15 Fragen an Christopher von Hallwyl von ShaveLab
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Geschwindigkeit leben – keine Unternehmenspolitik – durch Regelbrüche & Innovation Märkte verändern. Als Geschäftsführer ist man eigentlich ein Mitarbeiter wie jeder andere – nur betrachtet man manche Dinge aus einer anderen Perspektive – wenn man so will, aus der Helikopterperspektive. So ist es dennoch – oder gerade deshalb – ein schönes Erlebnis wenn uns Kunden schreiben wie begeistert sie sind und sich über unsere tollen Rasierer & Klingen freuen. Insbesondere ist es dann eine riesen Freude für alle Mitarbeiter gleichermaßen, wenn sich Kunden für den tollen Service bedanken. Diese Momente sind für uns alle immer wieder ein highlight.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Entscheidung in den Rasier-Markt einzusteigen war weniger durch Vor – bzw. Branchenkenntnisse, als durch Emotionalität und vor allem analytischen Erkenntnissen über das Marktpotential entstanden. Ähnlich wie im Café-Segment: der Markt ist enorm groß und bis zum Einstieg neuer Marken (Im Falle Café bspw. Nespresso) sehr einseitig dominiert.
Gillette & Co. definieren den Rasier-Markt – vor allem durch eine enorme Präsenz im Handel. Sie prägen die Preise und halten schlicht und ergreifend eine monopolistische Stellung inne. Mein Gedanke: Zeit den Kunden etwas Neues zu bieten – vor allem in Punkto Preis-Leistung bei den Klingen und Komfort durch optionale Klingen-Abos. Unser Produkt-Design rundet das Markenerlebnis ab und ermöglicht den Kunden ein zeitlos schönes Produkt zu genießen – ohne dabei viel Geld ausgegeben zu haben.
Meine beruflichen Vorkenntnisse im Marketing & Sales Management – aus den Branchen Luxus & Konsumgüter – sind hilfreiche Voraussetzungen um die Herangehensweise an den Markt und die Konsumenten zu verstehen. Insbesondere die Eigenschaft den Betrachtungswinkel aus Kundensicht zu adaptieren habe ich früh gelernt. Insofern kann ich hier Gelerntes wunderbar ein- bzw. umsetzten.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Nach einer sehr spannenden Entwicklungszeit des Business Plan wie auch der Einbindung unserer Marktforschungsergebnisse war die Entscheidung in den Markt zu gehen schnell getroffen. Die Zahlen haben für sich gesprochen. Nach diversen Gesprächen mit VC Fonds, Business Angels und vermögenden Privatinvestoren ist meine Entscheidung zügig gefallen. Ich habe mich für die Partnerschaft mit einem vermögenden Privatinvestor entschieden, da mir hier die Erfahrung und Ruhe die Möglichkeit gegeben haben, mich ausschließlich auf die Entwicklung des Geschäfts zu konzentrieren.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Bei der Gründung an sich kann ich nicht wirklich von Stolpersteinen sprechen. Als der operative Part losging wurde mir schnell klar, dass ich die Theorie und die Praxis erst mal auf einen Nenner bringen muss. Nicht um sonst kalkulieren Gillette & Co. mehr als drei Jahre und hohe Hundert Millionen Budgets in ihren Entwicklungszyklen für EIN Produkt ein. Wir haben in einem Jahr 12 Produkte designet, entwickelt, getestet, optimiert und produziert – ohne Millionen Budgets. Ein ziemlicher Aufwand gebe ich zu wenn ich das Retrospektiv betrachte. Wobei auch hier zu sagen bleibt: arbeitet man mit Vollprofis zusammen wie mit meiner Partnerin, die einen unglaublichen Erfahrungsschatz in der Produktion mitbringt, sowie außergewöhnlich engagierten Menschen und blendet man Politik sowie Hierarchien aus, so ist das alles zu bewältigen. Das sind die Vorteile an agilen, motivierten Unternehmen die etwas verändern möchten.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase andersmachen?
