Vegetarier, Großfamilie oder Paar? Die 5 Koch- und Rezeptdienste im Vergleich

In Deutschland wird fleißig gekocht! Der Trend, sich Lebensmittel-Tüten samt passender Rezepte zuschicken zu lassen, entlastet vor allem berufstätige Paare mit Kindern. Vor zweieinhalb Jahren ging in Deutschland der erste Anbieter KommtEssen an den Start – mittlerweile stehen dem Vorreiter vier weitere Essensdienste zur Seite. Vom Konzept her unterscheiden sich die Mitbewerber kaum, in den Feinheiten aber schon: So beziehen manche Anbieter auch die Bedürfnisse von Paaren ohne Kinder, Großfamilien und Vegetariern mit ein. Auch ein Blick auf die Preise und Bezahlmöglichkeiten lohnt sich. Wer sich am Ende trotzdem nicht entscheiden kann, kann die Wahl vom Lieferdatum abhängig machen.

Der Vorreiter: KommtEssen

Seit Anfang 2010 beliefert KommtEssen (www.kommtessen.de) deutsche Familien mit Essenstüten samt passenden Rezepten, die alle innerhalb von 30 Minuten zuzubereiten sind. Das Mutterunternehmen Middagsfrid kommt aus Schweden, in Deutschland führt Lisa Rentrop die Geschäfte. KommtEssen richtet sich an vierköpfige Haushalte. Neben der 3Mahl-Tüte und 5Mahl-Tüte gibt es seit neuestem auch eine 4Mahl-Tüte, die sich inhaltlich abhebt: „Wir sprechen mit der 4Mahl-Tüte vor allem Familien mit kleinen Kindern an. Das Essen ist haptisch, man baut die Wraps selber, es gibt Fischstäbchen – natürlich selbstgemacht aus frischem Fisch – und selbstgemachte Pizza. (…) Wir verzichten zudem auf die teuersten Zutaten wie Pinienkerne und luftgetrockneten Schinken und können diese Tüte so zu einem unschlagbaren Preis von 3,90 Euro pro Portion anbieten.“ Damit ist KommtEssen der einzige Anbieter, bei dem Familien weniger als vier Euro pro Gericht bezahlen. Ebenfalls neu ist die wöchentliche Obsttüte, die auf Wunsch geliefert wird. KommtEssen liefert momentan in zehn deutschen Großstädten und – im Land Schleswig-Holstein – auch in einigen Kleinstädten aus. Ansonsten wirbt der Dienst mit Nachhaltigkeit: In die (Papier-)Tüten kommt nur nachhaltig gefischter Fisch, der nicht auf der schwarzen WWF-Liste steht, und bei der 5Mahl-Tüte werden 25 Prozent Bio-Zutaten garantiert. In puncto Bezahlungsmittel können Kunden per Kreditkarte oder Rechnung bezahlen. Beim Rechnungskauf entstehen allerdings Gebühren in Höhe von fünf Euro.

Für Paare: Kochzauber

Seit März 2012 ist der Abo-Dienst Kochzauber (www.kochzauber.de) online, der zunächst unter dem Arbeitstitel Yummy operierte. Das Projekt aus dem Hause Project A Ventures hat einen finanzkräftigen Background, weshalb das von Steffi Keuler und Frederic Knaudt geführte Start-up bereits 20 Mitarbeiter angestellt hat und gut loslegt. Bei Kochzauber werden nicht nur Familien fündig sondern auch Paare, denn es gibt die wöchentliche 3Mahl-Box oder 5Mahl-Box jeweils für vier oder für zwei Personen. Preislich liegen die Mahlzeiten leicht über dem Niveau von KommtEssen (4,45 Euro pro Mahlzeit bei der 5Mahl-Lieferung). Am teuersten wird es für Pärchen, die den Dienst drei Mal pro Woche in Anspruch nehmen: Dann kostet ein Gericht 6,50 Euro. Ansonsten sind auch bei Kochzauber alle Gerichte innerhalb einer guten halben Stunde zubereitet und klingen so, wie es sein muss: mal pfiffig (Doradenfilet auf Lauchrisotto) und mal gewöhnlich (Pizza), aber immer lecker. Besonderen Wert legt Kochzauber auf den Lieferservice: „Sollte unser Lieferant Sie nicht antreffen, meldet er sich telefonisch bei Ihnen, gibt Ihre Kochzauber-Box bei Ihren Nachbarn ab oder hinterlegt sie an einem vereinbarten Ort in der Nähe.“ Eine wöchentliche E-Mail-Benachrichtigung informiert darüber, welche Rezepte in der folgenden Woche kommen und welche Basiszutaten dafür zu Hause sein sollten. Bisher ist der Dienst in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln und Düsseldorf verfügbar. Auch optisch macht die Seite etwas her und besticht vor allem durch hübsche Rezept-Hefte. Bezahlen kann man bei Kochzauber mit Kreditkarte oder Lastschrift.

