“Die sicherste Methode, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten“ – Günes Seyfarth von Mamikreisel
Wer Günes Seyfarth die Hand schüttelt, spürt es sofort: Diese Frau will etwas bewegen. Aufgeschlossen und dynamisch kommt sie daher. Beim Sprechen wippenen ihre großen Creolen an den Ohren und bestätigen damit diesen Eindruck. Einer kleiner Spuckfleck am Revers stört sie nicht: als zwei-fache Mutter bleibt wenig Zeit, sich auch noch um solche Kleinigkeiten zu kümmern. Sie macht eher, als sich in solchen Details zu verlieren. Ihre Söhne sind noch keine fünf, aber ein Heimchen am Herd will sie nicht sein.
Als Kind türkischer Einwanderer habe sie nie das klassische Rollenmodell erlebt. “Meine Eltern hatten zwar zu kämpfen, sind aber immer unabhängig geblieben und haben mich nie in etwas zwängen wollen”, beschreibt sie ihre Kindheit, machte gegen einige Wiederstände Abitur in Bayern und studierte Betriebswirtschaftlehre. Klar, sagt sie, könne sie mit Zahlen, aber wie eine typische BWLerin fühle sie sich nicht und auch die Männerdomäne Start-ups habe sie nie abgeschreckt, sagt sie. Und lacht. “Aber ich mache ja auch was mit Mamis.” Als Klischee fühle sie sich dennoch ganz und gar nicht. Schon als Schulsprecherin ging sie lieber unkonventionelle Wege und setzte ihre Ideen gerne um, wenn es notwendig erschien.
Kleiderkreisel fängt Bedarf ab
Im vergangenen Jahr startete Seyfarth trotz kleiner Kinder als Ableger von Kleiderkreisel die Tauchplattform Mamikreisel (www.mamikreisel.de). Auf der Seite können Eltern abgelegte Dinge ihrer Kinder wie Kleidung oder Spielzeug mit anderen Mamas und Papas tauschen können. „Wir haben eine gesteigerte Nachfrage auf Kleiderkreisel nach diesen Sachen festgestellt“, so Seyfarth, krempelte die Ärmel hoch und etablierte zur Tauschplattform gleich auch noch eine Community und setzt zusätzlich auf redaktionellen Mehrwert auf der Seite.
Den Bedarf an Austausch nämlich kennt die Münchnerin nur zu gut. „Die Not bei jungen Eltern ist groß“, weiß sie und denkt dabei unter anderen an die Sorgen vieler Mütter, keinen guten Betreuungsplatz für den Nachwuchs zu finden. „Vor allem in München sind die Plätze mehr als rar“, weiß sie und machte aus der eigenen Not eine Tugend. Sie gründetet zunächste eine eigene KiTa.
Viele Frauen möchten zurück in den Beruf
Im pädagogigschen Aufgabenfeld sah sie sich dabei jedoch nie. Dazu ist sie dann doch zu sehr die Zahlenfrau und überlegte vielmehr ein tragfähiges Konzept, wie eine solche Betreuungseinrichtung wohl auszusehen habe. Bei ihrer Suche nach geeingneten Plätzen für die eigenen Söhne wurde ihr schnell klar, dass das bestehende Angebot keine Alternative sein konnte. „Viele wollen arbeiten, können aber ihre Kinder nicht guten Gewissens einfach abgeben”, weiß sie aus eigener Erfahrung heraus. Mit Hartnäckigkeit etablierte sie innerhalb weniger Jahre ein pädagogisches Konzept, das in München schnell für Aufmerksamkeit sorgte. „Weil wir solchen Zulauf haben, werden wir ich mittlerweile sogar als Expertin zu diesen Themen befragt“, sagt sie.
Geld verdient sie mit der KiTa nicht. Er ist ein genmeinnütziger Verein. „Bei uns müssen alle Eltern nach ihren Fähigkeiten helfen und mitarbeiten“, erklärt sie. Anpacken und gestalten, das sind Charakteristika, die Günes Seyfarth wohl am besten beschreiben. „Die sicherste Methode, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten“ – das habe sie mal irgendwo gelesen, sagt sie und handelt jeden Tag danach.
Große Pläne mit dem Unternehmen
Kleiderkreisel soll in den nächsten Monaten auf jeden Fall munter weiterwachsen und die Kontakte zu Redaktionen und Bloggern, die sich mit kinder-affinen Themen beschäftigen, immer weiter ausgebaut werden. Die Zahlen der User jedenfalls stimmen schon einmal. Alleine auf Facebook zählt die Tauschplattform für Kinderartikel und Schwangerschaftsmode schon weit über 100.000 Follower, eine App wurde gelauncht und ein Umzug von Mamikreisel in größere und hellere Büros innerhalb Münchens ist auch unlängst gestemmt worden.
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