Fünfzehn Fragen an Susanne Busshart von zuuka
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es bedeutet zum Beispiel die Freiheit, Dinge zu gestalten, die vielleicht zunächst nur eine vage Idee waren. Als zuuka 2010 begann, Apps für Kinder zu entwickeln, befand sich der zugehörige Markt gerade erst in der Entstehung. Bis heute können wir beobachten, dass sich feste Strukturen noch immer nicht ausgebildet haben und dass man sich flexibel und innovativ – und auch zuweilen sehr mutig – verhalten muss, um sich darin zu behaupten. Meine eigene Chefin zu sein macht mir und uns das einerseits leichter, weil ich mich auf mein Bauchgefühl berufen kann, und andererseits ist die Herausforderung natürlich ungleich größer: Ich trage nicht nur die Verantwortung für meine Familie, sondern auch für unser wachsendes Team, unsere Produkte und die spezifische zuuka-Strategie. Für mich lässt sich die Situation am besten mit Spannung beschreiben: Es ist nicht immer leicht, aber immer abwechslungsreich und die tollste berufliche Herausforderung, die ich mir wünschen kann!
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Den Ausschlag gab im Frühjahr 2010 wohl die Markteinführung des ersten iPads. Die Möglichkeiten, die die neue Medienform bereit hält, zumal für edukative Themen im Kinderbereich, liegen auf der Hand. Es war gleich klar, dass sich die medialen Inhalte für solch ein Medium erst einmal formen und ausprägen müssen. Diese Phase hält nach wie vor an, und da wollten wir von Anfang an dabei sein. Als Mutter von zwei Söhnen weiß ich ganz gut, dass sich Medienkonsum heutzutage nicht vermeiden lässt und das vielleicht auch gar nicht mehr das Ziel sein kann: Immer schon standen Eltern neuen Medien kritisch gegenüber, und das auch mit Recht. Hier haben wir aber viel leichter als sonst die Möglichkeit, eigene Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen, die Themen und Titel selbst zu gestalten und damit auch für Qualität zu sorgen. Insofern würde ich schon sagen, dass der (mediale) Markt unübersichtlicher, aber sicher auch „demokratischer“ geworden ist.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Ein Großteil bestand von Anfang an in eigenen Investitionen. Mittlerweile wird zuuka von zwei größeren Investoren-Teams unterstützt, von venturecapital.de und dem HighTech-Gründerfonds, sowie von Business Angels. Diese Finanzierungen ermöglichten und ermöglichen uns, das Unternehmen zu vergrößern und weiter zu entwickeln. Nicht zuletzt die Übernahme einer unserer Mitbewerber und die damit verbundene Expansion in die USA sind ein direktes Resultat aus der ersten Finanzierungsrunde.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Sich in ein völlig neues Thema und in gerade im Entstehen begriffene Technologien einzuarbeiten. Den Überblick zu gewinnen über einen Markt, der selbst noch nicht so genau weiß, wo er hin galoppiert, war sicherlich eine große Erschwernis.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Grundsätzlich bin ich sehr glücklich mit dem Weg, den zuuka bisher genommen hat – so wahnsinnig viel würde ich gar nicht anders machen. Ich weiß durch die Erfahrung seit Geschäftsgründung, dass ich mich auf meine eigene Spürnase verlassen kann, das ist ein gutes Gefühl. Möglicherweise würde ich zu einem früheren Zeitpunkt schon versuchen, Investoren ins Boot zu holen um von Anfang an mehr Geschwindigkeit aufnehmen zu können.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Prinzipiell ist solches Marketing für uns am interessantesten, das genau auf unsere Zielgruppe ausgerichtet ist: überwiegend technikaffine Personen, die sich hauptsächlich im Netz bewegen. Dazu gehören eben vor allem Social Media- und andere Online-Strategien. Auch hier ist das vorherrschend dezentrale Layout des Marktes und seiner Referenten Vorteil und Herausforderung zugleich: Neue Plattformen schießen ständig und wie Pilze aus dem Boden – die müssen wir zum einen evaluieren und sehen, ob sie uns wirklich unterstützen können. Zum anderen ist der gesamte App- und eBook-Kontext so trainiert, dass virales Marketing an vielen Stellen erfolgreich sein kann und – wenn man es richtig anstellt – auch ist.