Wie findet man eine smarte Geschäftsidee? Oder warum ein Smart-up kein Start-up ist
Wie findet man eine smarte Geschäftsidee? Oder warum ein Smart-up kein Start-up ist – Gastbeitrag von Von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, Autoren des Buches “Smart Business Concepts – Finden Sie die Geschäftsidee, die Ihr Leben verändert“.
Wir meinen, es ist Zeit konsequent zwischen Smart-ups und Start-ups zu unterscheiden. Dies hilft, sich von Anfang an nach der richtigen Geschäftsidee umzusehen. Ein Smart-up zielt auf andere Geschäftsmodelle und braucht andere Strukturen und Finanzen als ein Start-up. Beide Formen haben ihre Berechtigung, aber andere Ziele. Ergo muss man sich vor dem Start entscheiden, was man erreichen will.
Kennzeichen eines Start-ups
Was ein Start-up ist, wissen wir. 1999 versuchten wir uns in Hamburg mit einem eigenen Portal. Mit allen Punkten, die auch heute viele Start-ups kennzeichnen:
– um das Geschäftsmodell umzusetzen, braucht es neue Technik
– diese muss neu programmiert werden
– dazu braucht man ein Team (das geleitet werden muss)
– dazu ist ein Investment notwendig (in unserem Fall sechsstellige Summe)
– weil das eigene Geld nicht reicht, braucht es zusätzliche Kapitalgeber
– alle wünschen eine schnelle Marktreife
Folge: Ein Start-up hat eine hohe Geschwindigkeit bei gleichzeitig hoher Komplexität, hohes Risiko und viele Vertragsbindungen. Hätten wir vorher gewusst, was dies heißt, hätten wir unsere Idee damals nicht durchgezogen und uns viel Geld und Zeit gespart. Seit dem Platzen der Dotcom-Blase denken wir intensiv darüber nach, ob es auch anders gegangen wäre. Es wäre. Wir hätten nur von Anfang an auf eine andere Idee setzen müssen.
Start-ups sind nicht für jeden das Richtige
Start-ups faszinieren uns nach wie vor. Die Szene hat seit 2000 viel gelernt und es starten immer mehr gute Teams aus Deutschland. Aber viele Ideen laufen anders. Wir sind etliche Jahre weiter, haben den Verlust unserer ersten Idee verschmerzt, viele Projekte geleitet und Geschäftsmodelle analysiert. Wir begannen andere zu begleiten und stolperten immer öfter über Konzepte, die anders funktionierten:
• Ein Professor bietet mit seinen Studenten als Erster die 1 Kg Tee-Packung im Abo an und wird zum größten Darjeeling-Importeur der Welt.
• Ein Princeton Absolvent möchte sich nicht in die Arbeitswelt einreihen, lässt sich eine Nahrungsergänzung mischen und verkauft diese online so, dass er am Ende nur noch 4 Stunden pro Woche arbeiten muss.
• Ein Bestatter überlegt sich, was mit diesen neuen digitalen Familien-Fotobüchern noch möglich wäre, und gibt eine eigene Version nur für Bestatter heraus.
Die genannten Ideen haben Gemeinsamkeiten:
– sie wurden mit relativ wenig Aufwand erfolgreich
– in keinem der Beispiele wurde selbst aufwendig programmiert
– die Konzepte verblüffen durch ein hohes Wachstum
– die Ideen ermöglichen, auf neue Art smart zu arbeiten
Smart-ups werden übersehen
Dass Prof. Faltin über die Wichtigkeit des Entrepreneurial Designs spricht, ist bekannt. Auch Timothy Ferris haben viele gelesen. Dass Volker Winkler mit extrem wenig Mitteln in Hamburg einen erfolgreichen Smart-up hinlegte (memorius.de), dürfte für viele neu sein.
Smart-ups bekommen wenig Aufmerksamkeit. Wer wenig Geld braucht, ist nicht prominent. Das führt zu einem Kreislauf: Andere können nicht die Vorstellung entwickeln, dass es anders geht, denken bei einem Start zu groß, versprechen sich zu viel, handeln zu schnell und stecken später in Sackgassen.
Was hilft, smarte Ideen zu entwickeln?
Zunächst haben wir eine neue Business-Klasse definiert: Die Smart Business Concepts. Das schien uns notwendig, da in der Geschäftsmodell-Literatur, Design-Thinking und vielen Camps zwar immer wieder smarte Ideen vorkommen, aber die grundlegende Unterscheidung nicht getroffen wird. Was keinen Namen hat, gibt es nicht. Also haben wir sie benannt.
Kennzeichen eines Smart-ups
Die Klasse der Smart Business Concepts liegt quasi eine Etage tiefer als Internet-Firmen, aber eine Etage über der klassischen Selbstständigkeit.
• in der Regel startet eine einzelne Person (kein Team)*
• diese Person möchte unabhängig arbeiten (smart working)
• die Idee zielt auf Automatisierung
• Umsetzung ohne aufwendige Programmierung
• Umsetzung mit überwiegend fremden Bausteinen und Services
• die Idee ist oft LowTech (Anwendungsmodifikation)
* die vorher genannte Teekampagne ist eine Ausnahme, da als studentisches Projekt gestartet. Der Nachfolge-Clone, die RatioDrink AG, wird von einer Person, Rafael Kugel, getragen.
Smart-ups benötigen wenig Startkapital und somit kein Fremdkapital, laufen ruhiger, über längere Anlaufphasen und mit weniger Risiko. Smart-ups fallen damit aus der VC-Kultur heraus und stehen nicht auf der Hitliste der Förderpolitik des BMWI. Aber: Smart-ups können groß werden, da skalierfähig. Dies unterscheidet ein Smart Business Concept von einer klassischen Selbstständigkeit.
Überblick hilft, die eigenen Möglichkeiten zu sehen
Viele sehen ihr smartes Potential nicht. Um dies zu ändern, haben wir ein Orientierungsraster entwickelt. Wir haben 18 smarte Geschäftsmodelle analysiert und 5 Hauptrassen zugeordnet. Rückmeldungen aus der Praxis zeigen: Das Raster hilft zur Orientierung und löst im Kopf neue Ideen aus.
Das ist ein wenig wie Business Modell Generation, aber mit der Fokussierung ausschließlich auf Smart Business Concepts. Business Modell Generation ist der universellere Ansatz, aber auch komplexer und damit nicht immer für jeden eine Hilfe.
Unser Ansatz ist jetzt veröffentlicht
Wir haben unseren Ansatz in der Praxis getestet und als Buch herausgegeben. In “Smart Business Concepts” beschreiben wir, wie ein Weg zur smarten Geschäftsidee aussehen kann. Wir hoffen, dies hilft, vor einem Start die Weiche Smart-up oder Start-up richtig zu stellen. Weitere Infos: www.smartbusinessconcepts.de.