Postkarten als Marketing-Instrument? Aber unbedingt!

Unser aller E-Mail-Postfächer werden geflutet mit wichtigen Mails, aber auch mit unzähligen Werbe-, PR- oder Marketingbotschaften. Um in dieser Masse noch wahrgenommen zu werden, muss eine E-Mail schon richtig krachen, um Beachtung zu finden. Da lohnt es sich doch, mal wieder den guten alten Print-Werken Beachtung als Marketing-Instrument zu schenken. Wie wär’s denn zum Beispiel mal mit Postkarten? Originelle Postkarten -also keine E-Cards -, sondern so richtig altmodisch gedruckte, per Schneckenpost verschickte Postkarten mit Briefmarke und Stempel.

Sie haben nämlich gegenüber Mailings in Brief-Format den Vorteil, dass sie weniger Druck- und Portokosten verursachen und dass sie viel lieber wahrgenommen werden als Werbebriefe.

‘Postkarte gleich lieber (Urlaubs-) Gruß von Freunden’ ist die Assoziation dazu im Hinterkopf des Empfängers und: Postkarten muten uns armen Information-Overload-Empfängern viel weniger Text zu als Briefe oder gar Briefe, die zusammen mit einer Broschüre verschickt werden. Außerdem haben Postkarten oft ausgesprochen schöne oder witzige Bildmotive, was den Ästheten oder den Schmunzler in uns freut.

Und so sind Postkarten ein fantastisches Mittel zur Kundenbindung oder zur Anbahnung neuer Geschäftsbeziehungen.

Sie funktionieren natürlich umso besser, je besser sie gemacht sind: Witziges oder originelles Bild und/oder sehr knapper, sehr auf den Punkt formulierter Text. So kurz zu texten ist hohe Kunst und braucht viel Hirnschmalz. Aber die Investition lohnt sich, eben weil Aufmerksamkeitsgrad und Conversion-Rate im Verhältnis zu anderen Marketing-Mitteln unverhältnismäßig hoch sein können.

Ein Beispiel: Schon 2006, als von Social Networks noch keine Rede und das Bloggen in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte, machte zum Beispiel eine Postkartenaktion des Marketing-Blogs in der Blogosphäre richtig Furore: Die Blogger verschickten an viele, viele andere Blogger witzige Postkarten. Und bekamen unzählige Blogposts und Trackbacks und viel Aufmerksamkeit – im Web und damit Blogleser und damit wiederum wahrscheinlich Aufmerksamkeit von potenziellen Kunden – zurück.

Ein anderes Beispiel: Ein Autohändler verschickt regelmäßig an seine Kunden personalisierte Postkarten – mit eingedrucktem KFZ-Kennzeichen auf dem groß abgebildeten Nummernschild des Autos – wenn der Wagen fällig ist für die TÜV-Untersuchung. Sehr persönlich getextet und einfach als kleiner Denk-dran-Zettel formuliert…

Anlässe für Postkarten-Aktionen gibt’s reichlich

  • Saisonale Grüße , z. B. zu Weihnachten, Geburtstag, Advent, Silvester, Frühlingsanfang, 1. Mai, Firmenjubiläum des Empfängers …
  • Sonderaktionen wie zeitlich begrenzte Rabatte
  • Dankeschön für Treue, den ersten Auftrag, eine tolle Bewertung, eine Empfehlung konstruktive Kritik…
  • Einladungen zu Events, Produkttests, Schnupperkursen…
  • Erinnerungen an Termine, die sich aus der Zusammenarbeit ergeben (siehe die TÜV-Erinnerung oben)
  • Eigene Termine, die sich zum persönlichen Treffen anbieten, weil man in der regionalen Nähe des Kunden ist: Messen, Kongresse, Geschäftstermine in derselben Stadt…
  • Eigene Neuheiten, die wirklich besonders sind
  • Einfach so, mitten im Jahr ohne Anlass – hier ist der Überraschungseffekt mit Sicherheit höher als bei einer Weihnachtskarte

Postkarten sind so 80er? Klar sind sie das. Und eben weil wir uns an die digitale Kommunikation so gewöhnt haben, sämtliche Urlaubsgrüße oder Weihnachtswünsche per SMS, MMS, E-Mail oder Posts im Social Web bekommen, finden wir kaum noch Postkarten in unseren Real Life-Briefkästen. So hat eine gut gemachte Postkarte schon wieder Seltenheitswert und damit ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Natürlich kann inzwischen auch Postkarten-Marketing über digitale Apps gesteuert werden

Auch wenn es Postkarten schon seit 1875 gibt und sie im Marketing ihre Hochzeit deutlich vor der digitalen Revolution hatten: Es gibt sie noch und sie sind manchmal sogar das Mittel der Wahl.

Immerhin sind sie cool genug, damit sich Entwickler für mobile Apps drangemacht haben, eine Postkarten-App zu entwickeln:

Mit der kostenlosen App Postino, die es für iOS-, Android-, Windows- und Facebook-Phones gibt, kann man ruckzuck eine originelle und originäre Postkarte an Empfänger seiner Wahl verschicken lassen: Foto mit dem Smartphone schießen oder aus der Bibliothek hochladen, Kartentext für die Rückseite eintippen, manuell unterschreiben, Empfänger eingeben, Porto via Paypal bezahlen und ab dafür. Alles Weitere machen Postino und der Postzusteller beim Empfängern bzw. den Empfängern. Kein Postkarten kaufen oder groß drucken lassen, kein Briefmarken-Aufkleben, kein zum Briefkasten-Gerenne, nix.

Man kann die Postkarte natürlich auch als E-Card verschicken lassen, das ist dann völlig gratis – aber in diesem Beitrag geht es ja gerade um Print-Postkarten…

Ok, für Massenmailings ist Postino nicht geeignet, aber um sich bei Lieblingskunden mal wieder mit einem netten Gruß in Erinnerung zu bringen, einfach mal nett ‘danke!’ zu sagen oder an etwas Bestimmtes zu erinnern, ist die App prima. Oder ihnen per Schnappschuss-Postkarte etwas irgendwo Entdecktes zukommen lassen, von dem man weiß, dass es sie interessiert.

Man kann auch spezielle Geschäftspartner per Schnappschuss-Postkarte auf etwas aufmerksam machen, was man irgendwo gesehen hat und von dem man weiß, dass es sie interessieren wird.

Prima individuelles Kundenbindungs-Instrument, das man ‘mal eben’ auch gut von unterwegs aus nutzen kann. Von den unzähligen Möglichkeiten des privaten Einsatzes mal ganz abgesehen.

Vorsicht vor Fettnäpfen

Wie bei allen Marketing-Aktionen muss man aber auch bei Mailing- oder Postkartenaktionen sorgsam darauf Acht geben, dass daraus nicht aus Versehen ein Reputations-Bumerang wird.

Wort- und Bildzitate zum Beispiel sind gründlich auf Ihren Hintergrund zu überprüfen. Wie sehr eine eigentlich originelle Aktion nach hinten losgehen kann, belegt das Beispiel, der Hamburger Netzinitiative, über das die TAZ im Artikel Verfehlte Postkartenaktion: Kalt erwischt anschaulich berichtet: “Die linke Hamburger Netzinitiative zitierte bei einer Postkartenaktion Nazi-Propaganda, ohne es zu merken. Gemerkt hat es ausgerechnet ein Promi aus dem CDU-Lager.”

Foto oben: Marvin Siefke, pixelio