Vereinigung der Mikro-Investoren: Wie das Prinzip Crowdinvesting abzieht
Gerade mal 18 Tage brauchte BluePatent (www.bluepatent.com), bis die Finanzierung stand: Die aktuellen Entwicklungen zeigen auf, wie sich das Prinzip Crowdinvesting innerhalb kürzester Zeit zu einem funktionierenden Finanzierungsmodell für Start-ups entwickelt. Soeben hat die Crowdinvesting-Plattform Seedmatch (www.seedmatch.de) ihr drittes Projekt erfolgreich abgeschlossen, 42 Tage früher als veranschlagt. Auch Mitbewerber Innovestment (www.innovestment.de) zieht kräftig mit und wirft mit Audiogent (www.audiogent.com) sein erstes Finanzierungsprojekt in die Runde. Mikro-Investoren stürzen sich – nach anfänglichem Zögern – auf die Projekte, denn anders als beim Crowdfunding haben sie mit wenig Einsatz die Aussicht auf lukrative Gewinnausschüttungen.
Im Sommer nahm das Thema Crowdinvesting, eines der 10 Trends, die die deutsche Gründerszene momentan bewegen, in Deutschland seinen Lauf: Anfang Juli stellte Seedmatch die ersten beiden zu finanzierenden Start-ups vor. Cosmopol (www.cosmopol-shop.com/shop), das erste, ist ein Onlineshop für Souvenirs und Geschenke aus über 70 Ländern. NeuroNation (www.neuronation.de), das zweite, entwickelt kurze und unterhaltsame Gedächtnisspiele „für Zwischendurch“. Seedmatch bewertete beide Unternehmen im Vorfeld mit 600.000 Euro und setzte jeweils eine Investment-Dauer von 60 Tagen an. Am Ende der Frist war das Geld noch nicht ganz zusammen. Durch die Verlängerung um 30 Tage wurden beide Projekte Ende Oktober dann aber doch noch erfolgreich abgeschlossen. Der Anfang war also ein bisschen zögerlich, was aber nicht verwundert, immerhin geht es hier um ein (in Deutschland) völlig neues Finanzierunsprinzip.
Nachdem dieser erste Showcase geschafft ist, geht es in Runde zwei nun richtig ab: Das neueste Projekt BluePatent hat die Deckung seines Mindestkapitalbedarfs in nur 18 Tagen erreicht und brauchte damit nicht mal ein Drittel der angepeilten Zeit. Auf der Plattform stellen Unternehmen, die ein Patent anmelden wollen, Aufträge zu Schutzrechtsrecherchen online. Experten und Fachleute rund um den Globus fahnden nach möglichen Plagiaten und spüren zu Unrecht erteilte Patente auf, wofür sie Prämien erhalten. Dieses Prozedere bewahrt vor späteren Streitigkeiten oder Lizenzzahlungen. Kurze Zeit nachdem der Minimalbedarf von 50.000 Euro gedeckt war, ist nun auch die Maximalsumme von 100.000 Euro erreicht – und das Projekt dank der 163 Mikro-Investoren damit abgeschlossen.
Audiogent: schon zwei Drittel des Bedarfs gedeckt
Ähnlich sieht es bei Innovestment aus. Am 6. November startete auf der Plattform die erste Beteiligungsauktion. Das Start-up Audiogent bietet interaktive Hörspiele und Hörbücher für Smartphones und andere Endgeräte an, zum Beispiel von „Die drei ???“. Schon in den ersten Stunden erreichte das Magdeburger Unternehmen über 25 % seines Kapitalbedarfs von 50.000 Euro. Obwohl die Auktion noch knapp 30 Tage läuft, sind schon große Teile der Summe gedeckt.
Diese ersten Erfahrungen zeigen auf, dass Crowdinvestment zukünftig zu einem wichtigen Standbein bei der Finanzierung von Start-ups wreden könnte. Die Vorteile sind für alle Seiten groß: Gründer legen selbst fest, wie viele Anteile sie abgeben wollen. Anders als bei anderen Investitionsmodellen handelt es sich bei den Financiers um stille Beteiligte. Die Geldgeber sind also nicht Miteigentümer und reden den Gründern bei der Ausrichtung des Start-ups und anderen Fragen nicht ins Geschäft hinein sondern stehen höchstens mit Rat und Tat zur Seite – und sorgen im Hintergrund für das Marketing, indem sie über „ihr“ Start-up reden. Geldgeber können maximal ihren eingebrachten Betrag verlieren und stehen nicht in der Nachschubpflicht. Kommt ein Projekt nicht zustande, erhalten sie ihr Investment zurück.
Fundings: bei Seedmatch ab 250 Euro, bei Innovestment ab 1.000 Euro
So ähnlich sich Seedmatch und Innovestment in ihrer Ausrichtung auch sind: Ein paar Unterschiede gibt es doch. Während Privatinvestoren bei Seedmatch bereits ab einem Funding von 250 Euro einsteigen können, ist bei Innovestment ein Mindestbetrag von 1.000 Euro erforderlich. Außerdem wird hier die Bewertung des Start-ups von den Investoren selbst vorgenommen, indem sie bei der Innovestment-Auktion Gebote abgeben – und nicht durch die Plattformbetreiber wie bei Seedmatch. Dies soll zu einem möglichst fairen und realistischen Marktpreis des Start-ups führen. So gut wie es bei den beiden Crowdinvesting-Plattformen läuft, dürften demnächst noch mehr Mitbewerber auf der Bildfläche auftauchen und das Prinzip damit massentauglich machen.
Bild: Thorben Wengert / pixelio
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