Negative SEO: Ihre Rankings sind in Gefahr

Ihre Rankings sind in Gefahr – Negative SEO kann jeden treffen – Gastbeitrag von Stephan Czysch (siehe links), geschäftsführender Gesellschafter der TA Trust Agents Internet GmbH. Um in der unbezahlten Google-Websuche ein besseres […]
Negative SEO: Ihre Rankings sind in Gefahr
Freitag, 15. Februar 2013VonTeam

Ihre Rankings sind in Gefahr – Negative SEO kann jeden treffen – Gastbeitrag von Stephan Czysch (siehe links), geschäftsführender Gesellschafter der TA Trust Agents Internet GmbH.

Um in der unbezahlten Google-Websuche ein besseres Ranking zu erreichen, muss man nicht zwangsläufig die eigene Website optimieren: Durch gezielte Attacken gegen Wettbewerber besteht die Möglichkeit, diese von den Top-Positionen zu befördern – siehe auch “‘Das Worst Case-Szenario wäre, wenn unsere Domain komplett aus dem Google-Index fliegt’ – Benjamin Patock von Noblego“. Das Buzzword der letzten Monate ist dabei „Negative SEO“ – doch was ist das eigentlich? Wie sicher ist der eigene Webauftritt vor einer solchen Attacke? Und was kann man unternehmen, wenn man attackiert wird?

Welch enormes (Umsatz-)Potenzial eine gute Platzierung in der unbezahlten Google-Websuche bietet, haben viele Unternehmer und Gründer bereits vor etlichen Jahren erkannt und den eigenen Webauftritt gemäß der Best-Practices der Suchmaschinenoptimierung aufgebaut. Neben inhaltlich und technisch gut aufbereiteten Zielseiten, gemeinhin unter Onpage-SEO bekannt, hat besonders die Verlinkungsstruktur einer Website (Offpage-SEO) einen großen Einfluss auf das Ranking.

Da es Googles Anliegen ist, das beste Ergebnis und nicht zwangsläufig das am besten optimierte Ergebnis auf den Top-Positionen anzuzeigen, sind und waren dem Suchmaschinenbetreiber Manipulationsversuche in Form von Linkaufbau schon immer ein Dorn im Auge. Mit dem sogenannten Pinguin-Update im April 2012 hat Google die Erkennungsmechanismen für Manipulationen im Bereich Offpage-SEO massiv verbessert – mit der Folge, dass bei so manchem Websitebetreiber eine Benachrichtigung über ein „unnatürliches Backlinkprofil“ im Posteingang der Google Webmaster Tools zu finden war. Die Traffic- und Umsatzverluste über die unbezahlte Google-Suche waren dabei für die betroffenen Seiten deutlich spürbar. In diesem Zusammenhang möchte ich auf meinen Artikel zum Thema Risikominimierung bei der Suchmaschinenoptimierung hinweisen.

Mit dem angesprochenen Pinguin-Update verbinden heute viele Online-Marketeer die verstärkte Diskussion über Negative SEO.  Da es für Google quasi unmöglich ist, den Initiator einer Linkbuildingmaßnahme zu ermitteln, könnte man als Wettbewerber versuchen, Konkurrenten durch das verstärkte Setzen von Links, z.B. mit optimierten Ankertexten, in Google-Filter wie den des Pinguin-Updates zu befördern.

Was sagt Google zu diesem Thema?

In der Webmaster-Hilfe von Google gibt es einen Artikel über die mögliche Beeinflussung des Rankings einer Website durch Wettbewerber. Der Wortlaut hat sich dort im Laufe der Zeit verändert: Während Anfang 2012 noch von „nicht möglich“ gesprochen wurde, ist die Formulierung von „fast unmöglich“ im April 2012 auf aktuell „Google arbeitet intensiv daran, solche Maßnahmen zu verhindern“ geändert worden.

Während Bing bereits Ende Juni ein Tool zur Entwertung von Backlinks veröffentlicht hat (zu finden in den Bing Webmaster Tools), sah Google ein solches Tool als nicht notwendig an. Doch der Bedarf ist vorhanden: In einer Benachrichtigung über „unnatürliche Backlinkstrukturen“ wies Google in den Webmaster Tools darauf hin, dass man manipulativ gesetzte Backlinks entfernen sollte und anschließend einen Antrag auf erneute Überprüfung, den sogenannten „Reconsideration Request“, stellen kann. Was aber tun, wenn man Verlinkungen nicht entfernen kann oder jemand Backlinks setzt, um eine solche Benachrichtigung herbeizuführen?

In der SEO-Szene herrschte zu diesem Thema eine geteilte Meinung. Es wurden einige Fälle bekannt, in denen Webmaster für die Entfernung von Verlinkungen finanzielle Entschädigungen verlangten – somit wäre ein solches Tool sicherlich hilfreich, um unnötige Kosten zu vermeiden. Andererseits würde aber auch „aggressivem Linkaufbau“ Tür und Tor geöffnet. Denn sollte der gewünschte Effekt in Form einer Rankingverbesserung für die eigene Website nicht eintreten, entwertet man diese Verlinkungen einfach. Mitte Oktober gab es seitens Google die Kehrtwende: Der Suchmaschinenriese kündigte in einem Blogpost das „Disavow Tool“ an, mit welchem man Verlinkungen entwerten kann.

Was zählt als Negative SEO?

Das Ziel von Negative SEO ist klar: Es soll keine bessere Positionierung erreicht werden, sondern eine schlechtere. Selbstverständlich nicht für die eigene Website, sondern für die eines Wettbewerbers.

