Disruptive Healthcare – der süße Diabetes-Markt
Der Gesundheitsmarkt wird sich radikal verändern. Die etablierten Gesundheitsangebote, gewachsenen Strukturen und eine festverwurzelte Geisteshaltung sind nicht mehr zeitgemäß. Deutsche-startups.de berichtete bereits über die Gesundheitsausgaben der Krankenkassen, betriebliches Gesundheitsmanagement und Fettleibigkeit. Die dargestellten, immensen Kosten zeigen, dass die bisherigen Lösungen (freedom) nicht genügen und nicht ausreichen, um das Problem (pain) dieser Marktsegmente zu lösen. In diesem Artikel stellt deutsche-startups.de den Diabetes-Markt vor.
Diabetes
Diabetes, korrekterweise Diabetes mellitus, ist die Zuckerkrankheit. Es wird in Diabetes mellitus Typ 1 und Diabetes mellitus Typ 2 unterschieden. Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet in E10 Primär insulinabhängiger Diabetes mellitus (Typ-1-Diabetes) und E11 Nicht primär insulinabhängiger Diabetes mellitus (Typ-2-Diabetes) sowie in E12 Diabetes mellitus in Verbindung mit Fehl- oder Mangelernährung, E13 Sonstiger näher bezeichneter Diabetes mellitus und W14 Nicht näher bezeichneter Diabetes mellitus.
Pain
Die International Diabetes Federation bietet mit dem Diabetes Atlas einen weltweiten Vergleich an. In diesem werden für Deutschland in 2011 ca. 5,02 Millionen mit Diabetes mellitus genannt, davon 2,67 Millionen Männer und 2,34 Millionen Frauen. Die Zahl der nicht diagnostizierten Diabetes-Fälle wird auf ca. 1,83 Millionen Menschen geschätzt. Die Deutsche Diabetes-Hilfe beziffert die Zahl der Diabetes-Fälle auf mehr als sechs Millionen: ca. 90 % mit einem Diabetes Typ 2 und 5-10 % mit Diabetes Typ 1. Auf Basis einer Untersuchung der Jahre 1998 bis 2007 nennt die Deutsche Diabetes-Hilfe im Deutschen Gesundheitsbericht 2012 eine jährliche Zunahme von 300.000 Neuerkranken des Typ-2-Diabetes in der älteren deutschen Bevölkerung. Die International Diabetes Federation prognistiziert für das Jahr 2030 ca. 5,5 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland. Hier ist zu berücksichtigen, dass die betrachtete Gesamtbevölkerung der 20-79-jährigen von 62,8 Millionen in 2011 auf 58,5 Millionen in 2030 zurückgeht.
Kosten für Diabetes
Die Kosten für Diabetes können aus zwei Perspektiven betrachtet werden. Erstens auf Basis der Zahlen des Statistischen Bundesamtes bzw. der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Zweitens auf Basis der Morbi-RSA-Zuschläge.
Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes beziffert die Kosten für Diabetes mellitus (E10-E14) auf 80 Euro pro Einwohner bzw. 6,4 Milliarden Euro (bei 80 Millionen Einwohnern). Hier wird allerdings nur die Krankheit Diabetes mellitus betrachtet. Interessant ist daher der Vergleich der Morbi-RSA-Zuschläge für Diabetes. Dieser Vergleich berücksichtigt auch die Kosten für Diabetes mellitus in Verbindung mit anderen Krankheitsbildern.
Beim Risikostrukturausgleich (RSA), handelt es sich um Ausgleichszahlungen der gesetzlichen Krankenkassen untereinander. RSA wurde eingeführt, um die Wettbewerbsbedingungen zwischen den gesetzlichen Krankenkassen anzupassen. Das Problem bestand darin, dass die historisch gewachsenen Mitgliederstrukturen zu einer unterschiedlichen Krankheitshäufigkeit (Morbidität) innerhalb der Krankenkassen führte. Für den Vergleich der Morbi-RSA-Zuschläge für Diabetes mellitus liegen folgende Zahlen vor:
2.516 Euro = Diabetes mellitus Typ 2 mit Nierenbeteiligung
1.882 Euro = Diabetes mellitus Typ 2 mit Krankheitserscheinungen des Nervensyytems
1.882 Euro = Diabetes mellitus Typ 2 mit Krankheitserscheinungen an den peripheren Gefäßen
1.762 Euro = Diabetes mellitus Typ 2 mit akuten Komplikationen
1.590 Euro = Diabetes mellitus Typ 2 mit Manifestationen am Auge
692 Euro = Diabetes mellitus Typ 2 ohne Komplikationen
2.022 Euro = Diabetes mellitus Typ 1
(Die Zahlen stammen aus dem Vortrag “Telemedizinische Betreuung von Diabetikern – ein Model zur Betreuung von Patienten während des stationären Aufenthalts” von Prof. Dr. Martin Stephan auf dem Hauptstadtkongress Gesundheit 2012)
Die Kosten für Diabetes sollten daher nicht isoliert betrachtet werden, da die Kosten für Folgeerscheinungen wesentlich höher sind.
No freedom
Die zentrale Ursache für Diabetes, insbesondere Diabetes mellitus Typ 2, wird in zu wenig Bewegung, falscher Ernährung und Übergewicht gesehen. Obwohl es hierzu bereits zahlreiche Angebote, Programme und Veranstaltungen (z.B. Weltdiabetestag am 14. November) gibt, ist das Problem Diabetes mit den bisherigen Ansätzen scheinbar nicht in den Griff zu bekommen. Es fehlt an wirksamen Lösungen. Das lockt Unternehmerinnen und Unternehmer mit neuen, innovativen Ansätzen und schreit nach einer radikalen Veränderung des Gesundheitsmarktes. Es bleibt spannend.
Foto: istockphoto
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