gamigo steht zum Verkauf – Springer bietet Spieleplattform im Markt an
EXKLUSIV In den vergangenen Monaten trat das Medienhaus Springer immer wieder als Käufer von angesagten Online-Projekten auf. Zuletzt stieg das umtriebige Unternehmen unter anderem bei Ladenzeile.de, MeinGutscheincode.de und kaufDa ein. Nun tritt Springer mal wieder als Verkäufer auf! Nach Informationen von deutsche-startups.de sucht das Medienhaus derzeit einen Käufer für die Onlinespiele-Plattform gamigo (www.gamigo.de). Das Unternehmen, welches von Rainer Markussen geführt wird, gehört seit Januar 2009 zu 100 % zur Axel Springer AG. Über seinen Ableger AS Venture ist das Medienhaus bereits seit 2000 an gamigo AG beteiligt. In mehreren Schritten baute das Unternehmen seinen Anteil immer weiter aus. Die Mehrheit an der Spielefirma übernahm Springer dann im September 2008.
Damals schien es, dass gamigo eine lange und glückliche Zukunft im Springer-Reiche haben könnte und sollte. „Gamigo agiert in einem stark wachsenden Marktsegment, wird seinen Umsatz dieses Jahr vervierfachen und ist profitabel. Damit ist Online-Gaming auf dem Weg, ein wichtiger Baustein im Rahmen der Digitalisierungsoffensive von Axel Springer zu werden”, sagt Jens Müffelmann von Springer zur Übernahme vor über drei Jahren. Und in den vergangenen Jahren schien man im Hause Springer – zumindest nach außen – immer sehr zufrieden zu sein mit der Entwicklung von gamigo. Anfang 2010 verkündete das Unternehmen: “2009 war ein überaus erfolgreiches Jahr für die Hamburger gamigo AG. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat sich die Mitarbeiterzahl mehr als verdreifacht. Der Umsatz stieg im selben Zeitraum um beeindruckende 233 %”.
“Sehen uns gut für den Wettbewerb gerüstet”
Zum zehnten Geburtstag im Mai 2011 schließlich sagte Vorstand Markussen: “Durch eine weitsichtige Produktstrategie konnte der Umsatz in den letzten Jahren stets im zweistelligen Prozentbereich gesteigert werden. Auch für die Zukunft sehen wir ähnliche Wachstumsmöglichkeiten. Durch die weitere Internationalisierung, die Fokussierung auf bekannte Marken und weitere Steigerung der Produktqualität sehen wir uns gut für den Wettbewerb gerüstet” Dies ist nicht einmal 12 Monate später offenbar nicht mehr der Fall. Wie zu hören ist, passt gamigo nicht mehr zum Kerngeschäft von Springer. Das Problem bei gamigo ist vermutlich das Portfolio der Spieleplattform, die sich als “ein führender Anbieter von kostenlosen Onlinespielen, die als eigenständiger Client oder im Browser gespielt werden können” sieht. Über 20 Spiele bietet gamigo seinen Nutzern derzeit an, fulminante Blockbuster, die jeder Daddler kennt und liebt, sind darunter aber kaum zu finden.
Ein großes Problem bei gamigo ist vor allem das Thema Lizenzen, fast alle angebotenen Spiele vertreibt die Gamesfirma nur im Auftrag der jeweiligen Spieleentwickler. So besteht immer die Gefahr, dass gamigo ein Spiel in Deutschland oder anderswo zum Erfolg führt, der Lizenzgeber den Vertrag nicht verlängert und das Spiel an ein anderes Unternehmen vergibt oder gar selbst betreibt. Erst Ende des vergangenen Jahres verlor gamigo beispielsweise das bekannte Golfspiel ShotOnline. Nicht umsonst beteiligte sich gamigo Anfang November 2011 mit 20,1% am koreanischen Spieleentwickler OnsOn Soft.
Die Firma mit Sitz in Seoul entwickelte unter anderem das bekannte Fantasy-Spiel Fiesta Online, welches “zu den umsatzstärksten Produkten im gamigo-Portfolio zählt”. Mit dieser Beteiligung sicherte sich gamigo somit seinen absoluten Kassenschlager und gleichzeitig die “europäischen und nordamerikanischen Publishing-Rechte” an einem weiteren Spielen der Gamesschmiede. Eine Fortführung dieser Strategie wäre langfristig sicherlich sinnvoll. Offenbar will Springer dies aber nicht in Eigenregie vollziehen. Interessenten, die gamigo weiterführen möchten, soll es einige geben. Ein offizielle Stellungnahme zum Thema von Springer steht noch aus.
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