Ein wenig mehr Zeit einplanen – aber nur ein wenig – sonst könnte sich der Ansporn reduzieren.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir fahren einen Mix um die Konsumenten auf allen uns zugänglichen Kanälen zu erreichen. Das fängt an bei klassischer PR – On wie auch Offline – geht über SEO/SEM, Affiliate Marketing, Exzellente Blogger Relations etc.
Man kann sich selbst ausrechnen dass TV kein Thema für uns ist. Um hier Reichweite zu generieren, bräuchten wir ein immenses Werbebudget was wir schlicht und ergreifend nicht haben und auch nicht anstreben. Wir wollen mit schlauen, innovativen Methoden an die Konsumenten gelangen um uns bewusst von Wilkinson und Gillette zu differenzieren. Auf Grund der Handels – und damit auch Preisbindung der großen Marken, haben diese keine Chance den Online Markt auch nur annähernd agil zu bespielen. Deren TV Budgets werden logischerweise auf die Produkte aufgeschlagen und hier liegen wir klar im Vorteil mit unserer Philosophie genau dies nicht zu tun. Die Kunden danken es Ihnen aufgrund der von uns angebotenen, unvergleichbar besseren Preisstrukturen.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Ich wähle das Plural: Personen! Das fängt an bei meinem Schwager – ein ehemaliger McKinsey’eraner (gut für den theoretischen Teil!), enge Unternehmerfreunden wie Peter von Mutius, der eigenen Familie (ohne deren BackUp ein Start nahezu ausgeschlossen gewesen wäre), Phillip von Braunschweig – ein exzellenter Anwalt – bis hin zu Persönlichkeiten wie Dr. Jürgen Großmann und Dr. Hellmut Kirchner – deren auf einem großen Erfahrungsschatz basierendes Feedback wie auch Netzwerk wirkliche Beschleunigung in die Sache gebracht haben.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Don’t ask to much – just do it! Wobei: zuhören bei den Themen, in denen man nicht 100% fit ist, schadet nie…
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mir grundsätzlich erst einmal einen anderen Bundeswirtschaftsminister wünschen! Das hätte Priorität! Dem folgend wäre meine Liste an Änderungsvorschlägen lang – im Mittelpunkt stünden folgende Themen: weitere steuerliche Begünstigungen für Start-ups und Kleinunternehmen sowie Anreize zu schaffen, die VC Landschaft in Deutschland zu internationalisieren und zu attraktiveren – mit welchen Methoden auch immer.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Mich an Startups beteiligt – im Rahmen meiner Möglichkeiten. Äußerst spannend fände ich jedoch auch die Aufgabe, für einen großen Konzern Scouting und Akquisitionen von kleinen, spannenden Marken zu betreiben um Innovationen in große Unternehmen zu bringen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
„Morning Glory“ – kleiner Scherz!
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die Zukunft – die Vergangenheit ist eher was für Träumer. Wenn ich aus der Vergangenheit wählen müsste, so würde ich mich für das Zeitalter der Industrialisierung und des Wirtschaftswunders entscheiden. Die dortige Massen-Dynamik muss packend gewesen sein.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Zu 100% investieren – 99% in meine Firma und 1% in meine Frau: Happy Wife – Happy Life!
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Jeder Tag ist gleich schön – wobei nein: Sonntage sind hier in Deutschland immer ein wenig deprimierend da quasi Stillstand herrscht. Wenn Ruhe – dann richtig. D.h. Spaziergänge, Filme, Lesen, Kochen, Essen. Wobei ehrlich gesagte alles gleichermaßen selten vorkommt.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Oh – hier ist die Liste lang: von Andreas von Bechtolsheim bis zu Jack Nicholson. Es fasziniert mich deren Bescheidenheit trotz des großen Erfolgs.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Christopher von Hallwyl absolvierte sein Studium der Betriebswirtschaftslehre in St.Gallen, Madrid, Paris und arbeite zunächst für große Markenhersteller, darunter Porsche und Kunert, ehe er noch einmal die Unibank drückte und in Barcelona sein Wissen über Marketing & Sales Management vertiefte, um im Anschluss in einer Unternehmensberatung zu arbeiten. ShaveLab gründete er Ende 2010.
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