“Man muss darauf achten, dass man einen Laden nicht nur für sich eröffnet” – Max Wittrock von mymuesli

Die Passauer Jungfirma mymuesli (www.mymuesli.com) betreibt bereits in Passau, München und Regensburg bereits Ladenlokale. Nun eröffnet auch der mymuesli-Ableger Green Cup Coffee (www.green-cup-coffee.de), ein Shop für Single-Finca-Kaffees, in München sein erstes Ladenlokal. Im […]

Die Passauer Jungfirma mymuesli (www.mymuesli.com) betreibt bereits in Passau, München und Regensburg bereits Ladenlokale. Nun eröffnet auch der mymuesli-Ableger Green Cup Coffee (www.green-cup-coffee.de), ein Shop für Single-Finca-Kaffees, in München sein erstes Ladenlokal. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht mymuesli-Mitgründer Max Wittrock über Laufkundschaft, Markenerlebnisse und Genehmigungen für die Außenbestuhlung.

Nach mymuesli eröffnet nun auch Green Cup Coffee ein Ladenlokal in München. Warum wagen Sie erneut den Schritt in die Offline-Welt?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Bei Kaffee ist es so, dass die Zubereitung ja eine ganz wichtige Rolle spielt. Während ich bei einem Rotwein mit dem richtigen Glas nicht mehr viel falsch machen kann, ist selbst der beste Kaffee bei falscher Zubereitung – eher weniger lecker. Deswegen ist ein Coffeeshop spannend: Weil man das Produkt super präsentieren kann. Und man erschließt natürlich neue Potentiale: Das fängt bei Laufkundschaft an, aber auch Skeptiker sind leichter zu überzeugen: Ob der Kaffee wirklich gut ist? Na ja, ich probiere ihn direkt mal im Coffeeshop. So jemand würde vielleicht online nicht testweise bestellen, weil er eine größere Bestellung aufgeben und Versandkosten zahlen muss. Oder zuhause dann falsch zubereiten, damit wären wir wieder beim ersten Punkt.

Was war der Hauptgrund einen stationären Ableger für Green Cup Coffee ins Angriff zu nehmen?
Zusätzlich zu den schon genannten Argumenten ist der Multi-Chanel-Ansatz spannend: Ein Kunde hat mehr Möglichkeiten, sein Lieblingsprodukt zu bekommen. Wenn er in der Nähe des Ladens ist: Dann kauft er offline oder probiert was Neues. Wohnt er zum Beispiel woanders: Kein Thema, er kann ja auch online bestellen. Außerdem ist ein Laden natürlich auch immer aus Marketing-Sicht toll: Die Marke bekommt ein Gesicht, und um es in geschwollener Marketing-Sprache auszudrücken: Das Markenerlebnis ist sehr intensiv gegenüber online, gerade bei einem Lebensmittel. Die Herausforderung ist natürlich für Online-Händler wie uns, dass sie intensiv gut – und nicht etwa intensiv furchtbar ist.

Mit mymuesli betreiben Sie bereits Ladenlokale in Passau, München und Regensburg. Was sind die größten Herausforderungen bei der Eröffnung eines Ladenlokals?
Das ist einfach ein ganz anderes Geschäftsmodell. Das fängt schon bei Themen wie der Distanz an: Man sitzt eben nicht im Büro nebeneinander, sondern hat den Kontakt zu einem Store-Manager zum Beispiel nur per Skype oder an wenigen Tagen pro Monat persönlich. Das ist für das Team eine ziemliche Herausforderung. Außerdem hatten wir Zeit, online mehr als fünf Jahre zu lernen und zu üben. Und dann ist das Problem plötzlich nicht mehr der neue Server, sondern die Genehmigung für die Außenbestuhlung. Und wie am Anfang von mymuesli sind es die kleinen Dinge, die einen am Anfang richtig aufhalten. Doch nach drei Läden sind wir auch schon erfahrener und die Lernkurve war steil.

