Carsharing noch komfortabler: carzapp macht die Schlüsselübergabe überflüssig

Carsharing war eines der großen Trendthemen in 2011. In diesem Jahr wird das Thema auf eine neue Stufe gehoben – den Anfang macht carzapp (www.carzapp.net). In Zukunft müssen Menschen, die ihr Auto vermieten, die Autoleiher nicht einmal mehr zur Schlüsselübergabe persönlich treffen. Bei carzapp läuft die gesamte Vermietaktion – inklusive dem Öffnen des Wagens – über das Smartphone ab. Damit hält das flinkster-Konzept der Deutschen Bahn (www.flinkster.de), bei dem Nutzer die DB-Autos per Karte öffnen, nun auch im privaten Carsharing-Markt Einzug. Ein bisschen Wehmut kommt zwar auf, schließlich war der persönliche Kontakt zwischen Autovermieter und -leiher Teil des Carsharing-Prinzips. Trotzdem bringt das neue Modell beachtliche Vorteile mit sich. Ob es sich hierzulande durchsetzen wird, hängt stark vom Sicherheitsaspekt ab. Hierzu hat sich das Team einiges einfallen lassen.

Der Grundgedanke von carzapp ist derselbe wie bei tamyca (www.tamyca.de) und Co.: Menschen teilen ihr Auto aus Kosten-, Umwelt- und Solidaritätsgründen mit anderen Menschen aus ihrer Nachbarschaft. Die einen verdienen Geld mit ihrem selten genutzten Fahrzeug, die anderen freuen sich über günstig erkaufte Mobilität. Carzapp will dieses Prinzip jetzt noch unkomplizierter und komfortabler machen. Das auf der Cebit vorgestellte Start-up bietet Autohaltern eine Hardwarebox namens ZappKit an, die ins Auto eingebaut wird. Damit lässt sich das Auto mit dem Smartphone bzw. der entsprechenden App entriegeln. Der Nutzen: Mieter und Vermieter müssen sich nicht mehr zur Schlüsselübergabe treffen. „So können Autobesitzer ihr Auto auch dann vermieten, wenn sie gerade unterwegs oder bei der Arbeit sind. Auch das stundenweise Vermieten lohnt sich endlich“, erklärt Mitgründer Oliver Lünstedt.

Das „ZappKit“ ermöglicht die Entriegelung per Smartphone

Aus Sicht der Vermieter ist dies ein echter Mehrwert. Wird ihr Auto häufig angemietet, müssen sie sich nicht mehr ständig um die Schlüsselübergabe kümmern und darauf achten, zum entsprechenden Termin vor Ort zu sein. Wer verreist war, hatte bisher keine Möglichkeiten, sein Auto zu vermieten. Außerdem können Autohalter bei carzapp verschiedene Gruppen verwalten und z.B. festlegen, dass bestimmte Freunde das Auto auch ohne Rücksprache benutzen dürfen oder aber neue User zunächst einmal persönlich vorbeischauen sollen.

Und so funktioniert es im Detail: Nutzer melden sich auf der Plattform an und reservieren online das Auto ihrer Wahl. Autobesitzer entscheiden selbst, ob sie potentielle Mieter vor dem ersten Mal persönlich kennenlernen wollen oder nicht. Zum ausgemachten Zeitpunkt sucht der Mieter das Auto auf und stellt per App erneut eine Anfrage. Passt sie mit den Daten überein, sendet der Server das Signal zum Öffnen der Tür. Im Auto findet der Mieter einen (Zweit-)Schlüssel vor und kann losfahren.

Thema Sicherheit: Wegfahrsperre, Alarm und Vollkasko

Im Vergleich zu seinen US-amerikanischen Vorbildern getaround (www.getaround.com) und RelayRides (www.relayrides.com), in das Google investiert ist, hat sich das carzapp-Team sehr intensiv mit dem Sicherheitsaspekt befasst – anders hätte das Konzept in Deutschland wohl auch keine Chance. So integriert carzapp auf Wunsch in alle Autos eine Wegfahrsperre, die einsetzt, sobald das Auto nicht auf dem vorgesehenen Weg geöffnet wird. Diese kann im Auto an den unterschiedlichsten Stellen angebracht werden, so dass sie nicht auf Anhieb auffindbar ist. Zusätzlich wird bei carzapp sofort Alarm ausgelöst, wenn die Wegfahrsperre zum Einsatz kommt. Auch in puncto eigener Versicherung sind Autobesitzer mit einer Voll- und Teilkaskoversicherung gut geschützt.

Zum Start, der für Sommer diesen Jahres angepeilt ist, wird die App für iOS und Android-Smartphones auf den Markt kommen. Bisher haben die beiden Gründer Oliver Lünstedt und Sahil Sachdeva ihr Start-up selbst finanziert. Nun steht eine erste Investorenrunde an, bei der es um eine Million Euro Kapital geht. In puncto Geschäftsmodell setzt carzapp auf Provisionen von den Autobesitzern, die wie branchenüblich bei rund 30 Prozent liegen werden. Zusätzliche Kosten gibt es nicht.

Teilnahme am Regierungsprogramm Elektromobilität

Wie prospektiv carzapp an das Thema Carsharing herangeht zeigt sich auch daran, dass das Berliner Start-up am Regierungsprogramm Elektromobilität teilnimmt. Im Zusammenschluss mit Renault, Peugeot, Vodafone, E.ON und Capgemini bewirbt sich das Team mit einem Projekt, das die Vorteile von Elektrofahrzeugen und Carsharing kombiniert: Nutzer können für drei Jahre ein Elektrofahrzeug zu günstigen Konditionen mieten, das mit der carzapp-Hardware ausgestattet ist. Über die Homepage kann sich jeder für ein E-Auto bewerben und sich damit gleich doppelt dem Thema Nachhaltigkeit verschreiben.

Auf jeden Fall bietet carzapp spannende Möglichkeiten, die es nun auszuloten gilt. Spannend bleibt, wie gut das Prinzip tatsächlich gegenüber Hacker- und Einbruchversuchen geschützt ist und ob sich Autobesitzer von der Idee überzeugen lassen, ihr Auto wie einen flinkster-Wagen fremden Menschen zu überlassen, die sie noch nie gesehen haben.

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