anfang 2012 positionierte sich das Berliner Start-up JustBook (www.justbook.com), das von DN Capital finanziell unterstützt wird, als reiner Smartphone-Player, als Mobile-First-Start-up, als App-Unternehmen, dass das webbasierte Internet quasi für Steinzeit […]
Zurück ins Webzeitalter: JustBook beendet seine reine App-Epoche und geht ins Web
Mittwoch, 27. März 2013VonAlexander

Seit dem Start Anfang 2012 positionierte sich das Berliner Start-up JustBook (www.justbook.com), das von DN Capital finanziell unterstützt wird, als reiner Smartphone-Player, als Mobile-First-Start-up, als App-Unternehmen, dass das webbasierte Internet quasi für Steinzeit hielt. Nun die Kehrtwende: JustBook geht ins Web. Auf der brandneuen Website können Nutzer nun “ausgewählte Hotels” online buchen.

JustBook-Mitgründer Stefan Menden bringt die plötzliche Kehrtwende gegenüber deutsche-startups.de ohne Umschweife offen auf den Punkt: “Das Feedback unserer Nutzer und Bucher war, dass der reine ‘Hotel Tonight’-Case in Europa nicht funktioniert”. Hotel Tonight (www.hoteltonight.com) etablierte in den USA das Last-Minute-Prinzip in Sachen Hotelbuchung. “Das Reiseverhalten in Europa ist anders, Europäer sind anspruchsvoller was die Qualität der Hotels angeht, Entfernungen sind kürzer, es gibt eine bessere Infrastruktur zwischen den Städten, Reisende nutzen eher die hervorragende Anbindung mit dem Zug, die Hotellerie ist nicht so stark von Ketten geprägt. Geschäftsreisende kommen oft aus dem Mittelstand und Privatreisende machen spontane Städtereisen am Wochenende”. Vor wenigen Wochen klang dies alles noch ganz anders: “Wir sind vor allem angetreten, um mobile Hotelbuchungen neu zu denken und für Reisendeleichter und besser zu machen. Das Konzept ist sehr erfolgreich aufgegangen: Über 350.000 Downloads in wenigen Monaten, mehrere Preise und Auszeichnungen für die JustBook-App, fast 600 teilnehmende Hotels in 40 Städten” (siehe auch “Wir sind besessen von Kundenzufriedenheit” – Stefan Menden von JustBook“. Übrigens: Momentan verfügt JustBook nach eigenen Angaben über 500.000 Downloads und 3.500 Hotels in 65 Destinationen.

Die Erkenntnis nach über einem Jahr im Markt bei JustBook lautet somit nach Mendens Aussage: “Unsere Nutzer wollen nicht nur am selben Tag buchen”. Die zweite Erkenntnis lautet: “Unsere Nutzer wollen auch im Web buchen – wir wollen sie nicht ‘zwingen’ nur mobil zu buchen”. Die Strategie zu diesen beiden Erkenntnissen ist eine Vorausbuchungsfunktion (bis zu 7 Tage) und eine Justbook-Website (die von Bundesminister Philipp Rösler freigeschaltet wurde), auf der man nun auch Hotels buchen kann. Hinter diesem harten Strategiewechsel steckt aber auch die Erkenntnis, dass der Medienbruch zwischen Online und Mobile-Welt noch immer recht groß ist, die Conversion auf Web-Artikel, in denen JustBook genannt wurde, war offenbar schlecht im Hause JustBook. Mit der Website können sich Nutzer, die JustBook im Netz entdecken, nun auch sofort anmelden. In Sachen reinem Mobile Marketing war JustBook dagegen immer “herausfordernd” aufgestellt.

Bleibt eine große Frage: Wie unterscheidet sich Justbook jetzt noch von anderen Hotelbuchungsdiensten? “Fundamental” lautet Mendens Antwort. “Die großen Anbieter bieten vor allem das komplette Inventar. Sie sind Vollsortimenter, man kann jedes Hotel buchen. Bei JustBook bucht man dagegen das passende Hotel”. Menden spricht von den “besten Hotels pro Stadt”. Gemeint sind damit Hotels in Innenstadtlagen mit guten Bewertungen. “Wir bieten zudem als einziges Hotelportal Mobile und im Web exklusive Last-Minute Preise mit 20 bis 50% Ersparnis”. Statt Mobile-First lautet das Motto bei JustBook nun “Wir wollen die richtigen Hotels zeigen”. Man darf gespannt sein, wie JustBook 2.0 auf Dauer funktionieren wird und ob der Weg ins Webzeitalter der richtige Schritt ist. Und irgendwie ist dies alles leider auch das Ende der reinen App-Economy, die im vergangenen Jahr erst so richtig erblühte.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.