Fünfzehn Fragen an José Matías del Pino von Ondango
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich bin nie mein eigener Chef, denn genau genommen nehmen unsere Kunden diese Position ein. Die Prioritäten bei Ondango richten sich immer nach ihren Bedürfnissen und Wünschen. Wenn ein Kunde ein Problem hat und mich anruft, reagieren ich und mein Team sofort. Das ist der Anspruch, den wir an uns selbst haben. Aber keine „offiziellen“ Chefs zu haben gibt mir natürlich die Freiheit meine Visionen für Ondango umzusetzen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ein guter Freund aus meiner Heimat Chile, der eine Export-Firma in Hong Kong hat, wollte seine Produkte in Chile vertreiben. Da Facebook in Chile eine enorme Reichweite hat, erschien es uns interessant, das Netzwerk als Vertriebskanal zu nutzen. Wir haben nach passenden Lösungen gesucht und festgestellt, dass keine davon qualitativ ausreichend war. Aus dieser Erkenntnis kam mir die Idee, das perfekte Facebook-Commerce-Erlebnis zu realisieren. Kurz darauf habe ich Claudio Bredfeldt (unser CTO) von meiner Idee erzählt und so ist Ondango im Oktober letzten Jahres entstanden. Ein paar Monate später kam Nicolas Dittberner als CMO und Mitgründer dazu, womit das Gründerteam vollständig war.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Aus einem Gründerstipendium der Beuth Hochschule und aus unserer ersten Finanzierungsrunde mit Estag Capital, Mario Brockmann (Business Angel, ex-VP Zanox) und Tillmann Buggenhagen (Director Sales Cisco Systems).
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Der größte Stolperstein war die fehlende Zeit: Claudio und ich mussten am Anfang noch halbtags als Freelancer arbeiten, um uns zu finanzieren. Dies hatte zur Folge, dass die Entwicklung des Konzeptes länger dauerte als geplant. Seit Mai dieses Jahres widmen wir uns nur noch Ondango. Seitdem läuft alles deutlich schneller und für uns zufriedenstellender.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Vor Ondango haben Claudio und ich bereits ein anderes Start-up gegründet – mit mäßigem Erfolg. Aus unseren „Anfängerfehlern“ haben wir viel gelernt. Zum Beispiel haben wir vor der Gründung von Ondango eine gründliche Marktanalyse durchgeführt, um den Bedarf einschätzen zu können.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Ich bin ein großer Fan von exzellenter Kundenbetreuung und -support als Marketing Tool. Viele unserer Kunden kamen durch Empfehlungen von zufriedenen Ondango-Kunden zu uns. Das ist ein tolles Gefühl und meiner Meinung nach ein tragfähiges Wachstumsmodell.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Durch das Founder Institute haben wir Holger Weiss (CEO von AUPEO!) und Samuli Sirén (Manager Business Development und Investments bei K-New Media) kennengelernt. Mit ihren Erfahrungen und ihrem Input haben uns beide sehr geholfen. Bis heute arbeiten wir eng zusammen.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Einen Tipp, den ich jedem Gründer mit auf den Weg geben kann, ist dass man sein Produkt schnell in den Markt bringen sollte, auch wenn es noch einige Schwächen hat. Mit Feedback von „echten“ Kunden kann man das Produkt viel effizienter verbessern, als wenn man ohne externe Einflüsse arbeiten würde.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ganz klar: Die Bedingungen für die Einwanderung von qualifizierten ausländischen Fachkräften sollten deutlich erleichtert werden. Außerhalb von Europa gibt es viele gut ausgebildete Menschen, die Innovationen in Deutschland mit vorantreiben und sogar Arbeitsplätze schaffen könnten.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Hätte ich kein Start-up gegründet, wäre ich aufgrund meiner Ausbildung und meinem früheren beruflichen Werdegang wahrscheinlich Unternehmensberater geworden. Aber jetzt, da ich das Leben eines Startup-Gründers kenne, kann ich mir keinen anderen Beruf mehr vorstellen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei einer der Firmen von Rocket Internet. Trotz aller Kritik an den sogenannten „Copycats“ steckt sehr viel operatives Know-how in den Rocket-Startups.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
So weit in die Zukunft wie möglich. Ich bin optimistisch, dass in der Zukunft für viele unserer Probleme Lösungen gefunden werden.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Da ich im Moment keine Zeit für eine Weltreise habe, würde sich wahrscheinlich nicht viel in meinem Leben ändern. Einen Teil würde ich in Ondango investieren und den Rest vermutlich in andere Assets.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Morgens surfen am Strand mit Freunden, nachmittags grillen, auch am Strand. Kommt leider in letzter Zeit nicht besonders oft vor.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Mark Zuckerberg. Und nach dem dritten Bier würde ich versuchen, mehr über die kommenden Entwicklungen von Facebook zu erfahren.
Zur Person
José Matías del Pino ist Gründer und CEO von Ondango (www.ondango.com). Der aus Chile stammende Wirtschaftsingenieur blickt auf mehrjährige Berufserfahrung in Chile und Deutschland zurück, unter anderem bei Procter & Gamble und SponsorPay. Nach seinem Studium an der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso in Chile absolvierte er einen MBA an der Technischen Universität München sowie das Trainingsprogramm zur Unternehmensgründung am Founder Institute.