Selbstständigkeit durch Unternehmensnachfolge – die Gründungsalternative

Selbstständigkeit durch Unternehmensnachfolge – die Gründungsalternative – Gastbeitrag von Michael Grote, Geschäftsführer der Deutschen Unternehmerbörse.

Von den 417.000 Existenzgründern, die 2011 in die Selbstständigkeit gegangen sind, wählte die absolute Mehrheit den Weg der Neugründung. Und das, obwohl viele der Gründer wegen ihres Werdegangs und Erfahrungsschatzes geradezu prädestiniert für die Unternehmensnachfolge wären. Vielfach schreckt der vermutete Kapitalbedarf – zu Unrecht.

Wandel zum Käufermarkt
Mit dem demographischen Wandel hat sich der Markt für Unternehmensnachfolgen zu einem Käufermarkt entwickelt. Der Mangel an qualifizierten Jungunternehmern ist groß, entsprechend gut sind die Verhandlungspositionen für die Käufer. Fachliche und persönliche Eignung vorausgesetzt und mit dem nötigen Unternehmergeist gesegnet, stehen Nachfolgern heute alle Türen offen.

Finanzierung nicht das Problem
Mit dem Wandel zum Käufermarkt haben auch Finanzierungsfragen weitestgehend ihren Schrecken verloren. Nicht nur sind Banken und Alteigentümer immer häufiger zu Zugeständnissen bereit, beispielsweise beim Eigenkapital des Käufers. Mit neueren Beteiligungsmodellen und Finanzierungsformen stehen auch weitere Alternativen zur Verfügung. So hat sich z. B. die zusätzliche Beteiligung von Private-Equity-Gesellschaften oder Holdings als beliebtes Modell für die Unternehmensnachfolge etabliert.

Eine weitere Möglichkeit ist das sogenannte Earn-Out-Modell. Hierbei zahlt der Käufer nur einen Teil des Kaufpreises sofort. Der Verkäufer behält eine Minderheitsbeteiligung an seinem Unternehmen. Im Kaufvertrag werden weitere Zahlungen festgelegt, deren Höhe von den zukünftigen Gewinnen abhängt. Die Earn-Out-Periode dauert im Regelfall maximal fünf Jahre.

Zudem stellen die 18 Bürgschaftsbanken in den einzelnen Bundesländern Fördermittel bereit und begleiten Finanzierungsvorhaben mit Bürgschaften und Bankgarantien.

Der berechenbare Weg
Beim Kauf eines Unternehmens im Rahmen einer Nachfolgelösung gibt es ein erprobtes Geschäftsmodell inklusive. Die Kunden- und Lieferantenbeziehungen sind eingespielt, die Organisation ist über Jahre entwickelt, Umsätze und Kosten lassen sich meist gut prognostizieren.

Das erleichtert dem Unternehmer in spe zusätzlich Finanzierungspartner für sein Projekt zu finden. Viel wichtiger aber: Es ermöglicht eine valide Planung der künftigen Geschäftsentwicklung und die Ableitung notwendiger Maßnahmen.

Hier liegt auch der größte Vorteil des Unternehmenskaufs: Geschäftsmodell und Unternehmen funktionieren bereits, die zukünftige Entwicklung ist mit einer wesentlich höheren Wahrscheinlichkeit planbar, als das bei einer Neugründung der Fall ist. Entsprechend geringer ist auch das Risiko.

Vorsicht vor Altlasten
Bei allen Vorteilen, die Unternehmensnachfolge birgt auch eine Reihe von Risiken. So besteht die erhebliche Gefahr versteckte Verbindlichkeiten und Haftungsverhältnisse zu übernehmen. Hier hilft die detaillierte Prüfung des Unternehmens während der Due-Diligence-Phase Risiken zu minimieren.

Wichtig: Der Käufer sollte auf professionelle Unterstützung setzen, die entstehenden Kosten sind im Verhältnis zu den potenziellen Risiken verschwindend gering.

Der zweite große Problemkomplex sind Strukturen, in denen sich Mitarbeiter eingerichtet haben, sowie Befindlichkeiten von langjährigen Kunden. Der neue Chef muss seine Modernisierungspläne im Unternehmen sehr behutsam realisieren und Mitarbeiter und Kunden frühzeitig einbinden. Nur mit der entsprechenden Sensibilität sichert er sich die Unterstützung von Mitarbeitern und Kunden.

Gefragter Unternehmergeist
Mit dem vorhandenen Cash-Flow relativiert sich der im Vergleich zur Neugründung hohe Kapitalbedarf der Unternehmensnachfolge. Und: durch die Vielzahl der Finanzierungsmöglichkeiten wird eine Unternehmensbeteiligung heute nicht mehr durch die Frage nach dem Eigenkapital dominiert.

Viel wichtiger sind die unternehmerische Vision und das Engagement – dann steht dem Schritt in die Selbstständigkeit nichts mehr im Wege.

Zur Person
Michael Grote, Geschäftsführer der Deutschen Unternehmerbörse DUB (www.dub.de) kümmert sich tagtäglich um das Thema Unternehmensnachfolge. Mit einer Kombination aus Marktplatz, Themenportal und Community strebt die Jungfirma die Marktführerschaft im Bereich “Unternehmensbörsen” an. Das Start-up will sich über die Unabhängigkeit der Plattform, Qualitätssicherung und eine hohe Reichweite von potentiellen Mitbewerben abheben. Letzteres geschieht bereits durch eine enge Partnerschaft mit dem Wirtschaftsmagazin “Handelsblatt”. Die Idee zur Unternehmensbörse kam Geschäftsführer Michael Grote, als er selbst nach einer passenden Firma für eine Beteiligung suchte und daran verzweifelte.