Dringend gesucht: Motivierte und gut qualifizierte Mitarbeiter
Trotz hoher Arbeitslosigkeit wird der Mangel an qualifizierten und ambitionierten Arbeits- und besonders Fachkräften immer größer. Umso mehr verwundert, wie wenig Mühe sich Arbeitgeber oft geben, um eben gutes und passendes Personal zu finden. Stellenausschreibungen sind zum einen oft unterirdisch langweilig, zum anderen wenig informativ für die Interessenten und zum dritten wirken sie selten verlockend auf attraktive Bewerber. Wenn man sich so in Online-Jobportalen umsieht, wundert es doch, mit welchem Selbstbewusstsein Unternehmen noch immer Mitarbeiter suchen.
- Die zu besetzenden Stellenbeschreibungen an sich klingen ungefähr so verlockend wie ‘Pansen in Graupensuppe’;
- die Listen mit den – wörtlich: – Anforderungen an die Bewerber sind um ein Vielfaches länger und mit mehr Engagement formuliert als die Aufzählungen, was das Unternehmen denn im Gegenzug zu bieten hat – außer natürlich, dass jedes zweite Unternehmen Marktführer in irgendwas ist.
- Noch immer werden die Kontaktmöglichkeiten sehr repressiv herausgegeben, strikte Regeln bezüglich des zu wählenden Bewerbungsmediums werden aufgestellt: “Bewerbungen per E-Mail werden nicht akzeptiert, bitte schicken Sie uns Ihre Unterlagen ausschließlich per Post.” “Von Anrufen bitten wir abzusehen.”…
Es ist in Anbetracht des Fachkräftemangels also massives Umdenken seitens der Arbeitgeber angebracht. Jetzt müssen sie sich ‘gut verkaufen’, müssen dafür sorgen, dass sie auf Arbeitnehmer attraktiv wirken.
Zur Einstimmung und Motivation als erstes mal ein paar tolle Inspirationen. Im Artikel Schöne und (gute)Recruitinganzeigen sehen so aus! sind einige wirklich originelle Stellenanzeigen gesammelt.
Sehr schön ist auch die Stellenanzeige des Startups TripMeister, in der ein Backend-Entwickler gesucht wird. Angesprochen werden die Interessenten mit der Frage “Programming, Motherfucker. Do You Speak it?” Im Basic-Thinking-Artikel “Motherfucker” gesucht: Startup Tripmeister wirbt um Entwickler [Update] wird Mathias Domschke von Tripmeister zitiert, der erklärt, warum bei dieser Stellenanzeige mit dem nicht ganz jugendfreien Motto der gleichnamigen Programmierer-Initiative gearbeitet wird:
“Trotz unserer starken Vernetzung in Berlin, zu Ex-Unternehmen und unseren Universitäten ist es echt schwer gute Talente zu finden. Vor allem im Bereich der Softwareentwicklung herrscht wirklich ein spürbarer “War of Talent”. Da muss man schon was aufbieten und zeigen was man hat.”
Dieses Ringens um Talente sind wohl doch schon einige Unternehmen gewahr und geben sich zunehmend Mühe. Besonders einfallsreich zeigen sich dabei naheliegender Weise die von Haus aus innovativen Startups oder Kreativ-Unternehmen. So kann man sich zum Beispiel auf der Site Berlin Startups Jobs umschauen, um viele weitere Inspirationen für kreative Stellenanzeigen zu finden. Und auch in der großen Stellenbörse von deutsche-startups.de findet man immer wieder gelungene Anzeigen.
Auch ganze Branchen lassen sich inzwischen einiges einfallen, um für Bewerber und Lehrstellen-Suchende attraktiver zu werden. Das Handwerk beispielsweise jammert ja schon lange über den Mangel an Nachwuchs. Jetzt hört man aus dieser Ecke endlich nicht mehr nur Seufzer, sondern lernt auch richtig originelle Aktionen kennen. Den Werbespot oben fürs Handwerk, zum Beispiel, oder den interaktiven Berufe-Checker, in dem man den handwerklichen Beruf herausfinden kann, der am besten zu den eigenen Neigungen und Interessen passt. Wirklich klasse gemacht!
Gute und ambitionierte Mitarbeiter wollen zu einer attraktiven Arbeitgebermarke
Aber selbst richtig gute und coole Stellenanzeigen allein genügen nicht mehr, um wirklich die talentiertesten Mitarbeiter zu bekommen. Denn wie gesagt: Die Nachfrage nach qualifizierten und motivierten Kräften übersteigt das Angebot – die Jobsuchenden haben die Wahl. Und sie wählen sorgsam.
Da müssen sich die Unternehmen insgesamt zur Decke strecken, müssen glaubhaft, transparent und nachhaltig zeigen, dass sie als Arbeitgeber attraktiv sind und mehr zu bieten haben, als ein passables Salär plus Dienstwagen. Längst gibt es viel gelesene Rankings und Bewertungsportale für Arbeitgeber, längst ist ein ausführliches Medienclipping über ein Unternehmen immer nur eine Google-Anfrage weit entfernt.
Die Unternehmen müssen also nicht nur behaupten, ein toller Arbeitgeber zu sein, sie müssen es unter Beweis stellen, sonst werden ihre Behauptungen schnell Lügen gestraft.
Bitteres aktuelles Beispiel für die Wichtigkeit der guten Reputation eines Unternehmens auch als Arbeitgebermarke zeigt die Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker. Es gibt viele Gründe, warum es mit Schlecker seit Jahren ständig bergab ging, aber einer davon war wohl auch der schlechte Ruf als Arbeitgeber. Zitat aus dem Hamburger Abendblatt: “Die Läden, oft in abseitigen Lagen, wirken schon zu lange zu klein und zu rumpelig. Zudem störten sich manche Kunden am schlechten Umgang der Firma mit den Beschäftigten.” Eine gutes Image als Arbeitgeber ist also nicht nur wichtig für das Recruiting fähiger Mitarbeiter, sondern auch für Kaufentscheidungen der Kunden.
Deshalb wird das Employer Branding für Arbeitgeber immer wichtiger. Interbrand definiert das in seiner durchaus lesenswerten und informativen Selbstdarstellung: Employer Branding – Top oder Flop? so: “Employer Branding zeichnet die bewusste Positionierung als Arbeitgeber erster Wahl. Vorrangig besteht Employer Branding darin, die Wahrnehmung als Arbeitgeber zu steuern – mit dem Ziel, die richtigen Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen.”
Ressourcen zum Weiterlesen
Wer in Sachen Recruiting auf dem Laufenden bleiben will, dem sei wärmstens die Kategorie Recruiting-Blogs in der Wollmilchsau empfohlen, wo die jeweils aktuellsten Blogbeiträge von 33 (!) Blogs zum Thema als RSS-Feed aggregiert werden. Ein Blick hier hinein, und man braucht zum Thema Recruiting keinen Feedreader mehr.
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