Sollten Konferenz-Beiträge im Web veröffentlicht werden?
Kürzlich stellten wir SlidePresenter vor, ein Tool, mit demVorträge zum Beispiel auf einer Konferenz aufgezeichnet und ins Netz gestellt werden können. Die Frage, die sich viele Veranstalter aber sicher oft stellen: Will man diesen Service überhaupt kostenlos anbieten? Ist das nicht ungerecht den Konferenz-Teilnehmern gegenüber, die zum Teil nicht unerhebliche Eintrittspreise für die Konferenz bezahlt haben? Denn es schürt Unzufriedenheit bei den zahlenden Konferenz-Teilnehmern, wenn sich jedermann die Beiträge gratis anschauen kann.
Und es gibt noch einen Aspekt, unter dem die kostenlose Bereitstellung der Konferenz-Beiträge kontraproduktiv für das Marketing des Folge-Events ist: Jeder würde sich zu Recht fragen, warum er – außer zum Netzwerken – überhaupt noch zur Konferenz selbst anreisen sollen, wenn er die Inhalte ein paar Tage nach dem Termin dann alle gratis im Web findet.
Andererseits wirbt relevanter und guter Content einer Veranstaltung natürlich auch für die Folgeveranstaltung derselben Event-Reihe: Interessante und gut präsentierte Vorträge werden gefunden, gemocht und im Social Web weiterempfohlen. Im besten Fall entsteht so ein richtig viraler Effekt. Eine viel wirksamere Werbung für einen Event gibt es kaum.
Mir fallen da so manche – zugegebener Maßen wirklich exzellente – TED Talks ein, die wie ein Lauffeuer durchs Web gingen.
Was also tun, um dieses Dilemma aufzulösen?
Manche Veranstalter verhindern den Unmut der zahlenden Teilnehmer, indem sie die Vortragspräsentationen nur Ihnen zur Verfügung stellen – das lässt sich mittels Passwortschutz recht einfach bewerkstelligen.
Für die Vermarktung der nächsten Konferenz taugt dieses Verfahren allerdings höchstens zur Teilnehmerbindung, nicht zur Findung neuer Teilnehmer, da die Präsentationen keine Viralität erfahren, sondern auf den Kreis der schon bestehenden Kunden beschränkt bleiben.
WebsiteBoosting liefert im Artikel SlidePresenter Preview Conversion Conference, Hamburg 2011 ein anderes Lösungs-Beispiel: Dort sind alle Vorträge der Conversion Conference 2011 eingestellt. Wer also nicht dort sein konnte, sich aber für bestimmte Themen der Konferenz interessiert, kann sich einzelne Vorträge ansehen.
Die ersten Minuten jeder Präsentation sind zum Reinschnuppern gratis. Will man sich aber die gesamte Präsentation ansehen, zahlt man stolze 39 Euro. Pro Präsentation. Für alle 20 Vorträge der Konferenz im Bundle zahlt man dann mit 399 Euro schon mehr als den halben Frühbucherpreis für die tatsächliche Teilnahme an der Konferenz.
Das wird man sich gut überlegen und nur die Vorträge erwerben, die wirklich interessieren. Und mit diesem Hochpreisangebot ist eigentlich auch schon das Dilemma der Veranstalter gelöst.
Diese Lösung, die die Veranstalter der Conversion Conference gewählt haben, erscheint unter Marketing-Aspekten sinnvoll: Am Thema Interessierte können sich problemlos die Inhalte der Konferenz zu Gemüte führen. Allerdings gegen so teures Geld, dass sie sich wahrscheinlich ernsthaft überlegen, ob sie beim nächsten Mal nicht einfach die Konferenz selbst buchen sollten.
Optimierungsbedarf besteht allerdings auch bei diesem Modell: Wenn zahlende Konferenzteilnehmer sich Inhalte bestimmter Vorträge, denen Sie live beigewohnt – und dafür mit Ihrem Eintrittsgeld bezahlt haben – archivieren wollen, werden Sie mit diesem Kaufmodell den nicht Teilnehmenden gleichgestellt: Sie zahlen dann doppelt: Einmal für die Teilnahme an der Konferenz und zum zweiten Mal für die Downloads der Vortragspräsentationen.
Was also wäre also eine Lösung, die allen gerecht wird?
Um für eine widerkehrende Veranstaltung Viralität erzeugen zu können, könnte man die Präsentationen einer Veranstaltung für Nicht-Teilnehmer zum Kauf anbieten. Ruhig auch zu einem recht hohen Preis, um die Motivation zu erhöhen, an der nächsten Veranstaltung selbst teilzunehmen. In diesem Punkt ist die Lösung der Conversion Conference schon mal prima.
Und um den zahlenden Teilnehmern einer Veranstaltung einen zusätzlichen Service zu bieten, bekommen sie die Präsentationen zur Archivierung und zum Nachlesen gegen Eingabe eines Passwortes gratis. Die Kosten für die Erstellung der Präsentationen werden ein die Eintrittskosten für die Veranstaltung eingerechnet und zusätzlich durch die Käufe der Nicht-Teilnehmer gegenfinanziert.
Will man die Download-Hemmschwelle ein bisschen höher setzen, bietet man den Konferenz-Teilnehmern die Downloads auch zum Kauf an – aber eben zu einem eher symbolischen Preis von 2 bis 3 Euro pro Download für die Handlingkosten. Denn im Prinzip haben sie für die Vorträge ja schon bezahlt. Um sie zwecks späteren ‘Nachschlagens’ auch archivieren zu können, zahlen die meisten sicher gern einen kleinen Betrag.