Was raten Sie anderen E-Commerce-Anbietern, die überlegen, ein Ladenlokal zu eröffnen?
Aus unserer Sicht muss man darauf achten, dass man einen Laden nicht nur für sich eröffnet: Wenn man nur online verkauft, dann ist die Verführung groß, das eigene business offline zu erweitern. Ein Laden sieht meistens toll aus, gibt der Marke Offline-Präsenz und man findet das als Gründer natürlich wahnsinnig aufregend. Doch muss man das gut durchrechnen, was schnell vergessen wird. Und eine Marke, die online wenige kennen, läuft auch offline natürlich Gefahr, erstmal übersehen zu werden. Da tun wir uns mit mymuesli zunehmend leichter, da die Marke mittlerweile einen recht hohen Bekanntheitsgrad hat, bei Green Cup Coffee wird das spannend, ist ja noch viel jünger.

Wer kauft in den Läden ein: Leute, die sonst online bestellen oder Leute, die mymuesli zuvor gar nicht gekannt haben?
Wieder eine Herausforderung: Das Customer Relationship Management, denn man muss ja einen Online-Stammkunden zum Beispiel erstmal erkennen. Da möchten wir 2013 noch besser werden. Auf Basis der Daten und Beobachtungen, die wir bisher haben, kann ich aber sagen: Es sind viele Kunden dabei, die schon mal von uns gehört haben – aber online noch nicht bestellt hatten. Und im Laden dann mal ein Müsli mitnehmen. Aber auf jeden Fall aber auch Online-Stammkunden und mymuesli-Fans. Kunden müssen den Kanal aber ja gar nicht wechseln, im Idealfall können sie immer denjenigen wählen, der gerade passt. Doch wie gesagt: Uns muss es gelingen, die Kanäle richtig gut zu verknüpfen. Das haben andere Händler wie Globetrotter zum Beispiel schon vorgemacht, und wir möchten da auch hin.

Wie kann man seine Online- und Offline-Kanäle denn geschickt miteinander verknüpfen?
Das kommt natürlich auf die gesteckten Ziele an. Aber wenn wir mal beim Beispiel Globetrotter bleiben, dann ist es natürlich cool, wenn ich online drei Jacken bestelle und davon eine in der Filiale umtauschen kann. Klingt profan, aber für Buchhaltung, Warenwirtschaft usw. nicht einfach. Oder ein treuer Online-Kunde kommt plötzlich nur noch in die mymuesli-Läden. Das möchte man natürlich erkennen, sonst denkt man ja, man hätte ihn verloren. Solche Prozesse mit Kassensystemen, ja der ganzen IT, abzubilden: Das wäre geschickt im Sinne der Frage in meinen Augen – und ist wie gesagt nicht einfach.

Sind weitere Ladenlokale geplant?
Auf jeden Fall! Sowohl für mymuesli und wahrscheinlich auch für Green Cup Coffee. Ganz am Anfang unseres Start-ups, als die Läden nur eine Idee waren, hat uns ein Marketing-Experte mal den Rat gegeben: “Die Läden dürfen nicht nur ein Marketing-Vehikel sein, sie müssen profitabel sein”. Das klingt profan, ist aber sehr wichtig, weil man sonst immer Gefahr läuft, dass man alles mit “aber es ist ja gut für die Marke” rechtfertigt. Doch wir wissen mittlerweile, dass sich die Läden lohnen, Gewinne erwirtschaften und ein in sich schlüssiges Geschäftsmodell bilden. Deswegen möchten wir auch weitere Stores aufmachen und suchen im Moment nach passenden Lagen. Als nicht durch Venture Capital finanziertes Unternehmen aber immer mit Vorsicht. Und bekommen muss man so eine Fläche dann ja auch erstmal. Wieder eine neue Herausforderung: Wenn dann plötzlich 150 Bewerber mit uns beim Vermieter vor der Tür stehen.

Zur Person
Max Wittrock, Jahrgang 1982, ging in München und Texas zur Schule. Von 2001 bis 2006 studierte er Jura in Passau, wo er zusätzlich ab 2002 parallel eine Ausbildung am Institut für Journalistenausbildung absolvierte. Im April 2007 gründete Wittrock zusammen mit seinen Studienfreunden Hubertus Bessau und Philipp Kraiss den Müsli-Shop mymuesli – unser Start-up des Jahres 2007.

Artikel zum Thema
* Gründer! „Wir sind am Anfang sehr belächelt worden“ – Max Wittrock von mymuesli
* Fundstück: Die mymuesli-Müslimischmaschine
* Müsli trifft Kaffee: mymuesli übernimmt die Black Pirate Coffee Crew

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.