“Wir investieren vor allem im Early Stage-Bereich” – Berthold von Freyberg von Target Partners im Interview
Viele Start-up brauchen Geld! Kapitalgeber wie Target Partners (www.targetpartners.de) haben reichlich davon. Im Interview mit Ann Marisa Freese von der M&A Beratungsgesellschaft Pure Equity Advisors spricht Berthold von Freyberg von Target Partners über Durchhaltevermögen, Wetten und alles, was nicht nass ist.
Herr von Freyberg, Sie sind Mitgründer und Partner beim Venture Capital-Investor, Target Partners. Können Sie uns etwas zu Ihrer Person und zu Target Partners sagen?
Target Partners haben meine Partner Waldemar Jantz, Kurt Müller und ich 1999 gegründet. 2009 haben wir mit Olaf Jacobi unseren vierten Partner gewonnen. Ein Grundsatz prägt uns seit der Gründung: Wir kommen alle aus der Technologieindustrie, sei es als Manager oder als Unternehmer. Jeder von uns hat selber Technologieprodukte entwickelt oder verkauft. Ich selber bin Physiker und arbeitete bis zu meiner Zeit als VC-Investor in der Softwarebranche, zuerst als Entwickler von Simulationssoftware für die Pharmaforschung, später dann als Program Manager bei Microsoft Office in Seattle.
Hinter Target Partners stehen 225 Millionen Euro Kapital. Wie investieren Sie und welchen Investment-Fokus verfolgen Sie bei Ihren Beteiligungen?
Wir investieren vor allem im Early Stage-Bereich, manchmal gehen wir auch Seed Investments ein. Typischerweise investieren wir in der ersten Runde 1 bis 3 Millionen Euro und insgesamt über den Zeitraum unsere Beteiligung 5 bis 7 Millionen Euro, manchmal auch mehr. Unsere Portfoliounternehmen wurden fast alle im deutschsprachigen Raum gegründet, aber die meisten sind international tätig. Wir beteiligen uns in den unterschiedlichsten Technologiebereichen, außer Biotech oder Chemie – ich sage immer: alles, was nicht nass ist. In manchen Fällen steigen wir bereits ein, wenn es erst eine Idee oder einen Prototypen gibt. Oft aber haben die Unternehmen schon ein fertiges Produkt oder sogar erste Kunden.
Target Partners‘ Portfolio umfasst zurzeit 11 Beteiligungen aus verschiedenen Segmenten. Darunter sehr bekannte Namen wie Mercateo, JouleX und seit kurzem GameGenetics. Welche Faktoren überzeugen Sie von einem Investment?
Ich kann Ihnen jetzt all die Kriterien aufzählen, auf die jeder VC-Investor achtet. Am Ende sind aber vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend: Die Unternehmer und das Potential des Unternehmens. Zum Ersten: In guten Unternehmern suche ich Vision, Durchhaltevermögen und ‘attention to detail’. Und ganz wichtig ist, dass die Chemie stimmt. Zum Zweiten: Wir investieren in ‘home run potentials’, also Unternehmen, die das Potential haben, später einmal mehrere hundert Millionen Euro wert zu sein. Ehrlichweise muss man sagen, dass sich Start-ups in den meisten Fällen nicht ganz so entwickeln, aber am Ende leben gute VC-Fonds von den wenigen Portfoliounternehmen, die wirklich groß wurden.
Bei GameGenetics handelt es sich um einen Aggregator und Distributor von Free-to-play Online Games. In welche Richtung bewegt sich Ihres Erachtens die Entwicklung von Online Games?
Die Richtung heißt Konsolidierung, Multi-Plattform und Globalisierung. Die Branche konsolidiert sich, weil sowohl die Entwicklung als auch Vermarktung einzelner Online Games immer aufwändiger wird. In Sachen Performance, Qualität und Komplexität machen Online Games inzwischen beinahe klassischen Spielekonsolen Konkurrenz. Und Online Games werden mittlerweile auch gleich für mehrere Plattformen entwickelt – Desktops, Smartphones, Tablets und zukünftig auch Fernseher. In Europa, Südkorea und China spielen Online Games schon lange eine wichtige Rolle; wir denken, dass sich dieser Trend auch in den andren Regionen fortsetzen wird. Die Aggregation von Spielen, ihre Distribution über verschiedene Plattformen, Vertriebskanäle und Regionen hinweg sowie systematisches, analytisches Performance Marketing werden den kommerziellen Erfolg von Online Games-Entwicklern und -Portalen entscheidend bestimmen.
Den deutschen VCs, insbesondere im Vergleich zu den USA, wird häufig Bedenkenträgertum, Übervorsicht und wenig Fantasie unterstellt. Wie stehen Sie als Early Stage Venture Capital-Gesellschaft dazu?
Ja, da ist was dran. Manche sagen, deutsche – oder sagen wir allgemein: europäische – VCs würden häufig US-Konzepte kopieren, keine eigenen Risiken eingehen und am Ende zu früh verkaufen. Target Partners ist allerdings bekannt dafür, dass wir gerne ‘Wetten’ eingehen, auch große, und dass wir unsere Portfoliounternehmen langfristig begleiten. Wie gesagt: Wir suchen ‘home run potentials’ und dieses Potential zu entwickeln kann Jahre dauern.
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Zur Person
) auf. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre in München arbeitete Marisa Freese als Analystin bei Expedia und Axel Springer. In dieser Zeit beschäftigte sie sich intensiv mit Finanzkennzahlen, Unternehmensbewertungen und Online-Geschäftsmodellen. Vom Unternehmerfieber gepackt, gründete sie 2009 ihr eigenes Start-up, eine E-Commerce-Lösung für Marktplätze mit dem eigenen Projekt Kisju und einer White-Label Lösung für externe Partner. Nach dem Verkauf der Firma 2011 fand sie sich zusammen mit Julian Riedlbauer, um gemeinsam andere Firmen bei Unternehmensverkäufen und bei der Beschaffung von Wachstumskapital zu unterstützen.