Fünfzehn Fragen an Michael Nenninger von Voycer

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein? 
Die Chance zur Selbstbestimmung in der Umsetzung eigener Ideen und Visionen.  

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up? 
Mein amerikanischer Freund Hiram Bingham (Co-Founder Voycer) und ich unterhielten uns bei einem Länderspiel in der Werbepause über die Idee, dass Konsumenten selbst werben könnten, um somit ihre Bedürfnisse, Themen und Ideen zu verbreiten. Das brachte uns auf das Thema Social Media und dass die bisherigen Online-Angebote kaum die Möglichkeit bieten, Meinungen zu bestimmten Themen zu bündeln und zu multiplizieren. Uns ließ die Frage nicht mehr los, wie wir Menschen eine wirksame Stimme (Voyce) verleihen können – so wurde Voycer als Idee geboren.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?  
Von den zwei Gründern und einem Business Angel. 

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine? 
Wir mussten beide sehr lukrative Management-Jobs aufgeben und ganz von vorne anfangen. Ohne Gehalt, ohne Produkt, ohne Brand und das mit Anfang 40 und einer Familie. Kein echter Stolperstein, aber eine wegweisende Entscheidung im Leben.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen? 
Eigentlich gar nichts. Aus unseren Fehlern haben wir viel gelernt, außerdem war für uns sehr wichtig immer wieder Neues auszuprobieren. Das meiste hat ja erfreulicherweise geklappt.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig? 
PR und Virales Marketing. Die Votings unserer User verbreiten sich primär dadurch, dass die Ersteller sie teilen, posten, mailen, etc. Wichtig ist, dass über die einzelnen Voting-Themen unserer User sowie über Voycer geredet wird. So erreichen wir laufend neue Nutzergruppen und können somit die Nutzung unserer Voting-Tools steigern – ohne hohe SEM- und Branding-Budgets.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Das waren sehr viele wertvolle Menschen, die mich und die Idee unterstützt haben. Ihnen allen bin ich sehr dankbar, besonders aber meiner Frau, die immer auf die Frage „Wird Voycer erfolgreich?“ mit „Ja“ abstimmt.  

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg? 
Fest an die Idee zu glauben und sehr früh viele Gespräche mit potentiellen Kunden/Usern zu führen und Varianten auszuprobieren. Selten funktioniert bereits der erste Prototyp.  

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen? 
Bei uns fehlt häufig der Mut zur Unterstützung neuer Ideen. Es würde zum Beispiel helfen, das Businessangeltum gezielt zu intensivieren, weil diese Menschen ihr Wissen weitergeben und mit ihren Netzwerken helfen. Im Internet sind wir eher dabei uns zum Marktführer für Copycats zu entwickeln. Kaum jemand traut sich Neues zu schaffen bzw. zu finanzieren.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?   
Ich würde mir überlegen, wie ich meine Ideen alternativ zum Erfolg bringen könnte – zum Beipsiel wieder als Manager in einem internationalen Unternehmen. 

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?  
Bei der VZ Gruppe, auch wenn es sich eigentlich nicht mehr um ein Start-up handelt: Welche Diskussionen finden statt, wenn der Markt sich dreht? 

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?  
In die Zukunft, um zu sehen wie die Gesellschaft die heute offensichtlichen Fragen zum Thema Ressourcen und Umwelt beantwortet hat und natürlich um zu erfahren, wie stark die Idee der Mitbestimmung sich entwickelt hat. 

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld? 
Meiner Familie ein paar schöne Dinge kaufen, einen Teil als Reserve behalten und den Hauptteil in Voycer investieren. 

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag? 
Da mich Voycer fast rund um die Uhr gedanklich beschäftigt, gehört der Sonntag meinen drei Kindern und meiner Frau. Am liebsten machen wir einen erlebnisreichen Ausflug, zum Beispiel in die Berge. 

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden? 
Mit Dennis Meadows, dem Autor der Club of Rome Studie „Limits of Growth“, um zu verstehen wie er die Entwicklung der Menschheit sieht, nachdem er 30 Jahre lang die Grenzen des Wachstums am MIT erforscht hat. 

Zur Person 
Michael Nenninger ist Gründer und Geschäftsführer der Meinungs-Community Voycer (www.voycer.de), die Unternehmen eine Social Voting-Technologie für die eigenen Portale, Shops und Facebook-Seiten bereitstellt. Zuvor war er als General Manager bei Siemens für den Bereich Global Procurement Services (GPS) und für die Internet-Beschaffungsplattform click2procure verantwortlich. Die EBS Holding AG (zur Metrogruppe gehörig) unterstützte der gelernte Wirtschaftsinformatiker als Executive Vice President Sales & Business-Development. Seit Mitte der Neunziger Jahre entwickelte Nenninger außerdem die Internetgeschäfte bei KPMG mit.