Vielfältig: HelloFresh

Ende 2011 öffnete der Dienst HelloFresh (www.hellofresh.de) seine Pforten. Hinter HelloFresh steht Rocket Internet, der alte Arbeitgeber der Project A-Mannschaft, die nun Kochzauber hochzieht. In Bezug auf das Angebot zeigt sich HelloFresh besonders vielfältig: Die Drei- bzw. Fünf-Mahl-Tüten gibt es je nach Wahl für zwei, vier oder sechs Personen! Der zweite Clou: Auch Vegetarier erhalten speziell zusammengestellte Tüten, die genau so teuer sind wie das „normale“ Angebot. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Angebotsvielfalt langfristig rentabel ist. Preislich bewegt sich das ebenfalls in Berlin ansässige Mitbewerber im guten Mittelfeld: Drei Mahlzeiten für vier Personen kosten 4,90 Euro pro Essen. Ansonsten ist HelloFresh auf jeden Fall der Anbieter mit den poetischsten Namen: Die Gerichte heißen z.B. „Pfingst-Freude“, „Neapel im Abendbrot“ oder „Indischer Cashew-Tanz“. Sehr freigiebig zeigt sich das Team in Bezug auf die Rezepte und stellt sie über die Webseite öffentlich zur Verfügung – auch dann, wenn man den Dienst nicht in Anspruch nimmt. Im Ausland ist der Dienst, der von Dominik Richter, Thomas Griesel und Jessica Nilsson geführt wird, auch schon vertreten. Die Tüten werden in Australien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Österreich geliefert. Und wenn man mal nicht zu Hause ist, wenn die Tüten ankommen, ist das auch kein Problem: „Unser Lieferant wird versuchen die Tüte bei Ihren Nachbarn abzugeben, falls das auch nicht klappt, stellt er Sie vor Ihre Haustür. Bei speziellen Wünschen, wie z.B. dem Abstellen an der Hintertür oder in der Garage, können Sie uns jederzeit eine Info an unseren Kundenservice senden.“ Ein Wermutstropfen: Es fehlen eindeutigere Hinweise auf das Abo. Die Formulierung “Jede Woche” geht an einigen Stellen unter. Die Bezahlung ist in Deutschland per Kreditkarte oder Bankeinzug möglich.

