Neue Top-Level-Domains: Chance für Firmen und Charity-Organisationen

Die kommenden zwei Jahre werden in Bezug auf Domainnamen äußerst interessant: Durch einen aktuellen Beschluss können Unternehmen und Organisationen ab 2012 themen- oder produktspezifische Domainendungen beantragen. Firmen können dann zum Beispiel ihren Regionalbezug ausdrücken (.koeln) oder ihr Produkt bzw. ihre Marke direkt im Domainnamen kommunizieren (.iphone.apple). Auch im Charity-Bereich eröffnet der Entscheid ganz neue Perspektiven. Ein tolles Projekt namens dotHIV wartet nur noch darauf, dass es endlich losgehen kann.

Durch den Beschluss der internationalen Domain-Verwaltungsstelle Icann, der sich ganze sechs Jahre hingezogen hat, wird in den nächsten zwei Jahren über zahlreiche neue Domainendungen entschieden, darunter wohl Dinge wie .sport oder .music. Auch Unternehmen können sich sogenannte Top-Level-Domains (TLDs) sichern, was vor allem in Bezug auf das Suchmaschinen-Ranking große Hoffnungen weckt.

Vor allem die Endungen .shop und .web sind gefragt

Nun gibt es erste Anbieter, bei denen man Domains mit spezieller Endung vorbestellen kann. Einer der Wunschdomain-Vergeber ist united-domains (www.uniteddomains.de). Schon unzählige unverbindliche Bestellungen sind eingegangen: “Besonders bei den sehr gefragten Domain-Endungen wie .web und .shop sehen wir ein enormes Potenzial, das zu einer echten Konkurrenz für die bislang führende .com-Domain werden könnte“, zieht Geschäftsführer Florian Huber eine erste Bilanz. Sobald feststeht, welche Domainendungen tatsächlich eingeführt werden und was sie genau kosten, kontaktiert united-domains die Interessenten. Ganz billig ist die endgültige Registrierung aber nicht: Rund 500.000 Euro wird die neue Domain im ersten Geschäftsjahr laut united-domains-Mitgründer Markus Eggensperger kosten. Darin enthalten sind die Icann-Bewerbungsgebühren von 185.000 Euro, weitere sechsstellige Kosten für das Aufsetzen und Betreiben der technischen Infrastruktur sowie die jährlichen Aufwendungen von rund 60.000 Euro.

Daneben gibt es immer mehr Initiativen für regionale Domainendungen. So zum Beispiel dotKöln (www.dotkoeln.de): Über die Plattform können Firmen, Hotels oder Einrichtungen zukünftig die City-Domain .koeln ergattern. Dies jedenfalls hofft Gründer Thomas Lenz, denn bevor sich dotKöln bei der Icann bewerben kann, muss es in den lokalen Wettbewerb. Die Stadt Köln wird in einem Verfahren einen privaten Bewerber auswählen, dem sie das geforderte Unterstützungsschreiben ausstellen wird. Deshalb sucht das dotKöln-Team Unterstützung aus der Community “Stimme für dotKöln”. Auch in vielen anderen Großstädten gibt es Initiativen für City-Top-Level-Domains.

Domainendung als Spendenaktion

Besonders spannend sind die neuen Möglichkeiten im Charity-Bereich, die sich nun ergeben. Bestes Beispiel ist dotHIV (www.dothiv.org). Die gemeinnützige Organisation wird sich Anfang 2012 um die Domainendung .hiv bewerben. Wenn alles klappt können Firmen, Städte, Blogger etc. sich zukünftig eine .hiv-Domain besorgen und damit ihr Engagement im Bereich HIV und AIDS ausdrücken. Das Team hofft verstärkt auf die Teilnahme großer Unternehmen wie Google und Facebook. Jedes Mal, wenn ein Nutzer dann auf google.hiv anstatt auf google.com klickt, wird aus den gesammelten Registrierungsgebühren ein kleiner Betrag an HIV-Projekte gespendet. „Unsere Marktanalyse ergab ein Marktvolumen für .hiv-Domains von ca. 120.000 Stück“, erklärt Mitgründer Tobias Mölder. dotHIV arbeitet mit der Spendenplattform betterplace zusammen und versucht aktuell, einen Teil der Finanzierung über Crowdsourcing zu erreichen.

Das kommende Jahr wird uns also verschiedene neue Domainendungen bescheren – eine wichtige Entwicklung, denn die vielen seltsamen Phantasie-Domainnamen aus den letzten Jahren sind sicherlich auch Ergebnis der knapper werdenden sinnvollen Domainnamen. Am 12. April 2012 endet die Bewerbungsfrist für die TLDs, dann wird es sicherlich bis Ende des Jahres dauern, bis die ersten Anträge bewilligt wurden. Es bleibt spannend, welche Unternehmen frühzeitig auf den Zug aufspringen und welche nicht, welche Marken-Quelereien entstehen (die Endung „apple“ könnte auch Obstbauern interessieren) und wie sich die Neuerungen auf SEO, Markenbildung usw. auswirken.

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