“Es gibt Branchen, die einen größeren Beitrag zur Rettung der Welt leisten” – Thomas Promny im Interview

Mit Velvet Ventures (www.velvetventures.de) baut Thomas Promny hauptsächlich Online Marketing- und Online Advertising-Geschäftsmodelle auf. Im Interview mit Ann Marisa Freese von der M&A Beratungsgesellschaft Pure Equity Advisors spricht Promny über Verkaufsprozesse, Schrottpreise und die Rettung der Welt.

Thomas, nur wenige kennen Dich nicht. Für diejenigen bitte ein kurzes Intro. Wer bist Du, was machst Du und warum machst Du es?
Ich bin Internet-Unternehmer aus Hamburg und betreibe mit meiner Beteiligungsgesellschaft Velvet Ventures verschiedene Unternehmen, insbesondere im Online-Marketing-Bereich. Warum: Weil das Spaß macht natürlich und weil ich sonst nicht viel sinnvolles kann.

In welcher Größenordnung investierst Du Kapital und wie strukturierst Du den Deal mit den Gründern?
Ich bin weniger Investor als Unternehmer. Ich habe früher auch mal probiert, ob Angel Investing für mich funktioniert, aber das war eher nicht der Fall. In den letzten Jahren habe ich in erster Linie eigene Ideen umgesetzt und dazu jeweils zusammen mit passenden Management-Teams Unternehmen gegründet. In erster Linie investiere ich dabei meine Zeit, das monetäre Investment bleibt meistens im fünfstelligen Bereich bevor man entweder profitabel ist oder externe Investoren begeistern kann.

Du hast derzeit neun Beteiligungen im Portfolio, drei Beteiligungen hast Du bereits verkauft. Wann und wie wird auf Investorseite ein Verkaufsprozess angestoßen?
Wenn allein Investoren einen Verkaufsprozess anstoßen ist das meiner Erfahrung nach eher ein Anzeichen von Verzweiflung. In meinen Unternehmen ist es normalerweise auch so, dass die Gründer die Mehrheit der Anteile halten und dementsprechend die Entscheidung über einen Verkaufsprozess auch bei denen bzw. uns liegt. Ich betrachte mich selbst ja als Gründer in meinen Unternehmen.

Meiner Erfahrung nach kann es dafür ganz unterschiedliche Gründe geben. Am schönsten ist natürlich dieser Fall: Das Unternehmen entwickelt sich gut und es gibt mehrere interessierte strategische Investoren, die es gern übernehmen würden. In so einer Situation bekommt man natürlich am ehesten einen guten Preis. Mittelmäßig schön ist es, wenn das Unternehmen sich mittelgut entwickelt, man als Gesellschafter aber seine Zeit auf anderen Baustellen besser eingesetzt sieht und deswegen verkauft. Natürlich gibt es aber auch Fälle wie diese: Das Unternehmen hat nicht funktioniert und wird verkauft, weil es allein keine Zukunft hätte. In dem Fall gibt es natürlich nur Schrottpreise. Auch Firesale genannt.

Abgesehen davon bin ich aber auch nicht überzeugt davon, dass das Aufbauen und Verkaufen die einzige Lösung ist. Es träumt zwar so gut wie jeder in unserer Branche vom schnellen Exit. Dabei vergessen aber viele, solide und profitable Unternehmen zu bauen und am Ende werden solche immer die besten Verkaufspreise erzielen, wenn man denn verkaufen will. Ich habe allerdings in meinem Portfolio einige Beteiligungen, die ich gern noch sehr lange behalten würde.

Du bist viel in der deutschen Internetszene unterwegs, schreibst Bücher und veranstaltest eine eigene Online Marketing-Konferenz. Was denkst Du
über die Branche? Ein ehrliches Wort bitte!

Es gibt sicher Branchen, die einen größeren Beitrag zur Rettung der Welt leisten. Andererseits sorgen meine Partner und ich für die Entwicklung von Knowhow und Technologie für eine wichtige Zukunftsbranche und leisten damit einen kleinen Beitrag zur zukunftsfähigen Internetwirtschaft in Deutschland. Unternehmerisch finde ich außerdem besonders reizvoll, dass wir in der Online-Branche ziemlich schnelle Zyklen schöpferischer Zerstörung sehen. Es wird also nie langweilig und gibt ständig neue Herausforderungen und Chancen.

Zur Gastautorin
) auf. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre in München arbeitete Marisa Freese als Analystin bei Expedia und Axel Springer. In dieser Zeit beschäftigte sie sich intensiv mit Finanzkennzahlen, Unternehmensbewertungen und Online-Geschäftsmodellen. Vom Unternehmerfieber gepackt, gründete sie 2009 ihr eigenes Start-up, eine E-Commerce-Lösung für Marktplätze mit dem eigenen Projekt Kisju und einer White-Label Lösung für externe Partner. Nach dem Verkauf der Firma 2011 fand sie sich zusammen mit Julian Riedlbauer, um gemeinsam andere Firmen bei Unternehmensverkäufen und bei der Beschaffung von Wachstumskapital zu unterstützen.