7Trends-Enamora: Thünemann muss gehen – Fashiongalerie-Team soll Mode-Start-up retten
Im Frühjahr 2012 übernahmen Modezar Heinz Krogner (Esprit) und Wurstfabrikant Reinhold Zimmermann (Zimbo) das Ruder bei 7Trends (www.7trends.de) und Enamora (www.enamora.de), die beide von der 7trends-Enamora GmbH betrieben werden. Rocket Internet, Holtzbrinck Ventures, beide auch an ds beteiligt, und die Gründer Jochen Heemann und Sebastian Sieglerschmidt stiegen damals aus. Der neue Geschäftsführer und Mitgesellschafter Heinz Thünemann sollte die Jungfirma danach auf Vordermann bringen – ohne Erfolg. Inzwischen musste Thünemann seinen Stuhl räumen. Offenbar wegen “anhaltend negativer Geschäftsentwicklung”, wie die Textilwirtschaft berichtet.
Nach außen versuchte Thünemann den Eindruck zu erwecken, dass er das Unternehmen “freiwillig und im Guten” verlasse – siehe beispielsweise “Thünemann verlässt 7trends-Enamora” bei fabeau. Es besteht aber offenbar kein Zweifel daran, dass der Alleingeschäftsführer und Mitgesellschafter seinen Stuhl räumen musste. Wie aus dem Umfeld des Unternehmen zu hören ist, soll Thünemann, der früher unter anderem in führenden Positionen bei Woolworth und Karstadt gearbeitet hatte, bei 7trends-Enamora durch sein Wirken den den Verlauf des Geschäfts dramatisch verschlechtert haben. Auch von mangelnder Professionalität und Unkenntnis ist die Rede. Gründerszene berichtete im vergangenen Jahr darüber, dass die “von mangelndem E-Commerce-Know-how zeugenden Maßnahmen Thünemanns” 7trends-Enamora “innerhalb nur weniger Monate ins Aus gewirtschaftet hätten”.
“Viel investiert aber nichts verdient“
Bereits seit dem Herbst des vergangenen Jahres befindet sich 7trends-Enamora in Schieflage. Wegen massiver Verluste musste Thünemann damals die Notbremse ziehen und beispielsweise alle Aufträge für 2013 streichen – siehe auch “7Trends vor dem Aus?” Es folgte zu dem eine Reduzierung des Team von 80 auf 40 Mitarbeiter. “In den vergangenen drei Jahren wurde viel investiert aber nichts verdient“, sagte Thünemann der Textilwirtschaft Anfang September. 2011 sei bei einem Gesamtumsatz der drei Shops von 30 Millionen Euro ein Verlust von 3 Millionen Euro angefallen. Als Gründe nannte er “ausufernde Altwarenbestände und hohe Kosten besonders im Bereich Suchmaschinen-Marketing”. Insgesamt soll Thünemann vom Ausmaß der Altlasten bei 7trends-Enamora überrascht gewesen sein. Dem gegenüber soll – wie Gründerszene ebenfalls berichtete – die Halbierung der Conversion-Rate innerhalb der ersten Monate unter der neuen Führung stehen.
Im Herbst 2012 folgte dann auch die Ankündigung einer neuen Strategie: Künftig wollte sich das Unternehmen auf den Wäsche-Shop Enamora konzentrieren. Die Mode-Plattformen 7Trends und Stilberatungsdienst MyStylist wurden damit zum Abschuss freigegeben. MyStylist wurde unterdessen beerdigt, bei 7Trends läuft weiter der Ausverkauf. Mit-Investor Krogner, immerhin auch seit 2010 bei 7trends-Enamora an Bord, bereut sein Engagement laut Textilwirtschaft inzwischen. “Ich hätte das Geld sicher besser anlegen können”, zitiert das Fachblatt den ehemaligen Esprit-Chef. Es wäre aber auch nicht das erste Mal, dass bei einem Start-up nach dem Verkauf Probleme auftauchen – gerade oder erst recht bei Firmen aus dem Umfeld von Rocket Internet. Zum Einstieg von Thünemann war aber auch noch immer von Expansion im Hause 7trends-Enamora die Rede. Zudem waren Krogner und Zimmermann schon jahrelang beim Start-up an Bord. Nun soll Enrico Renz, zuvor COO des eingestellten Online-Marktplatzes Fashiongalerie, das Ruder bei 7trends-Enamora rumreißen. Wie fabeau berichtet, geht zudem Claus Vocke, der Kopf hinter Fashiongalerie, als “symbolischer Investor” bei der Jungfirma an Bord. Er bringe ein Businesskonzept mit, das weiter ausgebaut werden soll. Hoffentlich kriegt 7trends-Enamora nun die Kurve.
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