Umsatzwachstum von 700 %: Das Konzept von Jobmensa und Studitemps funktioniert

Vielen aktuellen und ehemaligen Studenten ist das Start-up Jobmensa (www.jobmensa.de) ein Begriff – schließlich ist die Plattform eine der ersten Online-Anlaufstellen für Studenten auf der Suche nach einem Nebenjob. Seit 2008 gibt es das Vermittlungsportal schon, seitdem haben die Gründer das Konzept stetig erweitert und mit Studitemps (www.studitemps.de), das gerade Geld eingesammelt hat, zusätzlich eine Zeitarbeits-Jobbörse für Studenten aufgemacht. Nun habe das Unternehmen die Profitabilitätsgrenze erreicht, berichtet Mitgründer Benjamin Roos, der Studitemps zu Deutschlands größtem und beliebtestem Arbeitgeber für Studenten machen will. Beim Durchbruch half ausgerechnet der “weltweit größte Online-Versandhändler”.

Zwei Geschäftsmodelle, die sich ergänzen

Zwei Jahre nach dem Start ist Studitemps nun also auf monatsbasis profitabel. Genau so lange habe es auch bei Jobmensa gedauert, erklärt Roos. Konkrete Umsatzzahlen nennt er nicht, macht aber Angaben zur Entwicklung: Von 2010 auf 2011 habe sich der Gesamtumsatz der Studitemps GmbH versiebenfacht und für dieses Jahr gehe er von einem weiteren Zuwachs um 400 % aus. Dass die Umsätze so explodiert sind, liegt natürlich an Studitemps: Die Provisionen für die vermittelten Studenten sind sehr viel größer als die Einnahmen bei Jobmensa, das anzeigenbasiert funktioniert. „Die Gewinnmarge ist bei Jobmensa zwar größer, Studitemps hat aber größeres Wachstumspotential und macht wesentlich mehr Umsatz“, erklärt Roos.

Das Interessante an der Studitemps GmbH ist genau dieses Gesamtkonzept bestehend aus Studenten-Jobbörse und Studenten-Zeitarbeitsfirma. Schon 2008 wollten Roos und Mitgründer Andreas Wels nach ihrem WHU-Studium eine Zeitarbeits-Firma für Studenten gründen. Vorbild waren verschiedene ausländische Unternehmen wie zum Beispiel Studentalent (www.studentalent.nl) in Holland, da hier Zeitarbeit mit Studenten bereits seit über einer Dekade existiert. „Darin sahen wir großes Potential“, berichtet Roos. „Aber da man heute vor allem einen guten Recruitment-Kanal braucht, um eine Zeitarbeitsfirma aufzubauen, haben wir zuerst Jobmensa gegründet.“ Mit dem anzeigenbasierten Geschäftsmodell von Jobmensa konnte das Team Holtzbrinck Ventures (auch an deutsche-startups.de beteiligt) überzeugen und mit dem finanziellen Polster loslegen. Heute, vier Jahre später, tummeln sich laut Roos 280.000 registrierte Studenten auf der Plattform und bereits 5.500 Firmen haben Jobs angeboten.

Studitemps: monatlich 1.000 Studenten unter Vertrag

Ein Jahr nach dem Start von Jobmensa präsentierten Roos und Wels mit Jobeinstieg (www.jobeinstieg.de) eine weitere Vermittlungsplattform, die eine Art „Experteer für Absolventen“ sein sollte. In puncto Bezahlmodell lief das Projekt nicht ganz so, wie es sich die Gründer vorgestellt hatten: „Da Absolventen noch kein Geld verdienen, war es mit der Bezahlbereitschaft schwierig“, erklärt Roos. Mittlerweile ist das Bezahlmodell abgeschafft, die Seite selbst läuft aber weiterhin. Auch mit einer Umzugshelfer- und einer Babysitter-Vermittlung probierten sich die Jungunternehmer aus, bevor sie 2010 dann Studitemps starteten. „Die Umzugsbörse läuft super, mit der Babysitter-Vermittlung hat es nicht geklappt. Aber es waren alles sehr wertvolle Erfahrungen.“

An diese umtriebige Zeit vor zwei Jahren erinnert sich Roos mit gemischten Gefühlen. „Wir hatten viele Baustellen offen, haben alles umstrukturiert und mussten unseren Fokus erst wieder finden“, erinnert er sich. Außerdem sei der bürokratische Aufwand vor dem Launch der Zeitarbeitsfirma Studitemps enorm gewesen und das Projekt erst einmal recht langsam angelaufen: Im ersten Monat wurden – trotz Jobmensa als Recruitment-Kanal – lediglich sieben Studenten vermittelt. Dann kam den Gründern eine glückliche Fügung zugute: „Weihnachten 2010 kam der weltgrößte Online-Versandhändler auf uns zu und fragte an, ob wir kurzfristig hundert Studenten vermitteln könnten.“ Auf die über Jobmensa verteilte Anfrage kamen 1.000 Rückmeldungen, Roos und Wels mussten übers Wochenende die 100 passendsten aussuchen, gleich am Montag sollte es losgehen. Heute stehen bei Studitemps jeden Monat rund 1.000 Studenten unter Vertrag, in diesem Juni waren es sogar 1.200. Im Gegensatz zu den unzähligen lokalen und überregionalen Zeitarbeits-Firmen ist ihr Ansatz webbasiert. Der zweite Unterschied: Die Stundensätze seien höher, denn mit Mindestlohn-Tarifen müsse man Studenten gar nicht erst kommen. Zwischen neun und elf Euro Stundenlohn bekommen die Studenten im Normalfall für ihren Einsatz.

Fokus bleibt auf Deutschland

Da allein in Deutschland jedes Jahr 18 Milliarden Euro im Zeitarbeitsmarkt umgesetzt würden, haben die Gründer bisher keine internationalen Expansionspläne sondern fokussieren sich weiterhin auf den deutschen Markt. Hier gibt es, außer den klassischen Zeitarbeitsfirmen, bisher wenig Konkurrenz. Größter Mitbewerber ist der schwedische Anbieter AcademicWork (www.academicwork.de), der vor einigen Jahren nach Deutschland drängte. Mit Jobmensa als Recruitment-Kanal hat Studitemps sicherlich gute Karten im Wettbewerb. Studenten können sich über die Jobbörse in Pools wie z.B. „Callcenter“ oder „Muttersprachler“ registrieren. Wenn Unternehmen bei Studitemps nach Zeitarbeitern anfragen, können gezielt die entsprechenden Pools bei Jobmensa angezapft werden.

Jetzt freut sich das Team, zu dem im letzten Jahr noch Eckhard Köhn als dritter Geschäftsführer hinzugestoßen ist, erst einmal über die aktuelle Finanzspritze: Seventure Partners, b-to-v Partners und Raffay & Cie haben Anfang Juli rund drei Millionen Euro in das Unternehmen gesteckt. „Da wir einen alten Markt neu aufrollen und Vorreiter für das Thema studentische Zeitarbeit sind, ist unser Modell aktuell sehr vertriebs- und personalintensiv. Akquise und Koordination der Studenten laufen hingegen primär webbasiert“, erklärt Roos. Außerdem will das Unternehmen die Studenten besonders gut betreuen – schließlich will Studitemps nicht nur Deutschlands größter Arbeitgeber für Studenten werden, sondern auch der beliebteste.

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