“Im kommenden Jahr rechnen wir mit einem starken Wachstum” – Stephan Heßlich von Netzoptiker

Diverse Start-ups wie brillen.de (www.brillen.de), Brille24.de (www.brille24.de), Mister Spex (www.misterspex.de) und Netzoptiker (www.netzoptiker.de) bearbeiten den Online-Brillenhandel. Gerade das letztgenannte Unternehmen gab sich im Gegensatz zu den Mittbewerbern zuletzt recht schweigsam. Zeit, dies zu […]

Diverse Start-ups wie brillen.de (www.brillen.de), Brille24.de (www.brille24.de), Mister Spex (www.misterspex.de) und Netzoptiker (www.netzoptiker.de) bearbeiten den Online-Brillenhandel. Gerade das letztgenannte Unternehmen gab sich im Gegensatz zu den Mittbewerbern zuletzt recht schweigsam. Zeit, dies zu ändern! Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der neue Netzoptiker-Geschäftsführer Stephan Heßlich über Marktzahlen, Eigenmarken und das Mittelalter.

Günther Fielmann, der Chef der bekannten Optikerkette, nannte den Online-Brillenhandel kürzlich einen „Rückfall ins Mittelalter“. Wie viel Mittelalter steckt in Netzoptiker?
Herr Fielmann hat sich dabei auf Optiker-Dienstleistungen wie das Messen der Augenwerte und die Anpassung der Brille bezogen. Solche Leistungen können derzeit nicht über das Internet angeboten werden, allerdings überschätzt Herr Fielmann die Bedeutung des Anteils solcher stationären Dienste an dem Gesamtprodukt Brille. Die Erfahrung in Produktkategorien wie Schuhe, Kleidung, Finanzdienstleistungen zeigt ja, dass Menschen bereit sind, auf die Vor-Ort-Erfahrungen und Dienstleistungen zu verzichten, um bequem und schnell von Zuhause aus – also online, zu bestellen.

Wie groß ist der Online-Brillenmarkt momentan?
Wir schätzen den Online-Brillenmarkt derzeit auf etwa 1 % des Gesamtmarktes, also rund 40 Millionen Euro. Allerdings wächst der Markt sehr stark mit über 50 % pro Jahr während der Offline-Markt stagniert.

Klingt wenig, wenn Mister Spex alleine in diesem Jahr rund 25 Millionen Euro Umsatz einfahren will. In welcher Größenordnung bewegt sich der Umsatz von Netzoptiker?
Die Umsatzpläne unserer Wettbewerber können wir nicht kommentieren, allerdings liegt der Hauptanteil bei Mister Spex unseres Wissens bei Sonnenbrillen, die nicht zum Optikmarkt gehören. Im Bereich Korrektionsbrillen liegen wir nach unserer Schätzung gleichauf.

Netzoptiker war zuletzt im Vergleich zur Konkurrenz wie Mister Spex, Brille24.de oder neuerdings Brille.de sehr leise. Warum verstecken Sie sich so?
Wir verstecken uns keinesfalls! In den letzten Monaten haben wir allerdings den Fokus auf die Schaffung einer stärker skalierbaren Unternehmensinfrastruktur gelegt und somit die Voraussetzungen für ein stärkeres Wachstum geschaffen.

Was sind die Ergebnisse dieser skalierbaren Unternehmensinfrastruktur?
Robuste, klar definierte Geschäftsprozesse, stärkeres Performance-Controlling sowie personelle Verstärkung in den Kernbereichen Marketing, Logistik, Finanzen und Shopentwicklung.

Wie wollen Sie sich langfristig von Ihren vielen Wettbewerbern unterscheiden?
Wir setzen weiterhin auf unsere Stärke, nämlich die Optiker-Kompetenz verbunden mit der langjährigen E-Commerce-Erfahrung. Unser Ziel ist es, den Kunden ein branchenweit einzigartiges Einkaufserlebnis bieten. Wir wollen die Korrektionsbrille nicht nur zu einem selbstverständlichen sondern auch zu einem attraktiven Online-Produkt machen. Auf mehrere Produktinnovationen aus dem Hause Netzoptiker können Sie also gespannt sein.

Wen sehen Sie als Ihren größten Konkurrenten?
Unser größter Konkurrent – aber auch ein Vorbild ist Fielmann, der in den letzten Jahrzehnten eine starke Marke, ein tolles Angebot und eine dominante Marktposition mit hoher Profitabilität aufgebaut hat. Ein weiterer Wettbewerber ist Apollo.

Zu den Investoren von Netzoptiker gehört neben Omnes Capital (früher Credit Agricole Private Equity) auch Rocket Internet. Im Portfolio des Inkubators wirkt Netzoptiker neben den vielen weltweiten Schuhshops wie ein Außenseiter, ein Exot. Fühlen Sie sich wohl zwischen dafiti, Glossybox und PricePanda?
Wir fühlen uns selbstverständlich wohl zwischen anderen interessanten, stark wachsenden E-Commerce Unternehmen und profitieren von der breiten Portfolio-Erfahrung unserer Investoren.

Und wann startet die weltweite Expansion von Netzoptiker?
Wir denken, dass der deutsche Markt der derzeit interessanteste ist, sowohl von der Größe, der Kaufkraft, der Online-Affinität als auch von den regulatorischen Gegebenheiten. Wir wollen daher erst im deutschsprachigen Raum den Durchbruch schaffen, bevor wir weiter internationalisieren.

Blicken Sie bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Richtig große Fehlentscheidungen haben wir uns nicht erlaubt. Allerdings hatten wir in den letzten Jahren nicht immer die notwendigen Managementkapazitäten und hätten vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas früher einen höheren Professionalisierungsgrad erreichen können.

Und wo haben Sie Ihrer Meinung nach alles richtig gemacht?
Zum Einen haben wir von Anfang an auf eine starke Eigenmarke gesetzt, darum beneiden uns heute viele Wettbewerber. Zum Anderen haben wir und unsere Investoren die Kosten und Investitionen in einem vernünftigen Rahmen, passend zur Marktentwicklung gehalten. Das gibt uns die nötige Flexibilität und Ruhe, um Netzoptiker zum klaren Marktführer im Online-Bereich auszubauen.

Warum sind Eigenmarken so wichtig – nur wegen der höheren Margen?
Wegen der höheren Marge, aber auch wegen einer höheren Flexibilität bei der Preisgestaltung und Produktauswahl. Außerdem stärkt eine Eigenmarke, wenn sie wie in unserem Fall den Unternehmensnamen trägt, die Bekanntheit und die Marke des Unternehmens Netzoptiker.

Wo steht Netzoptiker in einem Jahr?
Im kommenden Jahr rechnen wir mit einem starken Wachstum, um mittelfristig an der Spitze im Online-Brillenmarkt zu stehen.

Zur Person
Stephan Heßlich ist seit Oktober dieses Jahres Mitglied der Geschäftsführung beim Online-Optiker Netzoptiker. Neben dem bisherigen Geschäftsführer und
Augenoptikermeister Dirk Meier verantwortet Heßlich die Bereiche Marketing und Shopentwicklung. Heßlich begann seine Karriere bei Siemens in der strategischen Planung und Geschäftsentwicklung und war in den letzten 12 Jahren für mehrere Start-ups in leitenden Positionen tätig.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.