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Allen voran meine Familie: Dirk, der 24 Stunden am Tag mein Sparringpartner ist, meine beiden Jungs, die eine nie versiegende Quelle an guten Ideen und Motivation sind, und nicht zuletzt der direkte Draht zur Generation der „digital natives“. Nicht zuletzt gilt mein Dank auch meinem Mentor Christian, der mir nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite steht, wann immer ich eine zweite Meinung benötige.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Keine Angst haben, die Umwelt sehr genau beobachten und das eigene Ziel nicht aus den Augen verlieren. Flexibilität ist wichtig und gut um auf Veränderungen und sich verändernde Ansprüche reagieren zu können, aber der Kern liegt doch in der Überzeugung, dass man etwas gestalten möchte, das einzigartig und besonders ist. Man sollte versuchen, auf die Zwischentöne seiner Umgebung zu hören – das ist ja etwas, das Frauen ja generell eher zugeschrieben wird – und die Erkenntnisse daraus zu nutzen: für Strategie, für Kommunikation, für Intuition.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Was sich alle GründerInnen wünschen: Es sollte einfacher werden, sich neu zu positionieren. Wir benötigen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch inhaltliche Beratung und Anerkennung innerhalb der Gesellschaft. Innovation auch außerhalb klassischer Forschungsgebiete braucht eine größere Akzeptanz um sich entwickeln zu können.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Vielleicht würde ich dann bei einem angestellt sein! In meinem bisherigen Werdegang habe ich immer Firmen mit aufgebaut, deren Strukturen noch neu oder im Werden begriffen waren – etwa bei 1&1 oder syzygy. Das ist auch das, was mich interessiert: Dinge und Potenziale frühzeitig erkennen, wenn möglich vor allen anderen, zu gestalten und entwickeln.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Inhaltlich gerne in alle technologisch aufstrebenden Bereiche, was ja für viele Start-ups gilt. Schön wäre es sicher auch bei Bite Box – schon allein um Leckeres zu naschen!
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Die Antwort muss natürlich eigentlich lauten: in die Zukunft! In unserem Bereich wäre es der Stein der Weisen zu wissen, wohin die technologischen Emergenzen von heute hinsteuern. Andererseits interessiert mich auch die Zeit vor aller digital ermöglichten Kommunikation – wie stark hat sich unser Alltag eigentlich wirklich verändert? Deshalb entscheide ich mich für eine „Midnight in Paris“, in bester Woody Allenscher Manier, und stürze mich in die Belle Époque des beginnenden 20. Jahrhunderts. Ohne Tablet oder iPhone – schon allein um zu sehen, ob ich das noch kann.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich schlage vor, dass ich jedem in der Familie einen Wunsch erfülle!
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit der Familie auf einem ausgiebigen Spaziergang – und zwar bei jedem Wetter! Danach bin ich gern zu Hause und mache es mir und uns „schön“ – von Kuchen backen bis Marmelade einkochen ist alles dabei.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit dem Dalai Lama natürlich – dann aber auf einen Tee.
Zur Person
Nach dem Studium zur Diplomkauffrau und einem MBA-Programm in Chicago erwarb Susanne Busshart ihr Knowhow bei der 1&1 Holding und als Geschäftsführerin der Internet-Agentur syzygy GmbH. Als Gründerin von way2b vermittelt sie seit 2003 Agenturen und Mitarbeiter in allen Bereichen der Kommunikation mit Schwerpunkt auf den Bereich Onlinemedien. Seit April 2010 ist Busshart geschäftsführende Gesellschafterin von zuuka (www.istorytime.com), ein Start-up, das sich um Kinder-Entertainment in App-Form kümmert.