Günstig: Schlemmertüte

Neben KommtEssen bzw. Middasfrid drängen auch weitere ausländische Anbieter auf den deutschen Markt. Vor Kurzem ging der schwedische Lieferdienst Linas Matkasse in Deutschland als Unsere Schlemmertüte (www.schlemmertuete.de) an den Start. Das Team um Geschäftsführer Peter Clifford, das ebenfalls in Berlin sitzt, gibt sich gesundheitsbewusst: „Unsere Schlemmertüte verzichtet auf Geschmacksverstärker (beispielsweise Glutamat), künstliche Zuckerersatzstoffe und gehärtete Pflanzenfette. Deshalb benutzen wir auch keine Light-Produkte, sondern Molkereiprodukte mit normalem Fettgehalt – dafür aber sparsam oder verdünnt.“ Bei Unsere Schlemmertüte gibt es nur das klassische Angebot „drei Mahlzeiten für vier Personen“. Dieses ist aber unschlagbar günstig: Eine Mahlzeit kostet nur 4,10 Euro. Bisher liefern die Schweden im Großraum Berlin, Hamburg, München und Köln, wollen aber schnell weitere deutsche Städte in Angriff nehmen. Auch dieser Anbieter lässt die Tüten bei Abwesenheit nicht einfach nur vor die Haustür stellen sondern verspricht, dass sich die Fahrer per Telefon oder SMS melden. Ein Pluspunkt: Unter den Bezahlmöglichkeiten sind nicht nur verschiedene Kreditkarten sondern auch Bankeinzug (Lastschrift).

Große Auswahl: KochAbo

Auch aus Österreich gibt es Kochspaß: Der Wiener Internet-Inkubator i5invest hat seinen Lebensmittel- und Rezeptdienst KochAbo (www.kochabo.de), der im März in Österreich an den Start ging, nach Deutschland exportiert.  Leider hat das Team sein Angebot sehr eingedeutscht und verschickt hierzulande Boxen statt „Sackerl“. Das in Köln ansässige Start-up wird von Michael Ströck geführt, der auch die Geschicke des Wiener Originals führt und Erfahrungen aus der Großbäckerei Ströck mitbringt. Das Angebot ist bei Kochabo ebenso vielfältig wie bei HelloFresh: Die Säckchen gibt es für zwei, vier oder sechs Personen und Abonnenten können zwischen drei, vier oder fünf Mahlzeiten pro Woche wählen. Dank der Veggie-Box kommen auch Auf-Fleisch-Verzichter auf ihre Kosten. Preislich ist der Dienst mit 4,30 Euro pro Gericht (vier Personen, fünf Mahlzeiten) recht günstig. Die Rezepte klingen lecker und abwechslungsreich, sind im Aufwand aber recht unterschiedlich: Viele sind in 20 Minuten zubereitet, mache brauchen jedoch 40 Minuten oder vereinzelt sogar noch länger (vielleicht sind die Angaben aber auch nur realistischer eingeschätzt als bei den Konkurrenten). Wie bei KommtEssen stellt auch bei Kochabo der Fahrer die Tüten vor der Haustür ab und übergibt die Verantwortung dem Eigentümer, falls er zum angegebenen Zeitpunkt nicht zu Hause ist. Wer gerne per Bankeinzug bezahlen möchte, hat allerdings ein Problem, denn bisher bietet das Start-up nur die Bezahlung mit Kreditkarte an (Bankeinzug soll aber folgen).

Fazit:
Es wird einem nicht einfach gemacht, sich zwischen all den verschiedenen Anbietern zu entscheiden. Letztlich kommt es bei solch einem identischen Konzept auf die Details an. Familien mit kleinen Kindern, die aufs Geld schauen müssen, kommen mit der 4Mahl-Box von KommtEssen am günstigsten weg. Wer Wert darauf legt, nicht mit Kreditkarte zu bezahlen, wird auf KochAbo zunächst einmal verzichten müssen. Die anderen Anbieter bieten Bankeinzug oder Rechnungskauf (KommtEssen, mit Gebühr) an. Für Vegetarier kommen Kochabo und HelloFresh in Frage. Wer für weniger oder mehr als vier Personen pro Mahlzeit rechnet, wird bei drei der fünf Anbieter fündig. Manchmal kann aber auch entscheidend sein, an welchen Tagen die Essensdienste ihre Tüten ausliefern (jeweils zwischen 17.00/17.30 Uhr und 22.00/22.30 Uhr): Am Montag fahren die Lieferwagen von KommtEssen, Schlemmertüte und Kochabo vor, am Dienstag der von HelloFresh und am Mittwoch Abend schaut Kochzauber vorbei.

Foto (ganz oben): _pdra – / flickr.com (CC BY-ND 2.0)

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