froodies ist insolvent

EXKLUSIV Harter Rückschlag für das derzeit aufblühende Lebensmittelliefersegment in Deutschland: Der 2009 gestartete Lebensmittelshop froodies (www.froodies.de) ist insolvent. Am Mittwoch musste Ingo Bohg, Geschäftsführer der Düsseldorf Jungfirma, den bitteren Gang zum Amtsgericht antreten […]
froodies ist insolvent
Freitag, 18. Mai 2012VonAlexander Hüsing

EXKLUSIV Harter Rückschlag für das derzeit aufblühende Lebensmittelliefersegment in Deutschland: Der 2009 gestartete Lebensmittelshop froodies (www.froodies.de) ist insolvent. Am Mittwoch musste Ingo Bohg, Geschäftsführer der Düsseldorf Jungfirma, den bitteren Gang zum Amtsgericht antreten und einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. “Da es überraschend zusätzlichen Abstimmungsbedarf unter den Investoren gab, konnte die geplante zweite Finanzierungsrunde wider Erwarten nicht abgeschlossen werden. Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter werden nunmehr Möglichkeiten für eine Sanierung des Unternehmens geprüft”, sagt Bohg gegenüber deutsche-startups.de.

Noch vor kurzem standen die Zeichen bei froodies auf Expansion: Erst Anfang Mai startete das Start-up seinen Lieferservice in Hamburg. Zudem lieferte das Unternehmen zuletzt in Städten wie Dortmund, Düsseldorf, Köln, Münster und Wuppertal mit eigenen Fahrzeugen aus. Das Start-up kooperiert dabei jeweils mit lokalen Lebensmittelhändlern vor Ort. Bewohner aus anderen Städten bedient froodies nur über das klassische Versandgeschäft. Der dezentrale Ansatz von froddies ist bei diversen Branchenbeobachtern zwar umstritten, schien aber bisher – zumindest im überschaubaren Rahmen – funktioniert zu haben.

Düsseldorf statt Münster

Kritisch kann man aber zumindest die Auswahl der Städte betrachten: Während Nachzügler Supermarkt.de (www.supermarkt.de) von Anfang an in Hamburg richtig Gas gibt, dümpelte froodies mehrere Jahre in der Provinz herum. Erst spät erfolgte der Startschuss in Großstädten wie Düsseldorf – wo es sicherlich mehr potenzielle Abnehmer für das Konzept, etwa gestresste Vielarbeiter mit wenig Zeit, gibt als im kleinen Münster. Dass zuletzt bei froodies einiges im Umbruch war, zeigt auch ein Blick auf die Startseite: Dort ist als aktueller Hinweis von einer “dringenden Systemumstellung” die Rede. Seit einiger Zeit ist das Sortiment des Shops deswegen kleiner als früher, Kunden können nur noch “sechs Stück pro Artikel” bestellen und Zahlungsarten wie Kreditkarte, Sofortüberweisung und Rechnungskauf pausieren momentan.

“Es ist in der Tat so, dass wir kurzfristig gezwungen waren, einen kompletten Neu- und Umbau des Backends vorzunehmen. Und nochmals ja, hierbei verlaufen leider sehr viele Dinge nicht so reibungslos, wie wir das geplant hatten”, teilt das froodies-Team bei Facebook mit. Gleichzeitig blickt die Mannschaft des Lebensmittellieferdienstes aber auch nach vorne: “Im zweiten Schritt, ist es dann in der Tat so, dass wir beim Neu- und Umbau des Backends heute schon Funktionalitäten vorgesehen haben, die hier und z.B. über unsere Website von Kunden gewünscht wurden und die das Einkaufen mit froodies in Zukunft bequemer und schneller machen sollen”. Mal sehen, ob dies jetzt noch alles umgesetzt wird.

Sirius Venture unterstützte froodies im großen Stil

Anfang des vergangenen Jahres sammelte froodies, das von Lutz Preußners gegründet wurde, in einer Finanzierungsrunde einen vermutlich hohen sechsstelligen Betrag ein. Das Geld stammte vom Erstinvestor Sirius Venture, den High-Tech Gründerfonds und mehreren Business Angels. Sirius Venture stattete froodies bereits im Jahr zuvor mit einer sechsstelligen Summe aus. Der Kapitalgeber aus Düsseldorf hielt zuletzt knapp 18 % der froodies-Anteile. Der High-Tech Gründerfonds war mit 10 % an Bord. Mit dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens werden die Karten bei froodies nun neu gemischt. Zumindest scheint es möglich, dass das Start-up eine zweite Chance bekommt.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.