Da bisher eine Übersicht der dazu möglichen Maßnahmen fehlt, möchte ich einige nennen, die für mich zu diesem Themenkomplex zählen:

  • Überoptimierung des Backlinkprofils
  • Verlinkung der Website mit oder von Adult- & Gamblingseiten bzw. -begriffen
  • Bezahlte Links an Google reporten
  • DDos-Attacken
  • Abbau von wichtigen Links
  • Onpage-Manipulationen
  • Manipulationen von Google-Suggest, um den Wettbewerber zu diskreditieren
  • Optimierung schlechter PR für den Markennamen des Konkurrenten

Ob man die beiden zuletzt genannten Punkte dazuzählen möchte, ist diskussionswürdig. Auf jeden Fall können diese beiden Punkte der Reputation eines Wettbewerbers schaden.

Aus meiner Sicht ist die Reduzierung von Negative SEO auf eine Überoptimierung des Backlinkprofils zu kurz gedacht. Speziell der Abbau von Verlinkungen ist dabei ein perfides Vorgehen: Während viele Unternehmen das Linkwachstum monitoren, wird der Bereich Linkverlust ausgeklammert. Viele Webmaster hinterfragen nicht, ob die Bitte zur Entfernung eines Backlinks wirklich von einem Bevollmächtigten der angelinkten Website kommt und entfernen eine Verlinkung meist anstandslos (Vergütungsforderungen ausgenommen).

Onpage-Manipulationen sind hingegen aktuell eher selten. Potenzielle Angriffspunkte wären Veränderungen von Datenbankinhalten, Veröffentlichung von verstecktem Content und Links oder Manipulation der Serverantworten auf Seitenaufrufe.

Das bekannteste Beispiel für Negative SEO ist der Fall „holzspielzeug-discount.de“. Dieser Shop wurde nach eigener Aussage von einem Unbekannten erpresst, der bei Nichtbezahlung eines Geldbetrags die Website durch das Setzen von Links in Misskredit bringen wollte. Über diesen Vorfall berichtete unter anderem golem.de. Dass es zu diesem Thema viel Nachfrage gibt, lässt sich u.a. auch daran erkennen, dass sich Matt Cutts von Google in einem  aktuellem Video über Negative SEO äußert.

Wie groß ist die Gefahr von Negative SEO betroffen zu sein und wie kann man sich schützen?

Das Thema Negative SEO gibt es nicht erst seit dem Pinguin-Update, allerdings hat die Diskussion seitdem an Fahrt gewonnen. Für die meisten Unternehmer ist ein solch unmoralischer Eingriff in den Wettbewerb tabu. Doch es gibt auch immer noch andere Spieler die mit am Tisch sitzen, wie das Erpresserbeispiel rund um „holzspielzeug-discount.de“ zeigt.

Die Gefahr von Negative SEO steigt mit dem Umsatzpotenzial in der spezifischen Branche, doch treffen kann es letztendlich jeden. Speziell der Aufbau von Verlinkungen über automatisierte Software ist mit sehr geringen Kosten verbunden. Allerdings haben solche Maßnahmen meiner Meinung nach und auch gemäß den Aussagen vieler anderer Experten wenig Erfolgsaussichten – zumindest dann, wenn die Website über ein „gesundes“ Backlinkprofil verfügt. Hier verweise ich gerne auf den Artikel auf seo-united.de.

Da die meisten Attacken zurzeit im Offpage-Bereich durchgeführt werden, ist es für Webseitenbetreiber wichtig, das eigene Backlinkprofil im Auge zu haben. Neben den Webmaster Tools von Google und Bing sind professionelle SEO-Tools mit eigener Backlinkdatenbank aufgrund höherer Updatefrequenzen empfehlenswert. Hier sollte das Linkwachstum, die verwendeten Ankertexte sowie die Linkquellen beobachtet werden. Allerspätestens wenn Unregelmäßigkeiten festgestellt werden, sollte auf die Hilfe eines SEO-Experten zurückgegriffen werden. Während bei einzelnen schlechten Verlinkungen das Disavow-Tool genutzt werden kann, ist dieses Tool bei einem Linkwachstum von mehreren tausenden Links über einen längeren Zeitraum sehr unhandlich.

Anfällig für Negative SEO sind im Besonderen Websites, deren Backlinkprofil bereits stark optimiert aussieht und für die in der Vergangenheit Verlinkungen mit geringem Qualitätsanspruch aufgebaut wurden. Denn hier ist das Überschreiten von Filterschwellwerten wesentlich einfacher, als es bei „natürlichen“ Backlinkprofilen möglich ist. Der aktuell beste Schutz vor einer Attacke auf die Verlinkungsstruktur ist es, möglichst viele qualitativ hochwertige Links zu besitzen. Diese dürfen natürlich nicht gekauft aussehen oder zu vorschnell akquiriert werden.

Vor Onpage-Manipulationen kann man sich am effektivsten durch hohe Sicherheitsstandards bei der Programmierung, Zugangsrestriktionen zum Content-Management- oder Shopsystem sowie durch regelmäßige Anpassung von Passwörtern und das Einspielen von Sicherheitsupdates schützen.

Im Fokus: Weitere lesenswerte Artikel zum Thema gibt es in unserem SEO-Special

Zur Person
Stephan Czysch ist geschäftsführender Gesellschafter der TA Trust Agents Internet GmbH und hat bereits von vielen Websites das Backlinkprofil analysiert, um die Domains aus Abstrafungen zu navigieren. Trust Agents (www.trustagents.de) wurde von SEO-United.de Lesern unter die Top3 SEO-Agenturen 2012 gewählt, bietet sowohl Onpage- als auch Offpage-Analysen an und hat sich auf den Aufbau von hochwertigen Verlinkungen spezialisiert.